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Dreimal Liebe

Dreimal Liebe

Titel: Dreimal Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Lagerhalle, irgendwo an der Grenze zwischen Brooklyn und Queens, stank nach Urin und süßsäuerlicher Kotze. Inmitten der Halle stand ein Mädchen mit sauberen Klamotten und gepflegten goldroten Haaren, rieb sich die Unterarme und sah sich unsicher in der für sie neuen Umgebung um. Der Blick, mit dem sie von Joel, dem Jungen mit den fettigen dunkelblonden Haaren, bedacht wurde, ließ den Eindruck erwecken, als vermutete er insgeheim in ihr den Ursprung des Gestanks.
    »Sherly«, sagte Joel schließlich und richtete die Augen auf die kleine Schwarzhaarige. »Du hast sie angeschleppt, also kümmere dich auch um sie.« Er wandte sowohl Sherly als auch dem rothaarigen Mädchen den Rücken zu und schob mit den Füßen auf dem Boden liegende Kartons zurecht.
    »Es ist doch nur für ein paar Nächte. Was hätte ich denn tun sollen? Sie allein auf der Straße lassen?«
    »Ist das unser Problem?« Joel wandte sich um und zeigte mit der ausgestreckten Hand auf das Mädchen. »Guck sie dir doch mal an! Sie hat ein Zuhause, sie hat irgendwo Eltern, die auf sie warten. Wir sind keine Anlaufstelle für verzogene Gören, die aufgrund irgendeiner Lappalie von zu Hause abgehauen sind und sich ach so ungerecht behandelt fühlen.«
    »Joel«, sagte die Schwarzhaarige, »ich habe keine Ahnung, was dahinter steckt. Und eigentlich spielt es auch keine Rolle. Fakt ist, dass sie für heute Nacht ein Bett braucht.«
    »Ein Bett ?«, wiederholte Joel mit einem humorlosen Lachen. »Sehr schön, wenn du eins findest, kannst du mir auch eins besorgen.« Er drehte sich erneut um und breitete den ausgefransten schwarzen Schlafsack auf den Kartons aus.
    Sherly seufzte. »Nate, sag du doch auch mal was.« Ihr Freund lag bereits zusammengerollt unter der großen karierten Decke und öffnete die Augen. »Joel, ich will schlafen. Soll sie doch ein paar Tage hier bleiben, wen kümmert‘s.«
    »Mich nicht, solange sie nicht bei mir liegt!«
    »Bei Sherly und mir ist aber kein Platz.«
    »Mir egal, dann soll sie zu Louis.«
    Louis streckte den Kopf aus dem Schlafsack und kniff ein Auge zusammen. »D-Du weißt g-genau, dass C-Cecile hier schläft.«
    »Cecile kann auf dem verdammten Boden schlafen!«, entgegnete Joel, woraufhin sich der stotternde Junge mit schockierten Augen aufsetzte. »N-n-n-nein!« Mit dem Arm schob er die schneeweiße Katze näher an sich heran und bedachte Joel eines bösen Blickes.
    »Ich wollte keinen Ärger … Ich kann auch wieder…« Alle Augen wandten sich dem Mädchen mit den goldroten Haaren zu, deren Lippen sich abrupt wieder schlossen.
    »Papperlapapp«, sagte Sherly. »Ich habe dir versprochen, dass du hier bleiben kannst. Und dabei bleibt es auch. Joel sagt aus Prinzip immer erst mal nein. Aber er wird sich schon sehr bald in Erinnerung rufen, was aus ihm geworden wäre, hätten wir ihn damals nicht bei uns aufgenommen.«
    Joel und Sherly hielten Augenkontakt, bis ersterer schließlich missmutig zu Murmeln begann und sich wieder seinem Schlafsack widmete. Äußerlich hatte er die Statur eines jungen Mannes, doch sah man in seine Augen, erkannte man an der kindlichen Unschuld, die denen innewohnte, sein wahres Alter.
    »Meinetwegen«, sagte er schließlich genervt.
    Als wenig später der Schein der Kerzen erloschen und das Rascheln der Schlafsäcke verstummt war, hatte sich auch das Mädchen niedergelegt, mit dem Rücken zu Joel. Einschlafen ließ bei ihm heute so viel länger auf sich warten als gewohnt. Das Mädchen konnte nicht stillliegen. Es bewegte sich, rutschte herum und stieß ständig mit dem Hintern gegen seinen. Er seufzte, mehr als einmal, und wegzurutschen brachte jedes Mal nur kurzweiligen Erfolg. Immer wieder spürte er ihren Hintern. Dort, wo ihr Hintern so überhaupt nicht hingehörte.
    Da, schon wieder …
    Und noch mal …
    Stups.
    Joel stöhnte und konzentrierte sich allein auf das laute Rauschen der nahe vorbeifahrenden U-Bahn, die sich wie eine Königspython unter der Stadt hindurch schlängelte und dann und wann ein paar Fahrgäste in die Nacht hinaus spuckte. Fahrgäste, die sich auf ihr warmes Bett freuten und nicht sahen oder sehen wollten, dass es Kinder gab, die diese wie jede andere Nacht auf dem kalten Boden einer stillgelegten Lagerhalle verbrachten. Die vergessenen Kinder von Brooklyn.
    Prolog Ende

Die vergessenen Kinder von Brooklyn
    Es gab nicht viele Regeln auf der Straße. Wenn überhaupt, dann wohl nur eine: Stell keine Fragen, deren Antworten du selbst nicht geben willst. So kam

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