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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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und anderen, interessanten Menschen«, gab
Küpper bewusst vage zu bedenken. Insgeheim war Böhnke froh, dass der Bernhardiner
ebenso dachte wie er.
    Leise vor sich hin pfeifend öffnete Küpper mittels eines Schlüssels
die Aufzugtür und trat in die Wohnung ein.
    Rennickens schien ein Biedermann durch und durch gewesen zu sein, urteilte
Böhnke nach der Besichtigung der vier Zimmer und der Küche. Einrichtung und Zustand
waren zweckmäßig und unauffällig. Eine Allerweltswohnung, die in ihrer Durchschnittlichkeit
beinah nicht mehr zu einem leitenden Kriminalkommissar passen wollte. Was das Äußere
des Penthouses versprochen hatte, konnte sein Inneres nicht halten. Einzig interessant
schien der Schreibtisch im Arbeitszimmer.
    »Alles da, nur kein Handy«, ließ sich Küpper enttäuscht nach einer
Durchsuchung vernehmen.
    »Vielleicht hast du es übersehen oder nicht gefunden oder es existiert
gar nicht«, gab Böhnke heuchlerisch zu verstehen.
    »Niemals«, entgegnete Küpper vehement. »Ich habe Rennickens gründlich
abgesucht. Da war nichts. Selbst der Inhalt des Portemonnaies war absolut belanglos.«
Ohne Hast öffnete er die einzelnen Laden des Schreibtischs. Sie waren fast leer.
Ein aktueller Kontoauszug bescheinigte Rennickens ein hohes vierstelliges Guthaben.
Dann fand sich eine Urlaubsreservierung: Rennickens hatte zwei Wochen Fuerteventura,
Playa de Esquinzo, Hotel Monte del Mar gebucht. In der nächsten Woche wollte er
auf die Kanaren fliegen.
    »Wird wohl nix. Rausgeschmissenes Geld. Oder glaubst du, dass er eine
Reisekostenrücktrittsversicherung hatte?«, spottete Küpper.
    Böhnke ließ die despektierlichen Lästereien unkommentiert. Als Küpper
sich abwendete, um sich an einem Schrank zu schaffen zu machen, steckte er die Reiseunterlagen
kurzerhand ein. Wer weiß, wozu es gut war?
    »Nichts zu finden«, bilanzierte Küpper nach seiner Inspektion des Möbels.
»Ach, du bist ein kleiner Tor, bist so klug wie schon zuvor«, meinte er zu seinem
bisherigen Erkenntnisstand.
    »Es kann nur besser werden«, munterte ihn Böhnke auf. Er griff zu dem
Buch, auf dem in großen Zahlen das Jahr prangte – Rennickens’ privater Kalender.
    ›B. 14 Uhr ex‹, stand handschriftlich auf dem aktuellen
Tagesblatt. »Der ist zu dir gekommen in der Absicht, dich zu töten«, stellte Küpper
entsetzt fest.
    Böhnke reagierte nicht auf die zutreffende Bemerkung. Er blätterte
vielmehr Seite für Seite zurück und fand fast an jedem Tag Anmerkungen. ›Telefonat
mit B.‹ hatte Rennickens für jedes Gespräch mit ihm notiert und abgehakt. Der Selbstmord
des Pfarrers war mit einem ›F. S.‹ am Tag nach dem Treffen mit Geffert protokolliert,
die Bemerkungen ›mit F. und G.‹ und ›G. tot‹ waren am Todestag des Journalisten
niedergeschrieben worden. Ebenso hatte Rennickens etliche vorhergehende Telefonate
mit G. für Geffert notiert, und mindestens einmal wöchentlich hatte er mit einem
D. telefoniert. Böhnke war nicht einmal erstaunt, als er die Notiz ›B. bei W.‹ fand,
was scheinbar bedeutete ›Böhnke bei Wirthding‹. Den Aufzeichnungen war zu entnehmen,
dass daraufhin ein Telefongespräch des Bauunternehmers mit Rennickens erfolgt sein
musste. Anschließend hatte Rennickens mit D. gesprochen und danach war wieder ein
Anruf bei Wirthding vermerkt, zwei Tage, bevor dieser bei seinem ungewöhnlichen
Unfall starb.
    Starb Wirthding oder musste er sterben? Diese Frage drängte sich Böhnke
geradezu auf, auch wenn angeblich alles für einen Unfall sprach. Hatte der Pfarrer
Selbstmord begangen oder musste er Selbstmord begehen? Welche Rolle spielte dabei
Rennickens, der bestimmt nicht ohne Grund alle diese Notizen gemacht hatte? Vordergründig
hielt Rennickens alle Fäden in der Hand und dennoch schien auch er nur eine Marionette
zu sein, die nach dem Willen eines unbekannten Puppenspielers tanzte. Wer war der
mysteriöse D., dem Böhnke keinen Namen geben konnte? Auf jeden Fall war Böhnke sich
sicher, dass D. der fehlende Mann aus den Reihen der Gnadenlosen war.
    Welche Rolle spielte Küpper? Konnte es sein …? Böhnke verwarf seinen
Gedanken, bevor er sich gefestigt hatte. Er würde nicht einmal mit Küpper darüber
reden. Der Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, hatte sein Ziel erreicht, hatte
geklärt, warum ihm der Landrat und Rennickens so übel mitgespielt hatten. Hatte
er sich an Rennickens gerächt?
    Küpper würde widersprechen und sagen, er hatte nur die Situation ausgenutzt,
die sich ihm bot, und

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