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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Geffert getötet wurde. Wir wissen außerdem,
dass unser Pastor mit seinen Freunden Saggolny und Wirthding sowie vier anderen
gemeinsam Urlaub verbracht hat. Saggolny und Wirthding sind ebenfalls tot.« Wieder
legte Megrette eine Atempause ein. »Wir wissen noch nicht, ob das tote Mädchen von
der Autobahnbrücke etwas mit Wirthding zu tun hatte. Wir wissen auch nicht, ob Saggolny
und der Pastor noch Kontakt hatten. Wir wissen nicht, ob etwa die Freundin von Angelika
in Ibiza verschwinden musste, weil sie vielleicht Wirthding im Ferienhaus des Pastors
wiedererkannt hat.«
    »Das ist eine Spekulation«, schränkte Böhnke ein.
    »Sie haben recht. Das ist eine von vielen möglichen Spekulationen.
Aber ich schließe es nicht aus.« Megrette tippte auf das Bild. »Man nennt sich und
seine Freunde nicht ohne Grund Die Gnadenlosen, denke ich. Im Übrigen, das ist unser
Pastor.« Er zeigte auf den Mann ganz rechts auf der Fotografie.
    Nun konnte ihn Böhnke identifizieren. Neben dem Geistlichen lachte
der Mann in die Kamera, dessen Gesicht er zu kennen glaubte, weil es ihn so verdammt
gut an den jungen Küpper erinnerte.
    »Ich glaube, wir sollten hier erst einmal einen Schlussstrich ziehen«,
schlug Megrette vor. Er lächelte gequält. »Mehr werden Sie hier nicht aufstöbern.
Ich habe alles mehrmals auf den Kopf gestellt und nichts Weiteres gefunden. Lassen
Sie uns gehen.« Er steckte die Fotografie ein. »Ich lasse Ihnen eine Kopie machen.
Man kann nie wissen, wozu wir sie noch brauchen.«
    »Kann ich?« Böhnke deutete auf den Klappkalender.
    Megrette nickte. »Können Sie mitnehmen.« Jedoch würde er ihm nicht
zu viel verraten oder die Spannung nehmen, wenn er ihm erzähle, dass der Kalender
nur wenig inhaltsreich sei. Anscheinend habe der Pastor erst vor einem Monat begonnen,
darin Vermerke zu machen.
    »Warum?«, fragte Böhnke. Gab es irgendetwas vor einem Monat, das so
bedeutsam war, dass der Pastor anfing, sich Notizen zu machen?
    »Woher soll ich das wissen«, antwortete Megrette. »Das sind seine ganz
privaten Aufzeichnungen. Sein Kalender im Pfarrbüro ist voller Termine und Anmerkungen.«
Vielleicht habe der Pastor den ersten Kalender zu Hause irrtümlich weggeworfen und
sich deshalb einen neuen zugelegt, mutmaßte Megrette. Oder er habe ihn erst vor
vier Wochen gefunden. »Wie dem auch sei. Wenn Sie hineinschauen, finden Sie den
besagten Hinweis auf das Treffen von Geffert und dessen Telefonnummer. Und Sie stoßen
auf eine Telefonnummer, eingetragen am Tag vor Gefferts Tod.« Er habe diese Nummer
angewählt, berichtete Megrette, mit einem Ergebnis, mit dem er überhaupt nichts
anfangen konnte. »Es ist eine spanische Handynummer, denke ich. Die weibliche Stimme
auf dem Anrufbeantworter sprach eindeutig Spanisch.«
    Ibiza! Böhnke dachte unwillkürlich an die Vorgeschichte des Pastors.
»Möglicherweise hatte er noch Kontakte nach Ibiza?«
    Denkbar wäre es, stimmte Megrette zu. Aber er sehe sich außerstande,
das Handy zu lokalisieren oder zu personifizieren. Ermittlungstechnisch seien ihm
die Hände gebunden, da es in Belgien augenscheinlich keine Straftat gebe, wegen
der er die Nummer verifizieren müsse.
    »Und ich bin raus aus dem Dienstgeschehen. Als Privatmann habe ich
gar keine Möglichkeiten«, ergänzte Böhnke. Er legte den nach Megrettes Ansicht wenig
aufschlussreichen Kalender zu seinen Akten.

15.
    »Wohin fahren Sie mich eigentlich, Herr Kollege?«, erkundigte sich
Böhnke, als sie in Richtung Aachen unterwegs waren.
    Megrette schmunzelte. »Wir machen jetzt eine Gipfeltour und fahren
zum höchsten Berg der Niederlande.«
    »Und warum?« Böhnke konnte sich das Ziel der Fahrt nicht erklären.
Er hatte Wichtigeres vor als einen Ausflug zu einer Touristenattraktion.
    »Ich habe uns dort mit einem Kollegen verabredet. Den Drielandenpunt
findet jeder Holländer, Rheinländer oder Belgier«, behauptete Megrette.
    »Im Café treffen wir jemanden, den Sie auch kennen,
Herr Böhnke.«
    Der Pensionär schwieg und schaute aus dem Seitenfenster.
Statt durch das Hochmoor des Venns fuhren sie nun durch eine weite, offene, leicht
hügelige Landschaft mit vielen großen Weiden. Harmonisch wirkte das Gelände auf
Böhnke, ruhig und friedlich. Es erinnerte ihn bisweilen an Landschaftsaufnahmen
aus der Toskana. Lediglich der zunehmende Autoverkehr machte darauf aufmerksam,
dass sie sich nicht in einer menschenarmen Region befanden, sondern sich der Großstadt
Aachen und dem anhängenden Grenzort Vaals näherten.

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