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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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wiedererlangen wollen. Ich respektiere Rotpelz, aber …«
    »Ich bitte Euch, Alkarn, gebt mir noch eine Chance!«, unterbrach ihn der Kohortenführer.
    »Still jetzt!«, erklang die tiefe Stimme des Anführers. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. »Rotpelz, ich gebe dir die Möglichkeit, deine Ehre wiederherzustellen. Du und deine Krieger werdet Pfauenauges Fährte folgen.«
    In grenzenloser Erleichterung atmete Rotpelz auf.
    »Aber du hast recht«, fuhr der Herrscher an Schattenklaue gewandt fort. »Die Dritte Kohorte braucht einen Denker an ihrer Seite, einen Wolf, auf dessen Urteil ich mich verlassen kann. Darum wirst du Rotpelz als Fährtenleser zur Seite stehen!«
    Schattenklaue rang nach Luft.
    »Gemeinsam werdet ihr sie aufspüren, Pfauenauge, Basalt und Carras!«
    Er sah in Alkarns vertrauensvolle Augen, wusste, dass Rotpelz verärgert zu ihm herüberschielte. Doch fester als alle anderen Augenpaare spürte er Neuschnees Blick auf sich ruhen, als er langsam, zögerlich zur Antwort ansetzte. »So sei es.«
     
    *
     
    Die Szenen von damals spielten sich noch einmal in seinen Gedanken ab, als Serafin schicksalsergeben vor der Richterin auf die Knie ging.
    Starr blickte Dornstern auf ihn nieder. Maron, Dornsterns Leibdienerin, trat aus der Menge und reichte ihrer Herrin den Sicheldolch, das Hoheitszeichen der richterlichen Macht. Hell blitzte die Waffe in Dornsterns Hand auf.
    Er vernahm ein Sirren nah an seinem Kopf. Seine schwarze Mähne glitt zu Boden.
    »Ehrenpreis, bring die Fackeln!«, befahl die Richterin.
    Der Leibwächter der Hohen Richterin, den Serafin bereits vom Vortag kannte, riss ihn auf die Beine und bog seinen Kopf tief hinunter.
    »Bleib so!«, herrschte er ihn an. Er wurde mit gebeugtem Nacken im Kreis herumgeführt, vorbei an allen, die gekommen waren, um den zu sehen, der sie betrogen und im Stich gelassen hatte. Er spürte die brennende Hitze der Fackeln über sich, und die hämischen Blicke fuhren wie glühende Nadeln in seine Haut.
    Dornstern breitete weit die Arme aus und ihre Worte schallten über den Burghof.
    »Ihr habt es alle gesehen! Er trägt das Kainsmal auf seinem Nacken, unser aller Erkennungszeichen. Lange hat er es verdeckt. Lasst uns nun gemeinsam herausfinden, warum.«
    Sie räusperte sich. »Damit wir, die wir das Recht über Hals und Haupt haben, das Urteil fällen, das er verdient.«
    Wie er da stand, mit tief gesenktem Kopf, das laute Gebrüll im Ohr, das sich inzwischen erhoben hatte, empfand Serafin Scham und zugleich Widerwillen. Zum ersten Mal regten sich Zweifel in ihm, Zweifel, ob der Weg, den er eingeschlagen hatte, auch wirklich der richtige gewesen war. Doch dafür war es jetzt zu spät. Das Hohe Gericht hatte begonnen.

Kapitel 14
    Wahrheit
     
     
     
    » S chluss, aus, es reicht – genug geschlafen!«
    Unnachgiebig drängte sich Lex’ strenge Stimme in Fionas eben noch so ruhige Träume. Als sie widerwillig die Augen öffnete, stand der Wolfsmann breitbeinig über ihr.
    »Wurde auch langsam Zeit, Kleine! Du schläft wie ein Stein!« Lex verzog die Lippen zu einem Grinsen.
    Fiona stöhnte. Was für eine Begrüßung …
    Ihre bleierne Müdigkeit und der noch düstere Himmel, der Lex’ ungeduldiges Gesicht umrahmte, verrieten ihr, dass man sie heute wesentlich früher geweckt hatte als gewöhnlich. Verständnislos blinzelte sie den Wolfsmann an.
    »Was soll die Leidensmiene? Ist mein Anblick so unansehnlich?«, feixte dieser.
    »Ja, um diese Uhrzeit schon. Gib mir noch zwei, drei Stunden, dann ertrage ich dich vielleicht!«, brummte Fiona und presste die Augen wieder zu.
    »Keine Chance«, entschied Lex, packte sie ohne Vorwarnung um die Taille und brachte sie blitzartig zum Sitzen.
    »Hände weg! Sofort!«, zischte sie.
    »Gnade! Ich bin auch nur ein Opfer. So früh aufzustehen, war nicht meine Idee«, verteidigte sich Lex schmunzelnd, ließ sie los und deutete auf Carras, der ein Stück abseits saß und mit finsterer Miene den Reisesack packte.
    »Ist ja schön, dass ihr beide wieder mal so viel Spaß zusammen habt … aber unsere Lage ist ernst«, erklärte der Wolfsjunge, ohne aufzusehen.
    »Spaß? Spaß sieht anders aus …«, seufze sie und kroch fröstelnd unter ihrer Decke hervor.
    »Junge, wir wissen, dass die Lage ernst ist, aber das ist sie schon eine Weile«, wandte sich Lex an Carras. »Warum bist du plötzlich so aufgeregt?«
    Zögernd blickte dieser auf. »Ich kann kein Auge mehr zutun! Ich rieche das Rudel, rieche es überall! Es

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