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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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mal! Das war doch der Junge, den Lex bei Vollmond gebissen hat? Heißt das, Emerald wird jetzt auch zum Werwolf?« Erwartungsvoll blickte sie in die Runde – ehe alle im selben Augenblick loslachten.
    »Wo hast du denn den Blödsinn her?«, fragte Lex prustend. »Da wär’ was los im Lande, wenn jeder, den wir beißen, gleich zum Wolf mutieren würde!«
    Serafin schmunzelte.
    »Hör zu!«, sagte Carras und unterdrückte scheinbar mühsam den nächsten Lachanfall. »Entweder jemand trägt Wolfsblut in sich oder nicht. Niemand wird einfach so zum Werwolf! Da müssen schon die Eltern Wolfsmenschen sein!«
    Fiona nickte langsam. So war das also. Das musste sie sofort notieren!
    »Das stimmt nicht ganz«, verbesserte Lex den Jüngeren. »Fräulein Forscherin soll doch nichts Falsches in ihr schlaues Buch schreiben. Es reicht aus, wenn einer der Eltern Wolfsblut in sich trägt …«
    »Soll das heißen, dass deine …«
    Er schnippte ihr gegen die Stirn. »Das soll gar nichts heißen, Dummerchen!«
    Beleidigt wischte Fiona seine Hand beiseite und wollte zur nächsten Frage ansetzen, als Lex betont gelassen Richtung Schlafplatz hinters Haus schlendert.»Ich hau mich aufs Ohr!«
    »Wir müssen in Zukunft vorsichtiger sein!«, ermahnte Serafin sie. »Der Vollmond ist nah. Es wäre dumm, sich jetzt noch mit den Dörflern anzulegen!«
    Doch darüber machte sich Fiona kaum Gedanken. In Liebstein glaubten sie nicht an Märchen, wer sollte ihnen dort schon auf die Schliche kommen?
     
    *
     
    Endlich! Emerald hatte das Dorf erreicht. Noch einmal blickte er angsterfüllt zu dem finsteren Forsthaus zurück, das bedrohlich am Hang thronte.
    Sie waren ihm nicht gefolgt!
    Den ganzen Weg hinunter war er überzeugt gewesen, dass sie ihm nur einen Vorsprung gaben, dass sie ihm nachjagen und ihn sich packen würden.
    Völlig erschöpft kauerte er sich in eine Felsnische zwischen zwei Häusern, während er ein Stoßgebet gen Himmel sandte, dass keiner seiner Freunde, schon gar nicht Thorsten, ihn hier finden würde.
    Schaudernd umschloss er seine Knie. Was waren das bloß für Männer, die problemlos auf Dachgiebeln balancierten, die ihn gesehen hatten, ohne auch nur einmal in seine Richtung geblickt zu haben, die ihn gehört haben mussten, obwohl er dort im Gebüsch garantiert keinen Mucks von sich gegeben hatte, die ihm innerhalb von Sekunden den Weg abgeschnitten hatten?
    Merkte diese Fiona denn nicht, dass mit den angeblichen Freunden ihres Vaters gewaltig etwas nicht stimmte? Vielleicht hatte sie ihn belogen.
    Mehr noch als der eiskalte Fiesling mit dem viel zu langen pechschwarzen Haar, der ihn gezwungen hatte, sich bei der Verrückten zu entschuldigen, ließ ihn der andere zittern. Dieser rasende Kerl, der ihn so fest am Kragen gepackt hatte, dass ihm kaum mehr Luft zum Atmen geblieben war. Dazu dieser raubtierhafte Blick! Ihm war es, als hätte er diese hasserfüllten, rotbraunen Augen, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen, diesen unmenschlichen Blick schon einmal gesehen.
    Dieser Mann!, durchfuhr es ihn. War es möglich, dass …?
    Er wollte schlucken, doch seine Kehle blieb staubtrocken.
    Er und der Wolf … Diese Augen …
    Panisch umklammerte er seinen linken Arm, aus dem plötzlich wieder ein stechender Schmerz schoss. Er war nicht der Einzige, der in jener Vollmondnacht eine Verletzung davon getragen hatte. Er hatte dieser Bestie sein Messer in den Vorderlauf gerammt. Und der teuflische Kerl eben, war sein Arm nicht auch …
    Es riss ihn auf die Beine. Jetzt wusste er, wer sich dort im Forsthaus aufhielt. Er musste die Leute warnen!
    Doch mit einem Schlag wurde ihm klar, dass ihm niemand glauben würde. Nicht einmal Sarah …
    Er rutschte zurück auf den Boden, legte den Kopf auf die zitternden Knie und schloss die Augen. Mit der Rechten umklammerte er seinen lädierten Arm, doch die Linke ballte er jetzt zur Faust.
    Nein! So leicht würde er sich nicht unterkriegen lassen. Er musste die Leute wachrütteln. Das hier war trotz allem sein Dorf, das er beschützen musste.

Kapitel 6
    Mondtaufe
     
     
     
    D ie Stimmung war den ganzen Tag schon gereizt. Als ob eine Saite, zum Zerreißen gespannt, gerade eben noch hielt. Die Unruhe, die von Serafin, Lex und Carras ausging, war bald auch auf Fiona übergesprungen.
    Ein heimliches Knistern erfüllte die Luft, die immer schwerer zu werden schien und einem allmählich den Atem nahm. Fiona riss die Fenster auf. In gierigen Zügen sog sie die würzig kühle

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