Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
Vom Netzwerk:
Johannisforst stand, brachte selbst ihr mattes, aschbraunes Haar zum Glänzen.
    »Du hast gesagt, du willst mir helfen, die Wahrheit über euch Werwölfe zu erfahren. Dann mal raus damit! So aus Werwolf-Sicht. Was glaubst du, unterscheidet euch am meisten von uns Menschen?«
    Vor ihr im Gras lag Carras faul auf dem Bauch. Nicht weit entfernt streckte Desiree dösend alle viere von sich.
    »Tja, was unterscheidet uns von euch? Ja also, dass wir, wenn der Vollmond scheint …«
    »Außer der Sache mit dem Vollmond natürlich!« In den letzten Tagen hatte sie frustrierend wenig Neues von den Wolfsmenschen erfahren. Schon bereute sie ihren unfreundlichen Tonfall, doch Carras grinste nur belustigt.
    »Was willst du hören, Fiona? Ich glaube, unser Wolfsblut ist einfach dicker als Menschenblut. Wir können schneller laufen …«, der Wolfsjunge erhob sich und flitzte zu einer nahen Buche, »… wir können höher springen.« Mit einem Satz hockte er auf dem untersten Arm des Baumes. »… geschickter klettern …« Behände schwang er sich von Ast zu Ast, bis er beinahe die Spitze der Buche erreicht hatte. »… und auch besser landen!«
    Ohne Angst sprang er in die Tiefe und landete zielsicher auf beiden Beinen vor Fiona. Einige Bucheckern rieselten, als wären sie von Carras’ Heldenmut ergriffen, von der zitternden Baumkrone ins hohe Gras.
    Sofort erwachte Desiree und machte sich mit Begeisterung auf die Suche nach den Leckerbissen.
    Fiona klatschte Beifall, als Lex, der gerade mit Serafin aus dem Johannisforst zurückkehrte, sich mal wieder ungefragt einmischte.
    »Carras! Lässt dich wohl mal wieder von unserer Forscherin ausfragen? Bist du ein Werwolf oder ein Versuchskaninchen?«
    Kaum hatte Desiree Lex erblickt, verzog sie sich mit einem Haufen Bucheckern im Maul eiligst in den Schweinestall. Sie mochte Lex nicht besonders.
    Schmunzelnd sah Fiona ihr nach. Wer konnte der Sau das schon verübeln?
    Carras lief seinem Leitwolf entgegen.
    »Serafin! Hast du gesehen, wie ich geklettert bin? Ich wette, so hoch schafft es keiner.«
    »Ich wette dagegen, Zwerg!«, schaltete sich Lex ein, vom Ausflug in den Wald wohl noch richtig in Fahrt.
    »Pah! So hoch wie ich kommst du nie! Schon allein, weil du für die dünnen Äste dort oben viel zu schwer bist.«
    »Na gut, Carras, du willst es ja nicht anders!«, verkündete Lex großspurig, während er sich streckte. »Um dir, Serafin, zu beweisen, dass ich wirklich wieder kerngesund bin, und weil in deinem tristen Heim, Fiona, ja ohnehin nicht gerade viel los ist, will ich euch mal eine kleine Vorführung bieten.«
    Schon war Lex auf einen der unteren Äste gesprungen. Dann hangelte er sich in beeindruckendem Tempo die Buche hinauf. Als die schlankeren Äste gefährlich unter seinem Gewicht nachgaben und Carras von unten schon schadenfroh verkünden wollte, wer die Wette gewonnen habe, riss Lex seinen Körper herum und sprang mit einem atemberaubenden Satz auf das schindelgedeckte Dach des Forsthauses. Dort nutzte er den Schwung, zog sich an der Dachgaube hoch und ging über dem offen stehenden Mansardenfenster für einen Moment in die Hocke.
    Fiona und Carras starrten gebannt nach oben.
    »Das war zum Aufwärmen!«, schallte es von oben. »Jetzt kommen wir zum Hauptprogramm.«
    Fiona warf einen kurzen Blick auf Serafins unbewegliche Miene.
    Lex kletterte derweil auf allen vieren weiter und setzte sich rittlings auf den Dachfirst. Einen Augenblick hielt er inne. Dann beugte er sich nach vorn, stützte sich mit den Händen ab, zog die Knie an und stand im nächsten Moment mit seitwärts ausgestreckten Armen auf dem Dach.
    Fiona glaubte, ihren Augen nicht zu trauen.
    Carras stieß einen spitzen Schrei aus.
    Lex setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Kurz bevor es nur noch in die Tiefe ging, machte er mit einer schnellen Drehung kehrt. Er schwankte – Fiona stöhnte auf –, fing sich wieder und balancierte bis oberhalb der Mansarde zurück.
    Er verbeugte sich leicht in luftiger Höhe, wobei er mit dem Fuß auf einem losen Ziegel Halt zu finden suchte – und mit dem Kopf voran hinab in die Tiefe stürzte. Im letzten Moment krallte er sich an die Dachrinne. Für Sekunden verharrte er dort, ließ sich fallen und landete in der Hocke vor seinen Zuschauern.
    Als Fiona in sein gerötetes Gesicht blickte, stellte sie verwundert fest, dass der plötzliche Sturz ihn nicht etwa erschreckt hatte. Im Gegenteil, Lex lachte breit und seine Augen glänzten vor Abenteuerlust.
    »Na,

Weitere Kostenlose Bücher