Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
Vom Netzwerk:
Weg!«
    »Niemals! Da unten sind die Bestien!«, entfuhr es Anton.
    »Bitte, bitte, komm zu mir!«, flehte Mona.
    »Mensch Anton, sag ihr, sie soll da verschwinden«, sagte ein anderer Junge.
    » Mona, komm rauf oder verschwinde!«, zischte Anton.
    Da ließ sie die Schultern sinken, blieb sitzen, einfach so, bis sie trommelnde Pfoten hinter sich vernahm. Langsam drehte sie den Kopf. Drei Wölfe rannten über das staubverklebte Gras auf das letzte Fachwerkgerüst zu; ein braunes, ein graues und ein schneeweißes Tier.
    »Bitte … bitte … nicht …«, flehte sie außer sich. Immer hektischer rang sie nach Luft, als sich die Wesen unaufhaltsam näherten. Unfähig aufzustehen, sank sie schluchzend gänzlich auf die Erde.
    Das weiße Tier deutete mit dem Kopf zu dem Holzgerüst, die Wölfe rasten achtlos an dem auf dem Boden gekrümmten Bündel vorbei, und warfen sich auf den letzten Fachwerkbau.
    Lange, sehr lange blieb Mona einfach liegen, versuchte ruhig zu bleiben, nicht aufzufallen, sich irgendwie aufs Atmen zu konzentrieren – bis sie das Gerüst schwanken sah und Anton und die anderen schreien hörte.
    Schluchzend beobachtete sie, wie die Wolfskörper gegen das Holz schlugen. Wie sich drei Gestalten an die Balken klammerten.
    »Hilfe! Helft mir«, rief Anton.
    Da wischte sich Mona die Tränen aus den Augen und kroch wie wild auf dem Boden herum, in dem verzweifelten Versuch, etwas zu finden, das ihm helfen konnte.
    Da, endlich! Ihre zitternden Hände ertasteten ein zerborstenes Stück Holz. Fest packte sie die Waffe und drehte sich zögernd zu den Wölfen um.
    Lass das! Lauf weg! Sonst töten sie dich!, befahl ihr Verstand. Doch da hörte sie Anton noch einmal schreien und raffte sich auf. Die töteten sie sowieso …!
    Mit dem Mut der Verzweiflung schlich sie auf den weißen Wolf zu. Im Getöse des ächzenden Gerüsts bemerkte die Bestie, die gerade Anlauf nahm, um sich erneut gegen den Fachwerkbau zu werfen, das Mädchen nicht sofort. Erst im letzten Moment fuhr sie pfeilschnell herum und wich dem spitzen Holzstück aus, das Mona nach ihr geschleudert hatte. Doch zu spät. Ein blutender Schnitt zierte die weiße Wange. Zornentbrannt lief die Kreatur fauchend auf Mona zu.
    Schlagartig ertönte ein lautes Ächzen. Der Wolf sprang nach links, Mona taumelte nach rechts – und Antons Fachwerkbau stürzte krachend in sich zusammen.
    Starr blickte Mona auf die Trümmer. Sie hustete und schluchzte, als sie erkannte, wie sich aus dem staubigen Nebel die Umrisse des weißen Wolfes schälten. Sie wusste, diesmal würde er sie nicht verschonen. Mona rannte.
     
    *
     
    »Wahre Stärke? Was weißt du denn schon davon?«, fuhr Blitzschweif Serafin an. »Niemand spricht schlecht über die Schwarze Sichel , hast du das verstanden? Schon gar kein schmutziger Verräter wie du, Schattenklaue!«
    Er spuckte den Namen regelrecht aus.
    »Du bist ein gemeiner Hund, der sein eigenes Rudel im Stich gelassen und seinen Kommandanten getötet hat!«
    Serafin schwieg.
    Das machte den Jungen rasend vor Zorn.»Feigling! Du bist eine Schande für uns Wölfe! Sieh dich doch mal an! Du sollst der legendäre Schattenklaue sein, von dem alle erzählen? Dass ich nicht lache! Du bist ein Schwächling, ein jämmerliches Wrack!«
    Ein hämisches Grinsen huschte über Ginsters sonst so ernstes Gesicht. Serafin blieb stumm, blickte wieder zu dem Weiler hinunter. Entsetzt sah er, wie Neuschnee, die weiße Wölfin, aus dem Dorf rannte, einer fliehenden Gestalt auf den Fersen. In wenigen Sekunden würde sie sie eingeholt haben. Und dabei war das Opfer noch ein Kind – ein junges Mädchen! Sie war ihr kaum ähnlich, und dennoch musste Serafin ganz plötzlich an Fiona denken. An Fiona, das dünne, sture, neunmalkluge Menschenmädchen, das die Wölfe in jener Nacht ohne Vorbehalte in ihr Forsthaus eingelassen hatte – und das, verdammt noch mal, ein Recht hatte, zu leben!
    »Neuschnee, lass es! «, brüllte Serafin. Blitzschweif versperrte ihm den Weg und Ginster warf einen Blick auf seine gefesselten Hände.
    Doch nun gab es kein Halten mehr. Mit einer einzigen Bewegung riss Serafin den Strick entzwei, stieß Blitzschweif zu Boden und war innerhalb von Sekunden zum nachtschwarzen Wolf geworden. Drei Sprünge brauchte er nur, um Neuschnee und die Kleine zu erreichen. Mit einem Satz warf er sich vor das Mädchen. Anklagend starrte er in Neuschnees grüne Augen.
    Ist es das, was du deinem Sohn zeigen willst?
    Verwirrt blieb die Wölfin stehen und

Weitere Kostenlose Bücher