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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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keine
Spuren hinterlassen.« Mehr könne er dazu nicht sagen.
    Er habe doch auch beim Tod des Mädchens die Untersuchung geleitet,
hakte Böhnke nach. Da sei Wirthding in die Schusslinie geraten.
    »Blödsinn«, fauchte Rennickens.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, wurde behauptet, er habe sich mit
dem Mädchen am Abend ihres Verschwindens verabredet. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Er konnte wohl das Gegenteil beweisen. Ich weiß nicht mehr warum,
aber die Ermittlung gegen ihn wurde schnell fallen gelassen.« Rennickens atmete
tief durch. Im Hintergrund hörte Böhnke, wie in dessen Büro ein Handy klingelte.
Er erkannte die Melodie des River-Kwai-Marsches.
    »So«, fuhr Rennickens brüsk fort, »das wär’s wohl für heute. Ich habe
zu arbeiten.«
    »Ich auch«, entgegnete Böhnke. Er werde sich noch mit einem Kollegen
aus Belgien unterhalten. »Kennen Sie Megrette vielleicht?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ist ja auch egal. Ich werde mich morgen mit ihm am Haus des Pfarrers
treffen.«
    Rennickens lachte laut und lange, während immer noch die Marschmusik
ertönte. »Und wenn Sie Hinweise darauf finden, dass der Pfarrer den Journalisten
ermordet hat, dann geben Sie mir bitte sofort Bescheid.« Die Ironie in seiner Stimme
war unüberhörbar.
     
    In der Nacht wälzte sich Böhnke lange schlafsuchend im Bett. Alle Strategien
wollten nicht fruchten, das ›Übersetzen‹ ebenso wenig wie die Atemtechnik, die er
nach Anweisung seines Hausarztes erlernt hatte. Hatte die anstrengende Gartenarbeit
seinen körperlichen Rhythmus durcheinandergebracht? Und wenn er an die immer noch
defekte Rinne dachte, wurde seine Stimmung auch nicht besser. Oder war es doch Rennickens
und dessen ungehobelte Art? Langsam ahnte er, warum Küpper mit diesem Menschen nicht
auf einer Wellenlänge schwang.
    Böhnke sparte sich die Antwort und sah mit gemischten Gefühlen dem
nächsten Tag entgegen, an dem er nicht in bester Verfassung sein würde.
    Der Tag würde nicht gut werden, das konnte er fast schon spüren.

12.
    Den Kampf mit der löchrigen Dachrinne hatte Böhnke
beinahe für beendet und verloren erklärt, als Hilfe bringende Unterstützung in Form
des künstlerisch qualifizierten Nachbarn erschien. Mit flinken Händen und werklichem
Geschick hatte der Drechslermeister umgehend das defekte Teil ersetzt und Böhnke
bei seiner Arbeit zum Handlanger degradiert.
    Die Vorahnung hatte ihn nicht getrogen, dachte sich der Pensionär,
heute ist nicht mein Tag. Dann sah er es positiv. Heute kann es nur noch besser
werden, sagte er sich, sowie er am Nachmittag auf dem Weg nach Kelmis war.
    Megrette hatte ihm geraten, über Simmerath und Roetgen in den belgischen
Grenzort zu fahren.
    Böhnke hatte sich zunächst für die Alternativstrecke über Mützenich
und durch das Hohe Venn auf belgischem Gebiet parallel zur deutschen Bundesstraße
entschieden. Er wollte dadurch dem starken Verkehr mit den vielen Lkws auf der Hauptstraße
aus der Eifel in Richtung Aachen ausweichen und erhoffte sich eine idyllische und
ruhige Fahrt mit wenigen Fahrzeugen auf dem schmalen Asphaltstreifen.
    Allmählich fand Böhnke seine Gelassenheit wieder,
waren die Müdigkeit und der Ärger über das Misslingen seines handwerklichen Tuns
verraucht. Er genoss die betuliche Fahrt fernab jeglicher Hektik über die schlaglochreiche
Straße durch die Vennlandschaft, in die er hinter Mützenich eingebogen war. Er ließ
sich Zeit, Megrette hatte am Telefon nicht den Eindruck erweckt, dass er pedantisch
auf die Uhr schauen würde, ob Böhnke auch pünktlich in Kelmis eintraf. Nur selten
begegnete ihm bei seiner Fahrt durch den Naturpark ein Wagen, noch seltener wurde
er von einem Autofahrer überholt, der den Überholvorgang meistens mit einer abfälligen
Handbewegung und den Worten kommentierte: »Kannst du Sonntagsfahrer nicht aufs Gaspedal
drücken? Lahme Ente!«
    Böhnke ließ sich nicht beirren. Irgendwo musste
er an einer Kreuzung der schnurgeraden Straßen in dem lichten Wald eine Abzweigung
übersehen haben. Jedenfalls kam er fast in Roetgen im belgischen Petergensfeld raus.
Dort bog er am Haltepunkt links ab in Richtung Raeren. Er fuhr langsam weiter, wunderte
sich im unbewohnten Gebiet nur, dass er sich plötzlich auf einer Serpentinenstraße
befand. Nach der zweiten Spitzkehre entdeckte er rechts im hügeligen Buchenwald
ein schlichtes Kreuz. Wohl eine Mahnung und Erinnerung zugleich, dachte er sich.
Er steuerte vorsichtig auf die dritte, eine scharfe, abschüssige

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