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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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erklären …«
    »Zeitverschwendung«, zischte Horniss. »Auf den Rudelmord, den er längst eingestanden hat, folgt ohnehin die Todesstrafe. Für manche Dinge gibt es keine Entschuldigung!«
    Grimmig nickten die Wolfsmenschen im Licht der Fackeln.
    »Ich will mich nicht entschuldigen«, rief Serafin. »Ich will mich nur erklären!«
    Er wollte aufspringen, doch Ehrenpreis stieß ihn zurück auf die Knie. Dabei hielt er eine Fackel direkt vor Serafins Gesicht. Kleine, weiße Punkte tanzten vor seinen Augen und verschleierten die Richterin, die einen drohenden Schritt auf ihn zutat.
    »Sprich!«, forderte Dornstern. Und Serafin erzählte …
     
    *
     
    Die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten, als Schattenklaue aus der Ferne das alte, von weiten Roggenfeldern eingerahmte Bauernhaus erspähte. Er wusste, dass seine entbehrungsreiche Suche dort, vor dem unscheinbaren Fachwerkbau, ihr Ende finden würde.
    Seit einem guten Monat folgte er an der Seite der Dritten Kohorte der Spur von Pfauenauge, Basalt und ihrem kleinen Sohn. Rotpelz hatte ihm und den sechs Kriegern, die mitgekommen waren, kaum eine Pause gegönnt, nur wenige Stunden Nachtruhe. Der Kohortenführer war nervös, hatte es sichtbar eilig, seine Ehre wieder herzustellen – er konnte es ihm nicht verübeln.
    Es war nicht leicht gewesen, Pfauenauges Fährte zu folgen. Die Abtrünnige hatte es verstanden, ihre Spuren zu verwischen, doch er, der beste Fährtenleser des Rudels, hatte all ihre Finten durchschaut und den Verfolgungstrupp schließlich auf den richtigen Weg geführt.
    Nun endlich, sieben Tage nach dem letzten Vollmond, hatte er sie gefunden.
    Schattenklaue blickte zurück. Wie seine Aufgabe als Fährtenleser es ihm gebot, war er den anderen ein gutes Stück vorausgegangen. Seine Nase verriet ihm, dass die Kohortenkrieger nicht weit zurücklagen. Bald würden sie ihn eingeholt haben. Sollte er auf sie warten oder …?
    Der Blick des Wolfsmannes fiel wieder nach vorn auf das Bauernhaus. Er zögerte einen Moment, dann tauchte er ein in das Meer aus Ähren.
    Wie erwartet, waren sie zu dritt. Vorm Hauseingang stand Basalt. Der blonde, breitschultrige Wolfsmann schlug Feuerholz. Schwungvoll entzweite er ein Holzscheit nach dem anderen. Schattenklaue wusste, dass Basalt – selbst für die Kohortenkrieger – alles andere als ein leichter Gegner wäre. Doch für den Moment wandte sich der kräftige Wolfsmann entspannt seinem jungen Sohn zu.
    Carras saß mit baumelnden Beinen auf dem Holzstapel und sah seinem Vater bei der Arbeit zu.
    Pfauenauge, die Verräterin, drehte an der ächzenden Kurbel eines kleinen Brunnens – wohl um einen Schluck Wasser für ihren Mann zutage zu fördern. In dem weichen, braunen Haar der Wolfsfrau zeichneten sich erste graue Strähnen ab. Er wusste, dass sie viele Jahre im Amt der königlichen Beraterin aufgegangen war und erst spät einen Jungen zur Welt gebracht hatte, den sie dafür umso inniger verwöhnte.
    Wie konnte sie nur all das zerstören – für einen ehrlosen Raub , fragte er sich, als er – den Wind im Rücken – aus dem Roggenfeld schritt. Er hatte es nicht nötig, sich anzuschleichen. Sie würden nicht versuchen die Flucht zu ergreifen. Sie mussten wissen, dass es zwecklos war.
    Er kannte nun ihre Fährte. Auch andere würden kommen.
    Erstaunlicherweise war es der Junge, der ihn als Erster bemerkte. Mitten im Lachen hielt er inne, streckte die Nase empor – und starrte direkt in Schattenklaues Richtung.
    Ein dumpfes Geräusch ertönte, als Basalt die Axt fallen ließ und seinen Sohn an sich drückte.
    Pfauenauge zog den gefüllten Wassereimer aus dem Brunnen, als sie ihn sah. Der Eimer entglitt ihren Fingern. Scheppernd fiel er in die Tiefe des Brunnenschachtes.
    Pfauenauge konnte ihre Angst nicht verbergen. Und doch blickte sie sich um und gab Basalt, der ihr zu Hilfe eilen wollte, zu verstehen, mit dem Sohn zurückzubleiben. Mit aufrechter Haltung sah sie Schattenklaue entgegen, der schließlich keine zwei Schritte vor ihr stehen blieb.
    »Ich hatte gehofft, dass du der bist, der uns findet«, begrüßte sie ihn leise. »Ich weiß, dass man mit dir reden kann.« 
    Seine Augen verengten sich.
    »Rotpelz’ Kohorte ist auf dem Weg hierher«, entgegnete er trocken.
    In bitterer Verzweiflung lachte Pfauenauge auf.
    »Ja, wer sonst hätte es auch so eilig gehabt, uns zu verfolgen?«
    »Wozu der Hohn? Du, die du dein Rudel verraten hast, hast nicht über Rotpelz zu spotten!«
    Sie rang nach

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