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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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gleichzeitig.
    Sie sah in die verdutzten Gesichter und konnte nicht anders, als schelmisch zu kichern.
    »Ja, meint ihr denn, ich verlasse mit zwei windigen Werwölfen mein Heim, ohne sorgfältige Vorbereitungen zu treffen? Mir war klar, dass unser Proviant nicht lange ausreichen würde. Also hab‘ ich vorgesorgt.«
    Mit diesen Worten griff sie tief in ihren Mantel, zog ein prall gefülltes Ledersäckchen hervor und klimperte damit vor den Nasen der beiden Wolfsmenschen.
    »Mein Vater hat mich mit genügend Geld versorgt. Das dürfte reichen, meint ihr nicht auch?«
     
    *
     
    Je näher sie dem Haus kamen, desto schneller wurden Fionas Schritte. Die beleuchteten Fenster schienen sie magisch anzuziehen. Entschlossen stapfte sie voran. Längst hatte sich der Regen einen Weg in ihren Nacken und tiefer gebahnt.
    »He, hör mal, warte …«, kam es von hinten. »Wir sollten erst …«
    Sie tat so, als hätte sie nichts gehört. Da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
    »Nicht so schnell hab‘ ich gesagt! Wir sollten erst …«
    Unwillig schüttelte sie die schwere Hand ab.
    »Was denn jetzt noch?«
    »… das Gelände sichern!«, knurrte Lex. »Wir wollen schließlich nicht schon wieder in einen Hinterhalt geraten.«
    Keine zehn Pferde würden sie jetzt noch davon abhalten, schnurstracks zu diesem Haus zu gehen und um Einlass zu bitten.
    »Ich sage dir, was wir sollten, mein Lieber.« Sie wies auf die sich immer deutlicher abzeichnenden Konturen vor ihnen. »Da hineingehen! Und zwar sofort!«
    Zu allem entschlossen, wandte sie sich ab und legte die letzten Meter, die eine kurze, kahle Anhöhe hinaufführten, fast im Laufschritt zurück.
    Vor ihnen lag ein hohes, schmales Gebäude, umwuchert von dichten Efeuranken. Drei alte Eichen hielten auf der Wetterseite die immer noch heftigen Windböen ab. Trotzdem hatte der Sturm unzählige Schindeln vom Dach gerissen und am Boden zerschmettert. An die Südseite des Hauses duckte sich ein flacher, windschiefer Stall, aus dem gedämpftes Wiehern kam, das vom unaufhörlichen Scheppern eines zerbeulten , über der Eingangstür befestigten, Wirtshausschildes übertönt wurde.
    Fiona entzifferte die Worte Hänschens Heimkehr und seufzte erleichtert auf. Sie hob die Faust, um an die verriegelte Tür zu hämmern, die im selben Moment von innen aufgerissen wurde.
    Ein Mann mit gebeugtem Rücken und schlohweißem Haarkranz starrte ihnen entgegen.
    Was für ein komischer Kauz, dachte Fiona und wollte gerade zu einer höflichen Frage ansetzen, als sich hinter dem Alten eine ungeduldige Frauenstimme vernehmen ließ.
    »Gregor! Was stehst du da rum? Mach endlich die Tür zu oder willst du das bisschen Wärme auch noch nach draußen befördern? He, oder ist da etwa jemand?«
    »Schon möglich …«, brummte der Alte, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Da wurde er unsanft zur Seite geschubst. Eine kleine rundliche Frau in einer übergroßen bunt karierten Schürze kam zum Vorschein und erfasste offensichtlich sofort die Lage.
    »Rein mit euch, aber schnell! Bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür!«
    Während sich Lex – noch immer etwas mürrisch – mit dem wortkargen Wirt aufmachte, um Nena zu versorgen, führte die Frau Fiona und Carras in die Schankstube und schob sie zu einem rußgeschwärzten Kamin, in dem ein einladendes Feuer prasselte. Fiona streckte beide Hände über die friedlich züngelnden Flammen und fühlte sich wohl und sicher wie lange nicht mehr. Sie sah sich um. Im Raum standen einfache Bänke um die offenbar frisch geschrubbten Holztische. Von den niedrigen, dunklen Deckenbalken hingen wie bei Nanna getrocknete Kräuterbüschel. Den Herrgottswinkel zierten ein Kruzifix und ein gerahmtes Bild mit einem großen, wunderschönen Engel, der seine schützende Hand über ein offensichtlich ziemlich dummes Kind hielt, das ganz nahe an einem furchtbar tiefen Abgrund entlangspazierte. Fiona musste grinsen.
    »Na so was, na so was, na so was! Ist ja nicht zu fassen! Bei dem Wetter! Wirst sehen, heut‘ verirrt sich keiner hierher , hab ich gerade noch gesagt. Na, Gott sei Dank hat Gregor – das ist mein Mann – gerade Holz nachgelegt! Ja, Holz haben wir genug, weiß Gott genug! Frieren müsst ihr nicht mehr! Ich nehme an, ihr wollt auch übernachten. Nennt mich einfach Gundel. Und ihr, seid ihr Geschwister? Besonders ähnlich seht ihr euch allerdings nicht gerade …«
    Fiona, noch immer etwas perplex von dem plötzlichen Redeschwall, schaltete schnell

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