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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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draußen heimzahlen können, dachte Lex finster.
    In diesem Moment spürte er, wie sein Freund, dessen Rücken er bis eben an dem seinen gespürt hatte, fließend die Wolfsgestalt annahm. Mehr denn je sehnte sich Lex danach, auch frei über diese Gabe zu verfügen. Lag es daran, dass er ein Halbblut war?, schoss es ihm durch den Kopf, als er mit wachsendem Entsetzen zusah, wie sich die Gesichter aller, ausnahmslos aller, die ihn umgaben, zu Tierfratzen verzogen, bis die Feinde als wild knurrende Wölfe vor ihm standen.
    Nein, er würde seine Kräfte nicht vervielfachen können wie sie. Er hatte nur seinen menschlichen Körper, sonst nichts. Sein Puls flog, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Da spürte er, wie das wilde Tier auch in ihm erwachte und seine Sinne schärfte. Das Blut seines Vaters rauschte in seinen Adern. Er würde es auch in Menschengestalt mit jedem Feind aufnehmen!
    Die Pupillen des ihm am nächsten stehenden Werwolfs verengten sich unheilvoll, da sprang dieser auch schon im hohen Bogen auf ihn zu. Lex duckte sich reflexartig, packte brüllend die Hinterläufe des Tieres und schleuderte es auf die heranstürmenden Feinde, die ihm bereits bedrohlich nahe gekommen waren und nun wohl mit Erstaunen erkannten, dass nicht nur von Serafin eine Bedrohung ausging.
    Lex erkannte die Lücke, die durch seinen Angriff entstanden war.
    »Raus hier!«, brüllte er Serafin zu und rannte los. Im Laufen hörte er das Hecheln von vier, fünf wütenden Tieren, die ihm dicht auf den Fersen waren. Er blickte in dem Augenblick zurück, als sich die zwei vorderen auf ihn stürzen wollten. Im letzten Moment warf er sich zur Seite. Auf allen vieren landete er hinter einem der Zelte, die den Hof säumten.
    Ein Gestell aus vier langen, spitz zueinander gerichteten Holzstöcken hielt die lederne Behausung aufrecht. Lex sprang auf und riss mit ganzer Kraft einen der Stöcke aus seiner Halterung.
    Keine Sekunde zu früh. Gerade noch konnte er sich umwenden und nach den heranstürzenden Angreifern schlagen. Einen von ihnen, ein sehniges Tier mit struppig-grauem Fell, erwischte er mit ganzer Wucht. Jaulend krachte der Wolf mitten in das braune Zelt, das nun endgültig in sich zusammenfiel. Einen kurzen Moment lang hoffte Lex grimmig, dass es der Wächter von vorhin war, schüttelte den Gedanken ab und holte erneut aus, um seine Gegner zurückzutreiben. Dabei bewegte er sich Schritt für Schritt in Richtung Burgausgang. Endlich hatte Serafin ihn eingeholt, wirbelte schützend um ihn, während sich Lex nun schneller den Weg zum Tor bahnte.
    Noch fünf, sechs Schritte, es ist nicht mehr weit, dachte er hoffnungsvoll, hob den Blick zum Ausgang – und erstarrte. Vor der Rotburg reihten sich Dutzende Kohortenkrieger, die gleichermaßen überrascht und zornig auf das Geschehen im Burghof sahen.
    Sie waren zurück, er war zu langsam gewesen, brach es über Lex herein. Die Kämpfer standen so dicht beieinander, dass ihm jede Sicht auf den rettenden Fichtenwald verwehrt blieb. Immer mehr Krieger drängten sich nach vorn, als Lex zwischen ihren braunen, schmutzigen Kleidern eine einzelne prahlerisch bunte Samtweste aufleuchten sah.
    Bluter. Wie selbstverständlich drängte sich der breitschultrige Wolfsmann in die Mitte des Burgeingangs.
    Da verlor Lex den letzten Mut. Denn er hatte die beiden Gestalten erkannt, die ihr Erzfeind grob mit sich zerrte. Lex ließ die Waffe fallen.

Kapitel 16
    Ausweglos
     
     
     
    » L anzburg ist besiegt!«, rief Bluter mit vor Stolz geschwellter Brust der Menge zu, die sich innerhalb der roten Mauern aneinanderdrängte. »Und zu allem Überfluss habe ich auf dem Rückweg zwei Ratten aufgespürt.«
    Er warf dem schwarzen Wolf, der ihn mit vor Zorn verengten Augen anstarrte, ein herausforderndes Lächeln zu – und stieß Carras und Fiona ohne jede Vorwarnung zu Boden. Wimmernd krümmte sich der Wolfsjunge auf dem harten Steinpflaster.
    Fiona gab keinen Ton von sich, versuchte, sich auf der Stelle aufzurichten.
    Da schnellte Lex vor und riss sie hoch. Besorgt starrte er sie an.
    Fiona lächelte ihm beschwichtigend zu. Doch ihre Lippen zitterten.
    »Was machst du hier?«, fuhr Lex sie an. »Was hat das zu bedeuten?«
    Beleidigt drückte sie seinen Körper weg. »Schrei mich nicht an! Ist doch nicht meine Schuld, dass dieser, dieser … Bluter uns erschnüffelt hat! Mit zehn Mann stand er vorm Fuchsbau!«
    »Verdammt noch mal! Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst vorsichtig sein?«
    »Ja, und du

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