Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
Vom Netzwerk:
den Alten herausfordernd umkreiste, sich, als der Kerl nach einem Stoß ins Leere den Dolch weit von sich gestreckt hatte, auf ihn warf und zu Fall brachte.
    Als sie sich wieder Lex zuwandte, sah sie den Rotschopf und den Riesen regungslos vor seinen Füßen liegen.
    Plötzlich ließ sie ein heftiger Knall zusammenfahren.
    Es war Bosco, mit einem rauchenden Revolver in der Hand. Er hatte einen Warnschuss abgegeben.
    »So, du Held!«, brüllte er und lud zügig seine Waffe nach. »Genug ist genug! Keine Bewegung!«
    Langsam hob Lex die Hände in die Luft.
    »Dir werd ich’s heimzahlen!«, rief Bosco hasserfüllt, als ihn eine erdige Kartoffel mit voller Wucht am Kinn traf.
    »Das ist ungerecht!« Fiona hatte bereits eine zweite Knolle in der Hand.
    Bosco richtete den Revolver auf sie, da schnellte Lex vor, schlug dem Kerl die Waffe aus der Hand und richtete sie auf seinen Gegner.
    Dieser wich entsetzt einen Schritt zurück.
    Hinter dem Hauptmann erhoben sich langsam der Alte und der Muskelprotz.
    »Verschwindet von hier!«, befahl Lex, den Blick auf Carras gerichtet.
    Der Wolfsjunge hatte Nena losgemacht und strich ihr beruhigend übers Fell.
    »Und was ist mit dir …?«, protestierte Fiona.
    »Jetzt!«, brüllte Lex, sein ganzer Körper bebte vor Zorn. Carras packte sie, half ihr auf den Pferderücken und sprang hinterher.
    »Macht sie fertig!«, schmetterte Bosco.
    Da trieb Carras Nena an und sie galoppierte gehorsam los.
    Fiona hatte alle Mühe, nicht von Nenas Rücken zu rutschten. Verzweifelt blickte sie zurück.
    »Was ist mit Lex?«, rief sie.
    »Der ist wütend«, meinte Carras ruhig.
    Das Pferd preschte in den Wald.
    Fiona konnte nicht mehr sehen, zu wem die Schreie gehörten, die nur noch schwach von der Landstraße zu ihr drangen.
     
    *
     
    Es war anders gekommen. Vollkommen anders, als Neuschnee es sich vorgestellt hatte.
    Sie stocherte in der Glut des heruntergebrannten Lagerfeuers. Es war für diese Jahreszeit empfindlich kalt geworden. Selbst, als sie ihre Hände dicht über die glimmenden Scheite hielt, wurde ihr nicht wärmer.
    Ja, sie hatten ihr Ziel erreicht, hatten Schattenklaue aufgespürt. Die lange mühsame Suche, die Tage, an denen sie kaum noch Hoffnung gehabt hatten – all das lag hinter ihnen. Doch warum war er ohne jeden Widerstand mit ihnen gekommen? Warum war er nicht geflohen?
    Sie wandte das Gesicht zum sternenlosen Himmel und schloss die Augen.
    Es musste mit diesem Jungen zu tun haben. Carras. War es ein Fehler gewesen, ihn nicht mitzunehmen?
    Abrupt stand sie auf, dehnte und streckte ihre Glieder und warf den Kopf in den Nacken. Schluss damit. Sie hatte ihren Auftrag so gut wie erfüllt. Jetzt mussten sie und Bluter den Wolfsmann nur noch zurück zur Rotburg bringen.
    Mit einem Mal vernahm sie hinter sich ein Stöhnen. Sie wandte sich um und sah, wie sich Schattenklaue zu bewegen versuchte. Vorsichtig und bemüht, keinen Laut zu verursachen, schlich sie zu ihm und kniete neben ihm nieder. Tief sog sie seinen Duft ein, sah in sein so vertrautes Gesicht. Sie zögerte einen Moment, umfasste behutsam seine Handgelenke und löste den viel zu fest geschnürten Strick, den Bluter ihrem Gefangenen angelegt hatte. Die Haut darunter war wund gerieben und seine Hände waren sicher taub. Es war nicht nötig, so brutal mit Schattenklaue umzuspringen.
    Die Flammen des Lagerfeuers flackerten noch einmal auf und tauchten alles um sie herum in rötlich schimmerndes Licht. Neuschnee erhob sich langsam, der Strick in ihren Händen fiel zu Boden. Da hörte sie Schattenklaue flüstern.
    »Was willst du …?«
    Sie fuhr zusammen, hatte sich aber gleich wieder in der Gewalt und sah dem Gefangenen in die Augen.
    Der Blick des Wolfsmannes war ausdruckslos.
    Ehe sie etwas erwidern konnte, schnitt Bluters Stimme durch die Nacht.
    »Na, was haben wir denn da? Macht er sich etwa davon, dieser feige Bastard?«
    Mit einem Satz war er auf den Beinen und trat dem am Boden Liegenden mit voller Wucht in die Seite.
    Schattenklaue stöhnte vor Schmerz, da trat Bluter ein weiteres Mal zu.
    Neuschnee wollte ihm gerade Einhalt gebieten, als der schwarze Wolfsmann die zusammengebundenen Beine hochriss und sie mit einem wütenden Brüllen gegen die Unterschenkel des anderen stieß. Mit einem verblüfften Aufheulen ging Bluter zu Boden. Da warf sich Schattenklaue herum, kam auf dem Angreifer zu liegen und umschloss mit beiden Händen Bluters Kehle.
    »Wenn ich wollte, könnte ich jederzeit fliehen, das weißt

Weitere Kostenlose Bücher