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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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nach, das die Flammen nur zögernd verzehrten. Obgleich Lex erleichtert war, wie wenig Beachtung man ihm schenkte, konnte er sich kaum beruhigen. Ihm gefiel nicht, wie schwer Fangzahns Arm auf seinen Schultern wog. Nervös sah er sich weiter um.
    Wozu dienten die Holzbänke vor dem Mosaik?
    Wovon zeugten die abgebrannten Fackeln?
    »Die meisten von uns schlafen auf dem Burghof, die Mächtigen leben im Turm …«, erklärte Fangzahn bester Dinge. Seine Finger bohrten sich in Lex‘ Schultern, »… nur für das Aufnahmeritual müssen wir in den Keller …«
    »Verstehe«, murmelte Lex unbehaglich. Fieberhaft versuchte er, Serafins Spur zwischen all den Gerüchen aufzunehmen. Die vergitterte Öffnung dort unten an der Mauer – wies sie auf einen Kerker hin? Fangzahn schob ihn zu einer kleinen, abgelegenen Pforte im Schatten des Burgfrieds. Mit der Linken riss Fangzahn die Tür auf, mit der Rechten drängte er ihn in die Dunkelheit.
    Lex erkannte nur vage die Umrisse einiger staubiger Kisten und Fässer, sog den Geruch von scharfem Pökelfleisch und trockenen Hölzern ein. Da ließ Fangzahn mit einem lauten Knall die Tür hinter ihnen zufallen.
    »Tja, also … Schön hier …«, versuchte Lex gegen die eigene Unruhe anzureden. »Aber, Fangzahn, was muss ich denn nun tun, um dem Rudel beizutreten?«
    »Weißt du, Heißsporn, es ist so …«, raunte ihm der Wolfsmann zu. »Du wirst unserem Rudel niemals beitreten. Weil du nach Halbblut stinkst! Deine Mutter ist ein Mensch, richtig? Versuch es erst gar nicht zu leugnen!« Fangzahns Stimme war mit jeder Silbe schärfer geworden.
    Entsetzt hielt Lex den Atem an »Und wenn schon!«, presste er hervor. »Ich hasse sie!«
    Das war noch nicht einmal gelogen.
    »Nun …, wenn das dein einziger Mangel wäre, hätte ich zugelassen, dass die gute alte Beller dich einfach zum Teufel jagt!«, zischte Fangzahn und sein Unterarm schnellte gegen Lex’ Hals. »Nur leider, leider riechst du nach dem Blut einer meiner Brüder!«
    Der Kampf am Waldesrand! Wie hatte er nur so dumm sein können?
    »Und da du ja so viel von unserem Rudel gehört hast, kennst du sicher auch die Strafe, die dir blüht!«
    Fangzahn presste ihm die linke Hand auf den Mund, während er mit dem rechten Arm immer fester zudrückte. Es schnürte Lex den Atem ab. Er wand sich nach Leibeskräften.
    »Du bist nicht mehr wert als ein Mensch!«, hörte er Fangzahn höhnen. Panisch versuchte Lex, sich loszumachen, als seine Finger seine Hosentasche streiften. Darin spürte er, was Fiona ihm zugesteckt hatte. Was sie seit der Nacht im Wirtshaus aufbewahrt hatte. Boscos Revolver …
    Mit letzter Kraft zog Lex ihn aus dem roten Bündel und presste den Lauf an Fangzahns Brust.
    Der Wächter erstarrte.
    »Hände weg!«, keuchte Lex.
    Fangzahn lockerte seinen Griff nur zögernd. Genug für Lex, sich loszureißen. Er rang nach Luft, hielt den Revolver aber eisern auf seinen Gegner. Im Dunkeln des Kellers war Fangzahn nur schemenhaft zu erkennen. Trotzdem spürte Lex seinen hasserfüllten Blick.
    »Hände hoch!«, befahl er.
    Fangzahn blieb bewegungslos stehen. »Du bist ein Wolf und benutzt eine Menschenwaffe?«, tönte es angewidert aus der Dunkelheit.
    »Ich Halbblut bin ja sowieso nicht mehr wert, als ein Mensch!«, fauchte Lex. »Und jetzt nimm die verdammten Hände hoch!«
    »Heißsporn …«, flüsterte Fangzahn, ohne ihm zu gehorchen. »Das hältst du doch nicht wirklich für klug, oder?«
    Lauernd kam er einen Schritt näher.
    »Was zum …? Stehenbleiben!«
    Fangzahn ignorierte die Aufforderung, hob die Hand und deutete auf den Revolver. »Weißt du denn überhaupt, wie man mit so einem Spielzeug umgeht? Kleiner Heißsporn, das macht einen riesigen Krach, wenn du schießt …!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah Lex auf den Revolver und Fangzahn stürzte los.
    Lex sprang zur Seite, sah , wie Fangzahn an ihm vorbeischnellte, zögerte nicht lange und warf sich von hinten auf ihn. Er holte aus und schmetterte den Revolverschaft mit Wucht in Fangzahns Nacken.
    Dieser stöhnte ungläubig auf und sackte ohnmächtig in sich zusammen. Lex drehte ihn um und versicherte sich, dass der Kerl bewusstlos war. Dann stützte er keuchend die Hände auf die Knie, fuhr sich durch das zerzauste Haar und grinste.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich schieße …«
     
    *
     
    Konnte Lex überhaupt mit dem Revolver umgehen …?
    Fiona seufzte. Sie empfand eine schier unerträgliche Mischung aus Sorge und Langeweile, während sie

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