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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Megrette wählte die Route über
Belgien und ließ den ehemaligen Grenzübergang Lichtenbusch mit Überqueren der Autobahn
rechts liegen. Er unterfuhr die neue, auf Stelzen weiträumig und störend die Landschaftsidylle
beeinträchtigende Trasse des TGV, des Hochgeschwindigkeitszuges zwischen Paris und
Köln über Brüssel. Der Wagen näherte sich der limburgischen Schweiz, auch Heuvelland
genannt, dem hügeligen Gelände, das für die Niederländer von der Nordseeküste fast
schon Hochgebirgscharakter hatte.
    Welchen Sinn es machte, sich am Dreiländereck
mit einem vermutlich niederländischen Kollegen zu treffen, erschloss sich Böhnke
nicht. Er hatte Mühe, sich darüber Gedanken zu machen, er war noch nicht einmal
damit fertig, seine neuen Eckpunkte zu sortieren. Da war ein zusätzliches Bündel
von Informationen zunächst hinderlich. Was hatte ihm der Besuch in der Wohnung des
belgischen Pastors gebracht? Die Erkenntnis, dass Geffert wahrscheinlich keinen
Selbstmord begangen hatte, gab sich Böhnke selbst zur Antwort. Wahrscheinlich hatten
der Geistliche und ein Unbekannter Geffert getötet. Durchaus denkbar war es dabei,
dass die Telefonnummer aus dem spanischen Netz diesem Unbekannten gehörte. Außerdem
hatte der Pastor mindestens zwei der Männer gekannt, die auf unterschiedliche Weise
ums Leben gekommen waren: der ermordete Saggolny, dem wiederum auch Geffert vor
etlichen Jahren einmal begegnet war, und der verunfallte Wirthding. Er würde die
Fotografie noch einmal intensiv betrachten, nahm sich Böhnke vor. Das eine Gesicht,
das störte ihn. Es kam ihm so bekannt vor. Wer war das, wenn nicht Küpper?
    Megrettes Art, ihn von Detail zu Detail zu führen, bereitete Böhnke
durchaus Spaß, wenngleich es heute beinah zu viele Details werden könnten. »Warum
machen Sie das?«
    Megrette sah ihn kurz von der Seite aus an. »Bei uns in Belgien gibt
es keinen Fall Geffert, aber vielleicht bei Ihnen. Bei uns gibt es nur einen Selbstmörder.
Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Warum haben Sie denn den Fall Geffert oder welchen Fall auch immer
nicht der zuständigen Polizeibehörde in Düren gemeldet? Bei Wenzel oder dem Kripochef
Rennickens?«
    Abfällig winkte Megrette ab. »Die Kripo Düren hat kein Interesse, so
scheint mir. Es handele sich bei Gefferts Ableben eindeutig um Selbstmord, hat mir
Ihr tumber Herr Wenzel unmissverständlich klar gemacht.«
    »Haben Sie denn auch mit dessen Chef gesprochen?«
    »Wollte ich. Jedoch hatte er angeblich keine Zeit für mich. Der Typ
ist hochgradig bekloppt, wenn Sie mich fragen. Ich habe dem einmal vor Jahren den
Arsch gerettet, als wir in Gulpen einen flüchtigen Bankräuber festgenommen hatten,
der den Kollegen in Düren bei einer Vernehmung abgehauen war. Die müssen sich damals
absolut dilettantisch verhalten haben. Aber der hat sich noch nicht einmal bei mir
oder meinen Mitarbeitern bedankt.«
    »Kennen Sie Rennickens?«
    »Kennen ist zu viel gesagt. Ich bin ihm nur begegnet, als er den Gauner
in Eupen abholte.«
    Komisch, dachte sich Böhnke, der Dürener Kripochef hatte eine Bekanntschaft
mit Megrette abgestritten. Er würde Rennickens am Mittwoch danach fragen, nahm er
sich vor. Wahrscheinlich war Rennickens die Erinnerung an das Missgeschick peinlich
gewesen, sodass er Megrette verdrängt hatte.
     
    Vor Vaals bog Megrette von der Ortsumgehung nach rechts auf eine schmalere
Straße ab, die durch den Wald zu dem Aussichtspunkt in exakt 323 Meter Höhe über
dem Meer führte. In Serpentinen schlängelte sich der Weg bergauf. Böhnke wunderte
sich über das rege Verkehrsaufkommen und über die vielen Radfahrer, die sie überholten
oder ihnen entgegenkamen.
    »Ich habe den Eindruck, jeder unserer limburgischen Nachbarn muss einmal
in seinem Leben met de Fiets op de Heuvel klimme«, schmunzelte Megrette. Auf diesen
wenigen Kilometern machte die radsportverrückte Nation ihrem Namen alle Ehre.
    »Dieser Hügel ist dabei noch harmlos«, kommentierte Megrette Böhnkes
Bemerkung wegen der zahlreichen Zweiradfahrer. »Haben Sie noch nie vom Amstel Gold
Race gehört, dem berühmten Radrennen für Profis durch Südlimburg?« Auch bei ihm
schlug als radsportvernarrtem Belgier die Begeisterung durch.
    Böhnke zuckte ahnungslos die Schultern. »Mit dem Sport habe ich es
nicht so.«
    »Hier in Südlimburg gibt es Bergstrecken, da würden die in den Alpen
nur so staunen«, behauptete Megrette. »Der Cauberg oder der Keutenberg zum Beispiel,
da kommt so mancher Radfahrer nie im Leben

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