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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Schönheit triffst du dich unten am alten Fuchsbau? Ich schwöre hoch und heilig, Stillschweigen zu bewahren. Und …« ,  sie lächelte verschmitzt , »… ich biete dir an, unsere Beute nach Hause zu tragen!«
    Er überlegte. Warum eigentlich sollte er weiter schweigen? Viel zu lange schon hatte er sein Geheimnis für sich behalten. Und auf Dornstern war Verlass.
    »Also …?«, setzte diese erneut an, da hob Schattenklaue seinen Kopf und erwiderte ihren forschenden Blick. »Es ist Neuschnee«, gestand er nicht ohne Stolz.
    Dornsterns Lächeln erstarrte.
    »Sie ist Alkarns Wölfin!«, entfuhr es ihr entsetzt.
    »Ist sie nicht!«, entgegnete er gekränkt. »Alkarn hat sich noch für keine entschieden!«
    Dornstern schüttelte den Kopf.
    »Jeder weiß, dass sie ihm gefällt!«
    »Ach, was heißt das schon? Gar nichts!«, schnaubte er. »Bei der Wahl der Alkarnswölfin geht es um mehr als das! Die neue Rudelführerin muss eine Kriegerin sein, eine, der das Rudel vertraut – eine große Aufgabe, die Alkarn nicht leichtfertig vergeben wird!«
    »Nun, Neuschnee scheint dieser Rolle nicht ganz abgeneigt zu sein!«, gab Dornstern spitz zurück. »In letzter Zeit hat man sie oft in Alkarns Turmzimmer verschwinden sehen …«
    »Was willst du damit sagen?«
    Zornig sprang Schattenklaue auf. Seine Wut ließ Dornstern zusammenzucken.
    Ärgerlich kniff sie die Augen zusammen. »Na, dass sie zu gern ein hohes Amt im Roten Turm einnehmen würde! Oder an was hast du gedacht?«
    Verwirrt wandte er sich ab.
    »Sie ist nicht so … Du kennst sie nicht … Sie …«
    Dornstern atmete tief aus.
    »Du gerätst selten aus der Fassung, Schattenklaue. Es ist dir wohl wirklich ernst?«
    »Natürlich«, gab er, ohne zu zögern, zurück.
    »Wenn das so ist«, seufzte sie und schulterte im Aufstehen den abgelegten Rehbock, »solltest du das Versteckspiel sein lassen. Tritt mit ihr vor den Anführer und steh zu deiner Wahl! So ein Versteckspiel passt nicht zu dir, Schattenklaue …«
    Mit diesen Worten drehte sie ihm den Rücken zu und stapfte mit großen Schritten in Richtung Rotburg.
    »Viele im Rudel glauben, dass die Tochter des Hohen Richters die beste Wahl für unsere Alkarnswölfin wäre!«, rief er ihr nach, als sie schon fast außer Hörweite war.
    Schwungvoll drehte sich die Wolfsfrau um. »Ich? Du machst Scherze! Für kein Amt der Welt würde ich die Freiheit einer Jägerin eintauschen!«
    Kopfschüttelnd sah er zu, wie Dornstern lachend hinter den hohen Fichten verschwand.
    ›Tritt mit ihr vor den Anführer und steh zu deiner Wahl!‹ Ihre Worte echoten in seinem Kopf. Für einen Moment blieb er stehen, um seine Gedanken zu ordnen. Als er endlich zum alten Fuchsbau aufbrechen wollte, stieg ihm ein feiner, vertrauter Duft in die Nase.
    Sie war hier! Auf der Stelle fuhr er herum und sah, wie Neuschnee an einen roten Stamm gelehnt zu ihm herüberspähte. Ihr Kleid hatte die Farbe der Fichtennadeln. Ihr blonder, lose gebundener Zopf fiel ihr sanft über die Schulter. Die hellgrünen Augen funkelten erwartungsvoll, als er ihr entgegenlief. Doch als er sie küssen wollte, legte sie tadelnd ihren Zeigefinger auf seine Lippen.
    »Du hast mich warten lassen«, bemerkte sie mit gespielter Strenge.
    »Entschuldige. Ich bin mit Dornstern auf der Jagd gewesen und …«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn zart und drückte ihn behutsam ins Gras. »Ich habe euch schon eine ganze Weile zugesehen.«
    »Ist das so?« Er musste schmunzeln.
    »So ist das«, erwiderte sie und schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln.
    Sanft strich er durch Neuschnees Haar und öffnete die Schleife, die ihren Zopf zusammenhielt. Es gefiel ihm, wie sich ihr Haar löste und nun ihr schmales Gesicht umspielte. Die grünen Augen blitzten auf.
    »Was ist mit der Kleinen? Für einen Moment sah es so aus, als hättet ihr euch gestritten …«
    »Ein wenig«, gab er zu. 
    »Worüber …?«
    Schattenklaue spielte mit einer ihrer blonden Strähnen,
    »Vor allem über das Satorakt«, erwiderte er ausweichend.
    »Über was auch sonst?«
    Lachend ließ sie sich in seine Arme fallen.
    »Im Rudel«, seufzte Neuschnee, »wird ja tagein, tagaus über nichts anderes gestritten.«
    »Dornstern glaubt, vor Alkarns Raubzug wäre es dem Rudel besser gegangen«, erklärte er.
    »Sie hat nichts verstanden!«, entfuhr es Neuschnee. »Sie begreift nicht, was das Satorakt bedeutet.«
    Sie beugte sich über ihn.
    »Die Menschen haben sich viel zu lang unseres Walds bemächtigt. Erst

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