Dreiländermord
bei einem Pfarrer
finden lassen?
»Hoffentlich nichts«, beantwortete Megrette seine
Frage. »Es wäre nur, ehrlich gesagt, mehr als peinlich, wenn sich unser lieber Pfarrer
als Teufel in Menschengestalt erweisen würde. Davon gehe ich freilich nicht aus.
Ich hätte Sie nur gerne dabei gehabt, weil Sie doch an der Geschichte mit dem deutschen
Journalisten dran sind und unser Pfarrer mit ihm Kontakt aufnehmen wollte. Ich habe
eine Notiz gefunden, nach der sie sich im Hürtgenwald treffen wollten.«
»Na, denn.« Böhnke wollte zum Ende kommen. »Dann
treffen wir uns also. Wann?«
»Am besten morgen Nachmittag. So gegen drei?«
»Okay. Um drei in Kelmis vor dem Pfarrhaus. Das wird direkt neben der
Kirche sein, vermute ich. Und eine Kirche werde ich hoffentlich auf Anhieb finden.«
»Das stimmt. Allerdings treffen wir uns nicht da. Unser Pfarrer hatte
noch eine Zweitwohnung an der Hauptstraße.« Megrette stöhnte kurz. »Jetzt verstehen
Sie vielleicht auch, warum ich nicht gerade gerne und vor allem nicht alleine dahin
will. Wer weiß, was uns da erwartet.«
Den nächsten Morgen verbrachte Böhnke damit, in
jeglicher Hinsicht Hausputz zu halten. Da war nicht nur die Wohnung, die er vor
dem Wochenendbesuch von Lieselotte wieder in einen gepflegten Zustand bringen musste,
da war auch der Garten, in dem der ökologische Landbau inzwischen zu sehr die Oberhand
gewonnen hatte, und den er, vornehmlich im Mähen des ehemaligen Rasens, stutzen
musste, außerdem wartete die Reparatur der Dachrinne. Diese Aufgabe musste hingegen
warten. Während der Mäharbeit hatte Böhnke seine Gedanken sortiert, die um Geffert
und dessen Rechercheergebnisse kreisten. Er war zu der Ansicht gelangt, er müsse
Rennickens kontaktieren. Warum nicht, sprach er sich selbst zu. Eventuell konnte
Küppers Intimfeind ihm ein paar weitere Details nennen, die irgendwie auffallend
waren, wobei, wie er sich eingestand, allein der Begriff ›irgendwie‹ deutlich machte,
dass er nichts wusste, wenig kannte und keinerlei Schlüsse aus vorliegenden Fakten
ziehen konnte, eben weil er gar nicht wusste, ob überhaupt die Fakten einen Zusammenhang
ergaben oder nicht. Wie sollten sie zusammenhängen?
Erst durch seinen Hinweis, er sei ein ehemaliger leitender Kripomann
aus Aachen, hatte sich die Vorzimmerdame befleißigt, die Verbindung zum Chef der
Dürener Polizeibehörde überhaupt herzustellen.
»Ich habe nicht viel Zeit«, raunzte Rennickens, hörbar genervt durch
Böhnkes Anruf, als er ihn endlich an der Strippe hatte. »Was wollen Sie?«
»Gewissermaßen einige Informationen von Kollege
zu Kollege«, entgegnete Böhnke, darum bemüht, höflich und freundlich zu bleiben,
was ihm schwer fiel. Schon wegen seines lauten, aggressiven Tonfalls war ihm Rennickens
unsympathisch. Trotzdem musste er sich arrangieren, immerhin wollte er von dem anderen
ein paar Auskünfte.
»Kann ich Ihnen nicht liefern, selbst wenn ich wollte, Herr Böhnke.
Sie sind wegen Ihrer ominösen Krankheit nicht mehr im Dienst, demnach nicht befugt,
von mir Auskünfte offizieller Art zu bekommen«, antwortete Rennickens allgemein
auf Böhnkes Einleitung.
Anscheinend, so glaubte Böhnke aus der Bemerkung herausgehört zu haben,
nahm ihm Rennickens die Krankheit nicht ab und sah vermutlich in ihrer Vagheit einen
Anlass des Alten, sich frühzeitig aus dem Polizeidienst zu verabschieden. Doch Böhnke
behielt seinen Gedanken besser für sich. Rennickens würde garantiert das Gegenteil
behaupten, wenn er ihn darauf ansprechen würde. Außerdem war seine Erkrankung nicht
das Thema, über das er reden wollte.
Aus diesem Grund solle man es bei einem unverbindlichen, informellen
Gespräch belassen, schlug Böhnke nach der ersten Abfuhr vor. »Ich sage Ihnen, was
ich weiß und was ich will, und Sie können entscheiden, was Sie mir sagen wollen.«
Schnell berichtete er von seiner Untersuchung nach dem Tod von Geffert
und zog dabei die Behauptung von Gefferts Bruder in Zweifel, es könne sich nicht
um Selbstmord gehandelt haben. Geffert habe, so Böhnke schließlich, nachdem er über
Angelika Fröschen und Wirthding gesprochen hatte, offenbar eine Verabredung mit
einem belgischen Pfarrer gehabt oder ausmachen wollen, zu der es jedoch nicht gekommen
sei.
»Ja, und?« Rennickens zeigte unverhohlen sein Desinteresse. »Was soll
das jetzt?«
»Na ja«, meinte Böhnke. »Sie haben damals nach dem Tod von Saggolny
ermittelt.«
»Richtig. Eindeutiger Sachverhalt. Auftragsmord. Täter haben
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