Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
deutschen Agenten nur so wimmelte. Und er wusste, dass SIM für Servizio Informazioni Militare stand und den ausländischen Geheimdienst des faschistischen Regimes bezeichnete.
»Bevor wir zur Sache kommen, Herr Costa, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass wir alles über Sie wissen.«
»Was meinen Sie mit alles?«
»Urteilen Sie selbst.«
Nach dieser Einleitung trank Barbaresco seinen Wermut – drei lange Schlucke während der Sprechpausen – und fasste bemerkenswert sachkundig in ungefähr drei Minuten Max’ beruflichen Werdegang der letzten Jahre in Italien zusammen. Unter anderen geringfügigeren Ereignissen kam darin der Juwelenraub aus dem Appartement der Amerikanerin Howells in der Via del Babuino in Rom vor, ein weiterer Diebstahl im Grand Hotel derselben Stadt, dessen Opfer eine belgische Staatsbürgerin war, die Plünderung des Tresors einer Villa in Bozen, Eigentum der Gräfin Greco de Andreis, und der Einbruch in eine Suite des Hotels Danieli in Venedig, bei dem der brasilianischen Sopranistin Florinda Salgado Schmuck und Geld entwendet wurden.
»Und das alles soll ich getan haben?« Max ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Was Sie nicht sagen.«
»Ja. Das sage ich.«
»Komisch, dass Sie mich noch nicht verhaftet haben, trotz all dieser Verbrechen und der vielen Beweise ...«
»Von Beweisen war nicht die Rede, Herr Costa.«
»Aha.«
»In Wahrheit ist kein Verdacht gegen Sie jemals offiziell bestätigt worden.«
Max schlug die Beine übereinander und zündete sich seine Zigarette schließlich doch an.
»Sie ahnen nicht, wie sehr es mich erleichtert, das zu hören ... Also, dann sagen Sie mir jetzt, was Sie von mir wollen.«
Barbaresco drehte seinen Hut in den Händen. Sie waren breit, wie die seines Kollegen, mit kurzen, flachen Fingernägeln. Und im Ernstfall bestimmt gefährlich.
»Es geht um etwas ...«, begann der Italiener. »Es geht um ein Problem, das wir lösen müssen.«
»Hier in Monaco?«
»In Nizza.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Obwohl Sie einen venezolanischen Pass haben, sind Sie doch argentinischer und spanischer Herkunft. Sie haben gute Beziehungen und bewegen sich in gewissen Kreisen wie ein Fisch im Wasser. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie niemals mit der französischen Polizei in Konflikt geraten sind, weniger noch als mit unserer. Das verleiht Ihnen einen respektablen Anstrich ... Nicht wahr, Domenico?«
Wieder nickte der andere mechanisch und einfältig. Er schien es gewohnt zu sein, dass sein Kollege sich um den verbalen Teil ihrer Arbeit kümmerte.
»Und was erwarten Sie von mir?«
»Dass Sie Ihre Fertigkeiten zu unserem Nutzen einsetzen.«
»Ich habe diverse Fertigkeiten.«
»Konkret« – Barbaresco sah wieder seinen Kollegen an, als ersuchte er ihn um sein Einverständnis, obwohl der andere kein Wort sagte und keine Miene verzog – »geht es unsum Ihre Fähigkeit, sich ins Leben unvorsichtiger Menschen einzuschleichen, insbesondere in das wohlhabender Frauen. In einigen Fällen sollen Sie sich auch als Fassadenkletterer, Einbrecher und Tresorknacker als auffallend geschickt erwiesen haben. Vor allem Letzteres erstaunte uns, bis wir uns mit einem Ihrer alten Bekannten unterhalten haben, Enrico Fossataro, der es uns bestätigen konnte.«
Max löschte seine Zigarette, zeigte jedoch keinerlei Reaktion.
»Diese Person kenne ich nicht.«
»Seltsam, er scheint nämlich große Stücke auf Sie zu halten. Nicht wahr, Domenico? Er bezeichnet Sie als netten Kerl und ausgemachten Gentleman, seine Worte.«
Äußerlich behielt Max seine undurchdringliche Miene, musste bei der Erinnerung an Fossataro aber in sich hineinschmunzeln: ein langer, schlaksiger Typ mit sehr guter Kinderstube, der bei Conforti gearbeitet hatte, einer Firma, die Tresore herstellte, ehe er seine Fachkenntnisse darauf verwandte, dieselben auszuräumen. Sie hatten sich 1931 im Café des Hotels Capsa in Bukarest kennengelernt und ihre Talente bei mehreren lukrativen Unternehmungen gemeinsam eingesetzt. Er war es auch, der Max im Gebrauch von Diamantschneidern zum Öffnen von Fenstern und Vitrinen sowie in der Handhabung von Schlosserwerkzeug und im Safeknacken unterwiesen hatte. Enrico Fossataro rühmte sich einer absolut sauberen Arbeitsweise, bei der er stets auf eine minimale Belästigung seiner Opfer achtete. »Reiche bestiehlt man, aber man misshandelt sie nicht«, pflegte er zu sagen. »Gegen Raub sind sie versichert, gegen Rücksichtslosigkeit nicht.« Bis zu seiner
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