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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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an – und riss die Tür auf.
    Dort stand er. Serafin. Blass, erschöpft, die Haare wirr, zerzaust und kurz geschnitten. Aber verdammt noch mal, am Leben!
    Gerührt sah Lex den Leitwolf an, doch bevor er noch irgendetwas sagen konnte, hatte Serafin ihn bei den Schultern gepackt.
    »Ich weiß nicht, wie du hierhergekommen bist, aber du musst sofort verschwinden!«
    »Unsinn!« Lachend machte sich Lex los.
    »Carras und Fiona warten draußen auf dich!«
    Serafins Augen weiteten sich vor Entsetzen. Verzweiflung lag in seiner Stimme. »Du hast Carras hierher gebracht …?«
    »Ja, aber … Wir müssen jetzt fort von hier! Ich nehm’ den Kerl da als Geisel und …«
    Er deutete auf den Wächter.
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Das wird dir auch nicht helfen …«
    »Halt den Mund!«
    Da griff Serafin nach seinen Händen.
    Lex erschrak. Wie kalt sie waren!
    »Der Mann hat recht!«, flüsterte der Schwarze. »Mit mir an deiner Seite schaffst du es nicht ungesehen aus der Burg! Sag mir nur eines …« Er schluckte. »Ist … ist Carras … wirklich … in der Nähe?«
    »Ja … Im Wald«, murmelte Lex verwirrt. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
    Serafin wurde bleich, so als hätten sich seine schlimmsten Ängste bestätigt. Er ließ Lex’ Hände los und fuhr sich angespannt über die nasse Stirn.
    »Hör gut zu, ich werde jetzt da raus gehen und die Wölfe ablenken. Du nutzt die Zeit und verschwindest von hier! Du musst Carras um jeden Preis fortschaffen! Er darf auf gar keinen Fall in ihre Hände fallen. Auf keinen Fall, verstehst du?«
    »Gar nichts verstehe ich«, stammelte Lex. »Ich bin doch hier, um dich zu retten. Ich wollte doch … Ich bin bewaffnet!« Entschlossen hielt er den Revolver hoch.
    »Pack das Ding weg! Das macht alles nur noch schlimmer«, seufzte Serafin.
    Lex sah verständnislos zu ihm auf, umfasste stur den Revolverschaft.
    »Pack es weg!«, herrschte Serafin ihn an.
    Betroffen blickte er zu Boden.
    »Wie viele willst du damit erschießen, ehe sie sich umso wütender auf dich stürzen? Zwei oder drei? Wem nützt das schon?«
    Lex ließ die Waffe sinken, ohne ihn anzusehen. Er zuckte zusammen, als ein Hämmern die Kammertür jäh erzittern ließ.
    »He, alles in Ordnung da drin?«
    Bevor die Tür sich auftat, wusste Lex, dass es die Turmwache war. Reflexartig riss er seine Waffe nach vorn. Doch noch ehe er, das Grauhaar oder der bullige Wächter, der nun im Türrahmen stand, reagieren konnten, schnellte Serafin vor, packte den Eindringling beim Nacken und schlug dessen Kopf mit solch einer Wucht gegen die Steinwand, dass der Kerl in sich zusammensackte.
    Lex hielt den Atem an; und er hatte geglaubt, der Leitwolf wäre mit seinen Kräften am Ende.
    »Du fliehst, sobald sich eine Chance auftut! Schaff Carras fort von hier!«, fuhr Serafin ihn an und eilte aus der Tür, ohne sich noch einmal nach seinem Freund umzusehen.
    Lex blieb fassungslos zurück.
    Doch als Serafin auf den Burghof schritt, als sich unter den Wolfsmenschen erst entsetztes Gemurmel, dann alarmierendes Gebrüll breitmachte, als sie aus ihren Zelten kamen, ihn umzingelten und drohend einen Verräter schimpften, begriff Lex, dass der Schwarze keine Chance hatte. Diesmal nicht.
    Er lief seinem Leitwolf nach, nahm den Revolver und feuerte die letzten beiden Schüsse aus Boscos Waffe in den wolkenumwobenen Himmel. Die Menge teilte sich, mühelos erreichte er die Mitte des Kreises – und schleuderte die Waffe vor Serafins Füße.
    »Von wegen verschwinden – das kannst du vergessen! Ich hab mich doch nicht auf den weiten Weg gemacht, nur damit du schon wieder den einsamen Helden spielst!«
    Serafin sog tief die Morgenluft ein, als sich Lex an seinen Rücken stellte.
    »Gut, Bruder«, sagte er schließlich. »Dann versuch’ zu überleben!«
     
    *
     
    Angespannt blickte Lex in die Gesichter derer, die ihn umkreisten, versuchte herauszufinden, von wem der erste Schlag zu erwarten war. Von dem jungen Kerl dort vorn, der seine Hände ruhelos immer wieder zu Fäusten ballte? Der strengen Wolfsfrau, die ihren kahl rasierten Kopf jetzt zu dem Burschen neigte, um ihm etwas zuzuraunen? Oder dem Hünen hinter den beiden, der Serafin unentwegt anstarrte?
    Aus den Augenwinkeln sah Lex, wie sich der alte Kerkerwächter grinsend in die drohend stille Menge einreihte.
    Vielleicht wollten sie sogar, dass ich Serafin befreie … Vielleicht haben sie mich deswegen unbehelligt in den Kerker gelassen … Damit sie es ihm hier

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