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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hätte er den Weg zum großen Park in der Innenstadt eingeschlagen.
    »Ich brauche zwei Teams in den Kompanjiestuine«, sagte er zu dem Sersanten. »Aber sie sollen vorher reinkommen und sich Fotos
     abholen.«
     
    Piet van der Lingen hörte die junge Frau im Badezimmer schluchzen. Er stand, ein wenig gebeugt, vor der Tür, die Hand zu einem
     sanften Anklopfen erhoben. Er wollte sie nicht erschrecken.
    »Rachel!«, sagte er leise.
    |263| Das Schluchzen verstummte.
    »Rachel?«
    »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Die Polizistin hat es mir gesagt. Du heißt Rachel Anderson und kommst aus Lafayette in Indiana.«
    Es blieb lange still, ehe die Tür langsam aufging und sie zum Vorschein kam, immer noch mit verweintem Gesicht.
    »West Lafayette, um genau zu sein«, antwortete sie.
    Der alte Mann lächelte mitfühlend. »Komm, meine Liebe. Das Essen ist fast fertig.«
     
    Fransman Dekker erzählte der dicken Inspekteurin Mbali Kaleni von dem Geld, das an Jack Fischer und Partner geflossen war,
     zehntausend Rand. Im selben Augenblick wurde ihm klar, wie er auf einen Schlag gleich mehrere Probleme gleichzeitig lösen
     konnte. Er überlegte sich eine Strategie, während er weitererzählte – er musste ihr sehr geschickt den Köder hinwerfen, denn
     sie war bekannt dafür, dass sie schnell Lunte roch.
    »Die Bloemfontein-Sache ist der Schlüssel«, sagte er, sorgfältig darauf bedacht, sich seine diebische Freude nicht anmerken
     zu lassen und die richtigen Worte zu finden. »Aber die Leute bei Fischer sind gerissen. Meinst du, du schaffst das?«
    Sie stieß einen verächtlichen Kehllaut aus. »Gerissen?« Sie stand auf. »Das sind auch bloß Männer«, sagte sie auf dem Weg
     zur Tür.
    Dekker fühlte sich erleichtert, ließ sich aber nichts anmerken. »Sie sind alte Füchse«, warnte er.
    Sie öffnete die Tür. »Überlass Bloemfontein ruhig mir.«
     
    Nachdem Vusi Ndabeni mehrmals angeklopft hatte, erst an der Vorder-, dann an der Hintertür, schickte er die Kollegen zu den
     angrenzenden Häusern, um herauszufinden, ob jemand de Klerk kannte. Er blieb zurück, und von der kleinen Terrasse aus spähte
     er neben dem großen Kugelgrill auf Rädern durch den einzigen Schlitz zwischen den Gardinen.
    Er blickte in ein offenes Wohn-Esszimmer und eine ebenfalls offene Küche im Hintergrund. Auf einem Küchenschrank stand |264| eine offene Bierflasche. Im Wohnzimmer erkannte er ein mit dunklem Stoff bezogenes Sofa, und genau vor seiner Nase ragte die
     Ecke eines riesiges Plasmafernsehers in sein Blickfeld.
    Kein Teppich auf dem Fliesenboden. Die Bierflasche konnte schon seit Wochen dort stehen. Die Asche im Grill ließ ebenfalls
     keine Rückschlüsse zu.
    Vusi stand im Schatten des kleinen Balkons, den Blick auf die handtuchgroße Rasenfläche, und wartete auf die Rückkehr seiner
     Kollegen.
    Die Verwalterin hatte ihm erzählt, dass diese kleinen Stadthäuser letztes Jahr für knapp eine Million weggegangen waren: zwei
     Schlafzimmer und ein Badezimmer oben, großes Wohnzimmer, offene Küche und Gäste-WC unten. Ein neuer Land Rover von über dreihunderttausend.
     Großer, moderner Fernseher. Wie konnte ein Sechsundzwanzigjähriger sich das leisten?
    Drogen, dachte Vusi unwillkürlich.
    Dann kehrten die Kollegen wieder zurück. Man sah ihnen schon von weitem an, dass sie nichts zu berichten hatten. Plötzlich
     hatte Vusi das Gefühl, dass ihm die Zeit davonlief. Er eilte ihnen entgegen. Er wollte schnellstmöglich zurück in die Stadt,
     ins Van Hunks, denn dort lag der Schlüssel zu diesem ganzen Fall.
     
    Die Situation kam ihr surrealistisch, unwirklich vor. Der alte Mann in seinem tadellosen weißen Hemd rückte ihr den Stuhl
     zurecht. Der herrliche Duft von gebratenem Speck weckte plötzlich ihren Hunger. Rachel hätte ein ganzes Pferd vertilgen können!
     Der Tisch war hübsch für zwei gedeckt. Von einer großen Glasflasche mit Orangensaft perlten Kondenströpfchen, so dass sie
     plötzlich schrecklichen Durst auf dieses süße, kalte Getränk verspürte.
    Der alte Mann ging hinüber an den Herd und fragte, ob sie Käse und Speck auf ihr Omelett wolle. Rachel sagte: »Ja, bitte!«
     Er ermunterte sie, von dem Orangensaft zu trinken. Sie schenkte sich mit leicht zitternder Hand ein, führte das Glas zum Mund
     und musste sich beherrschen, um nicht zu gierig zu trinken.
    Ob er ihr zwei Scheiben Brot toasten solle?
    |265| Ja, bitte.
    Er war nun eifrig beschäftigt, zerließ Butter, fügte Eigelbe zum

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