Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
Vom Netzwerk:
gelassen. Serafin war bisher nicht zu ihm gekommen. Vermutlich, weil er wusste, dass Lex es nicht leiden konnte, sich schwach und krank zu zeigen. Für so etwas hatte er nun einmal ein Gespür. Warum also war er jetzt hier?
    Serafin blieb vor dem Bett stehen. Sachte strich er über den verwundeten Arm seines Freundes.
    Die schwache Berührung genügte, dass Lex zusammenzuckte.
    »Das Mädchen hat mich vorgeschickt. Ich soll dich überzeugen.«
    »Vorgeschickt hat sie dich? Sie scheint mir nicht gerade schüchtern zu sein, eher vorwitzig.«
    Serafin lächelte.
    »Das mag schon sein. Aber sie hat nun mal schnell bemerkt, dass du ein Sturkopf bist.«
    »Also, was gibt es?«
    Lex versuchte, sich aufzurichten. Es gelang ihm nicht. Verdammt noch mal, wie lange wollte sein Körper denn noch schlappmachen?
    Serafin setzte sich geschmeidig auf die Bettkante. »Um es kurz zu machen, die Kleine macht sich Sorgen. Die Wunde an deinem Arm hat sich wohl entzündet. Sie sagt, sie kennt eine Heilerin, der man vertrauen kann. Sie möchte ins Dorf gehen und sie zu uns bringen.«
    Im ersten Moment protestierte alles in Lex. Er sollte sich von einem zweiten Menschen abhängig machen? Dem Mädchen die Möglichkeit geben, ihn, Serafin und Carras ans Messer zu liefern? Andererseits, hatte Fiona nicht schon genug Möglichkeiten gehabt, ihm zu schaden?
    Serafin blickte ihn verwundert an. »Du ziehst es in Erwägung? Ich hatte mit lautstarkem Widerspruch gerechnet.«
    Lex schloss die Augen. Hatte er sich von den paar Tagen Pflege derart weichspülen lassen, dass er all seine Vorsicht über Bord warf? Warum nur war er sich so sicher, dass sie sich auf das Mädchen verlassen konnten?
    Er öffnete die Augen und blickte den Leitwolf an. »Was hältst du davon, Serafin?«
    Der Schwarze lächelte milde.
    »Ich glaube, dass dieses Mädchen uns, aus welchen Gründen auch immer, um jeden Preis hierbehalten möchte.«
    Lex lachte auf.
    »Ich habe sie erst gestern gefragt, was sie davon hat, uns Unterschlupf zu gewähren. Sie sei eben neugierig, hat sie gesagt. Sie würde nun mal Fabelwesen lieben. Ich sag’ dir, Bruder, die Kleine ist verrückt!«
    Serafin schmunzelte. »Trotzdem scheint ihr miteinander auszukommen.«
    »Für einen Menschen ist sie ganz erträglich«, gab Lex gönnerhaft zu. Mit einem Mal war er müde.
    Serafin erhob sich. »Dann sind wir beide einer Meinung. Ich lasse sie diese Heilerin holen. Geht etwas schief, greife ich ein.«
    »Als ob ich mit ein paar Menschlein nicht allein zurechtkäme«, murmelte Lex erschöpft.
    Im Gehen drehte Serafin sich noch einmal um. »Sobald es dir wieder besser geht, gehen wir zusammen jagen.«
    Lex lächelte kraftlos. Wie sehr er sich nach dem Duft des Waldes sehnte! Wenn Fiona das Vertrauen, das sie in sie setzten, bloß nicht enttäuschte. Selbst wenn Lex dem Mädchen glauben wollte, war und blieb sie doch ein stinkender Mensch.
    Und auf Menschen war wenig Verlass.
     
    *
     
    »Im Schein des Vollmondes schlich ich aus dem Haus. Das panische Quieken der Schweine hatte mich misstrauisch gemacht, also lief ich zum Gatter. Und da waren sie – zehn riesige Wölfe, schwarz wie die Nacht! Sie wollten sich auf mich stürzen, doch ich zückte mein Taschenmesser und hielt sie in Schach! Nur einer entging meiner Aufmerksamkeit, schlich sich feige von hinten an mich heran und – ha! – stürzte sich auf mich! Er warf mich zu Boden und biss mir in den Arm. Doch ich spürte keinen Schmerz und stieß ihm mit voller Wucht mein Messer in den Vorderlauf.«
    Demonstrativ hielt Emerald sein Taschenmesser in die Höhe.
    Nach fast einer Woche Bettruhe hatte er es nicht mehr ausgehalten. Zwar tat sein Arm immer noch höllisch weh und er musste einen Verband tragen, doch er biss die Zähne zusammen. Er konnte nicht länger in seinem Zimmer hocken, hatte er sich doch vorgenommen, mehr über die seltsamen Biester zu erfahren. Dazu brauchte er so viel Unterstützung, wie er kriegen konnte.
    Schon bald hatte sich die ganze Dorfjugend an ihrem Treffpunkt, dem großen Brunnen, versammelt – alle, außer Fiona, die natürlich niemand eingeladen hatte.
    »Das Tier fiepte und es war klar – ich bin der Stärkere. Jaulend zogen sich die Biester zurück. Doch zu spät, ich hatte sie genau gesehen! Die waren mindestens dreimal größer als normale Wölfe! Und erst ihre Augen, böse und berechnend! Also frage ich euch! Wer will mir helfen, mehr über diese abscheulichen Kreaturen herauszufinden?«
    Emerald hielt inne,

Weitere Kostenlose Bücher