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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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blinzelte, als wäre sie aus einer tiefen Trance erwacht.
    Das Mädchen nutzte den Augenblick der Verwirrung und hetzte davon.
    Da merkte Serafin, wie knurrende Wölfe ihn umringten, fuhr herum, und sah aus den Augenwinkeln, einen Stock auf sich niedersausen. Alles versank in Dunkelheit.
     
    *
     
    »Serafin!«
    Keuchend fuhr Fiona aus dem Schlaf. Doch es waren nicht ihre hoffnungslosen Träume, die sie an diesem kalten Morgen aufgeschreckt hatten. Vollkommen verwirrt starrte sie auf den riesigen, duftenden Stoffsack, den jemand schwungvoll vor ihrer Nase abgeworfen hatte. Blinzelnd sah sie hoch in die grelle Morgensonne und erkannte schließlich Carras, der mit einem breiten Grinsen über ihr stand.
    »Warum lachst du?«
    Ungläubig rieb sie sich die Augen.
    Carras zuckte mit den Schultern. »Weil Weinen einen auf Dauer nun mal nicht weiterbringt!«
    »Ja, aber was …«, meldete sich nun auch schlaftrunken Lex zu Wort, der neben Fiona lag. Verdattert blickte er dabei vom Wolfsjungen zu dem Sack, und noch einmal von dem Sack zum Wolfsjungen.
    »Was da drin ist, wollt ihr wissen?«, lächelte Carras verschmitzt. »Na, jede Menge gute Sachen. Brot, Wurst, Käse …«
    »Aber wie …?«, fragte Fiona verwirrt. Sie blickte sich um – und ihr wurde klar, wer fehlte.
    »Wo ist Nena? Du hast sie doch nicht …«
    Carras lächelte traurig.
    »Sie fühlt sich in einem warmen Stall sicher wohler als in irgendwelchen dunklen Wäldern …«
    Wütend sprang Lex auf die Beine und packte den Wolfsjungen am Kragen.
    »Du bist zu diesem Bauernhof gelaufen? Und dort hast du unser Pferd verkauft? Für einen Sack mit Fressalien?«
    »Nicht nur«, meinte Carras. »Ich hab auch warme Kleider für uns bekommen. Zwar nicht die Neuesten, aber …«
    »Ja, aber …«, stammelte Fiona. »Gerade du hast Nena doch so gemocht!«
    »Das habe ich«, entgegnete der Wolfsjunge mit ungewohnt ernster Miene. »Aber die Bauern waren wirklich in Ordnung. Und, na ja, wir können Nena doch ohnehin nicht mitnehmen – zum Lager der Schwarzen Sichel .«
    »Du glaubst tatsächlich immer noch, dass wir es finden?«
    Lex lächelte geschlagen, ließ Carras los und warf sich ächzend wieder neben Fiona auf den Waldboden.
    »Na klar!«, verkündete Carras scheinbar fest entschlossen. Mit verschränkten Armen blickte er auf sie und Lex. »Wir dürfen nur nicht aufhören, danach zu suchen.«

Kapitel 12
    Lebensmüde
     
     
     
    O bschon Serafin wieder bei Bewusstsein war, hielt er die schweren Augenlider geschlossen. Er spürte die fremden Hände, die seine Oberarme umfassten, begriff, dass seine Beine eng zusammengeschnürt über die Erde schleiften. Er nahm den herben Duft der Fichten wahr, den vertrauten Geruch jener Umgebung, die so viele Jahre lang seine Heimat gewesen war. Als er endlich blinzelnd die Augen aufschlug, sah er zunächst verschwommen die Tannennadeln, die zu Abertausenden den Waldboden bedeckten.
    Vorsichtig hob er den schmerzenden Kopf, da rissen ihn Ginster und Graufuß auf die Beine. Er taumelte und zwang sich mit ganzer Kraft, aufrecht zu stehen. Er wollte sie sehen, die Rotburg.
    Wie war ihm früher das Herz aufgegangen, wenn er nach Tagen wilden Jagens aus der Ferne die lachsroten Steine der Ruine gesehen hatte. Die Rotburg, Hort der Wölfe, Ort der Zusammenkunft. Wie vertraut waren ihm diese Mauern!
    Kaum etwas hatte sich verändert. Nur die Fichte, die dort die Burgmauer durchbrach, war höher gewachsen. Außerdem hatte sich graugrünes Moos schleichend mehr Platz auf den Steinen erkämpft. Die Wolfsmenschen ließen all das geschehen. Sie genossen es, wie sich der Wald seinen Platz in jener Burg zurückeroberte, die einst in strenger Menschenhand gewesen war. Nur der Burgfried stand unzerstört inmitten der Ruinen, dessen Mauern tiefrot gefärbter W ilder Wein überwucherte. Und auch die Kerkermauern waren stark, erinnerte sich Serafin.
    Sie führten ihn auf den Burghof. Serafin blickte auf das Bodenmosaik aus roten, grauen und schwarzen Steinen, welches das Kainsmal, Stammeszeichen des Rudels, in ganzer Pracht darstellte. Das forschend schmale Auge inmitten der Mondsichel schien den Verräter hasserfüllt zu mustern. Immer mehr Wolfsmenschen schälten sich aus ihren Stoffzelten, die zwischen den Mauern aufgespannt waren. Die meisten im Rudel kleideten sich in einfaches braunes Leder. Die Krieger hatten darüber, je nach Kohorte, ein tiefblaues, ockergelbes oder rostrotes Band um den Bauch gebunden. Wie früher hielten die

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