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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Erneut rang er nach Luft. »Hände weg, sonst setzt es was!«
    Sie seufzte, nahm den Becher Wasser, den sie neben dem Bett bereitgestellt hatte, und hielt ihn Lex stumm entgegen.
    Der Wolfsmensch schimpfte nicht weiter. Mühsam gelang es ihm, sich aufzurichten, doch kaum hatte Fiona ihm den Becher gereicht, fiel ihm das Gefäß aus den zittrigen Händen. Gut die Hälfte des Wassers durchtränkte die raue Bettkolter, ehe Fiona den Becher aufheben konnte.
    Lex ließ den Kopf zurücksinken. »‘tschuldige«, flüsterte er kaum hörbar.
    Sie zuckte mit den Schultern, griff nach dem Stofftaschentuch, das sie stets bei sich trug, und drückte es fest auf die nasse Stelle. Dann nahm sie erneut den Wasserbecher, um ihn Lex an die Lippen zu führen.
    Abwehrend drehte er den Kopf beiseite.
    Fiona musste lächeln. Sie verstand, wie er sich fühlte. Zwar wusste sie nicht, woher seine Verletzung oder die langen, blassen Narben auf seinem Rücken kamen, aber sie war oft genug krank gewesen. Damals, nachdem ihr Vater verschwunden war … Immer wieder hatte Nanna sie füttern müssen. Obwohl sie der Heilerin vertraute wie keiner anderen, hatte sie es gehasst, so abhängig von ihr zu sein.
    Eben im Traum hatte Lex nach seiner Mutter gerufen. Hatte sie sich, wenn sie krank war, nicht auch nach der Stimme ihres Vaters gesehnt, der sie, obschon er selten warme Worte an sie gerichtet hatte, trösten konnte wie kein anderer?
    »Vor mir brauchst du dich nicht zu schämen«, sagte sie schließlich.»Ich habe schon oft so dagelegen«, ergänzte sie mit einiger Überwindung. »Da sah ich mindestens genauso albern aus wie du.«
    Er sah sie von der Seite an, dann drehte er ihr abrupt seinen Kopf zu und öffnete, beinahe herausfordernd, den Mund.
    Geduldig flößte ihm Fiona den halben Becher Wasser ein.
    Immer wieder musste sie das Gefäß absetzen, damit er schlucken konnte.
    Als der Becher leer war, ließ sich Lex erschöpft zurück ins Bett sinken und starrte zur Zimmerdecke.
    Sie stand auf, ging zu dem Schreibtisch am Fenster und stellte den Becher neben einem Wasserkrug ab. Ihr Blick fiel auf die Bücherwand. Gestern noch hatte sie hier mit Nanna gestanden, voller Begeisterung das Märchenbuch aus dem Regal gezogen. Und nun lag ausgerechnet in dem Zimmer, in dem sie nächtelang unter dem Schein einer Petroleumlampe alte Sagen und Märchen verschlungen hatte, ein waschechter Werwolf.
    Es gefiel ihr nicht, dass sie den Fremden ausgerechnet in Vaters Zimmer beherbergen musste. Doch was war ihr anderes übrig geblieben? Hätte sie ihn im Keller schlafen lassen sollen? Oder auf der harten Holzbank in der Küche? Nur was, wenn Vater ausgerechnet heute wiederkäme?
    Sei nicht dumm, er ist schon seit Jahren fort!
    »Das ist nicht dein Zimmer, oder?«
    Sie erschrak, als Lex’ Stimme ertönte. »Nein. Es ist das Zimmer meines Vaters«, antwortete sie zögernd.
    »Wo ist er?«
    Sie lächelte traurig.
    »Tja, das wüsste ich auch gern.«
    Eilig griff sie nach einem der Bücher und fixierte mit vorgetäuschter Konzentration die Buchstaben. Sie wollte nicht über ihren Vater sprechen.
    Für eine Weile herrschte Stille. Dann die nächste Frage.
    »Wozu bist du noch hier?«
    Sie las weiter.
    »Ich komm‘ schon klar«, fuhr er fort. »Du musst hier nicht sitzen.«
    »Zu gütig«, entgegnete sie, ohne aufzusehen. »Aber ich bin nicht aus Sorge um dich hier. Wie gesagt, das ist das Zimmer meines Vaters. Also werd‘ ich ein Auge darauf haben, dass hier alles seine Ordnung hat.«
    Er richtete sich ein Stück weit auf. »Hast wohl Angst, ich werde zum wilden Tier?«
    »Oh! Ich dachte an menschlichere Nöte.«
    Mit ihrem Stiefel tippte sie gegen eine blecherne Schüssel unterm Schreibtisch.
    Er ließ sich zurück ins Bett sinken, sie blieb in ihr Buch vertieft.
    »Was liest du da eigentlich?«
    Sie grinste herausfordernd. »Rotkäppchen und der böse Wolf.«
    Er lachte. Zum ersten Mal.
    Neugierig lugte sie hinter dem Buch hervor. Sein braunes Haar war zerzaust. Die haselnussfarbenen Augen, über denen kräftige Brauen standen, sahen müde aus. Schweiß stand auf dem kantigen, sonnengebräunten Gesicht. In seinem warmen Lachen klang mit, wer er wirklich war. Wer er sein konnte. Ein Kämpfer, ein Draufgänger. Im Bett zu liegen, das passte einfach nicht zu ihm.
    Erschöpft rang er nach Luft.
    Sie legte ihr Buch beiseite, nahm eines der Tücher vom Tisch und tauchte es ins kalte Wasser. Der Wolfsmann wandte seinen Blick nicht von ihr ab, als sie ihm an die

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