Dreizehn Stunden
nach draußen drangen.
Dekker sah Natasha schuldbewusst an, aber ihre Aufmerksamkeit galt dem Laptop. Ihre Augenbrauen waren fragend hochgezogen.
»Was ist?«
»Adam hat seinen Rechner angelassen.«
Dekker umrundete den Schreibtisch und stellte sich neben sie. Er roch ihr Parfüm. Subtil. Sexy. »Und?«
|275| »Das hat er sonst nie getan. Normalerweise schalte ich ihn ein, wenn ich reinkomme, so dass er …«
Der Bildschirmschoner war zu sehen, das Logo von AfriSound, das wie eine kleine Flagge flatterte und wehte. Natasha verschob
die Maus, der Bildschirmschoner verschwand, und ein Passwort wurde verlangt. Natasha bückte sich, um es einzugeben. Ihre langen
Fingernägel tickten auf den Tasten und ihr Ausschnitt öffnete sich weit. Dekker hatte einen hervorragenden Einblick und konnte
seine Augen nicht abwenden. Ihre Brüste waren klein, fest, perfekt.
Plötzlich richtete sie sich auf. Hastig blickte er auf den Bildschirm. Kein Programm war geöffnet.
»Ich muss mir seine E-Mails ansehen.«
Sie nickte, bückte sich wieder, arbeitete mit der Maus. Warum setzte sie sich nicht? Oder wusste sie, wo er hinschaute?
»Wo ist sein Terminkalender?«
»Er hat seine Termine mit Outlook verwaltet. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.« Wieder arbeitete sie mit der Maus, klickte hier
und da. »Sie können mit der Alt- und der Tabulatortaste zwischen den E-Mails und dem Terminkalender hin- und herspringen«,
sagte sie. Sie machte ihm Platz, und er setzte sich in den großen bequemen Bürostuhl.
»Danke«, sagte er. »Kann ich Ihnen auch ein paar Fragen stellen?«
Sie ging zur Tür. Im ersten Augenblick dachte er, sie habe ihn geflissentlich überhört, doch sie schloss die Tür, kehrte zurück
und setzte sich ihm gegenüber. Sah ihm genau in die Augen.
»Ich weiß, was Sie mich fragen wollen.«
»Was denn?«
»Sie wollen wissen, ob ich und Adam … Sie wissen schon.«
»Warum sollte ich danach fragen?«
Gleichgültig zuckte sie mit den Achseln. Eine sinnliche Bewegung, aber er vermutete, dass sie sich dessen nicht bewusst war.
Sie wirkte bedrückt, fast als trauere sie. »Sie werden uns doch alle befragen«, stellte sie fest.
Plötzlich wollte er es wirklich wissen, aber aus einem anderen Grund. »Und, war es so?« Sein Verstand sagte: Fransman, |276| was tust du da? Dabei wusste er genau, was er tat – er brachte sich in Schwierigkeiten, konnte sich aber einfach nicht beherrschen.
»Ja.« Natasha senkte den Blick.
»Hier?« Er zeigte auf den Schreibtisch.
»Ja.«
Warum hatte sie mit diesem weißen Mann geschlafen, einem Weißen in den mittleren Jahren, obwohl sie schön genug war, um als
Titelmodell für Modezeitschriften zu posieren? Er wollte herausfinden, ob das bedeutete, dass sie leicht zu haben war. Verfügbar.
Für ihn.
»Und heute Morgen bin ich froh, dass ich es getan habe«, fügte sie hinzu.
»Weil er tot ist?«
»Ja.«
»Es gibt eine Menge Gerüchte über ihn und … die Frauen.«
Sie antwortete nicht.
»Hat er Frauen belästigt?«
»Nein!«, antwortete sie empört.
»Haben Sie gestern etwas mitbekommen? Als Melinda hier war?«
»Ja«, antwortete sie, ohne zu erröten oder den Blick abzuwenden.
»Wissen Sie, warum er Melinda herkommen ließ?«
»Nein. Ich habe nur auf seinem Terminkalender gesehen, dass ein Treffen mit ihr eingetragen war.«
»Aber normalerweise war Jos immer dabei.«
Wieder dieses Achselzucken.
»Ich kann das nicht verstehen: Drei Leute haben mitgekriegt, wie Barnard eine Gospelsängerin in seinem Büro … vernascht hat.«
Er deutete mit den Fingern Anführungszeichen um das Wort an. »Und niemand wundert sich darüber. Was für eine Firma ist das
hier?«
Sie ärgerte sich. Er erkannte es an ihrer Körpersprache, an der Art, wie sie den Mund verzog, die Lippen fest und säuerlich
aufeinandergepresst.
»Komm schon,
suster
, was macht das für einen Eindruck?«
|277| »Nennen Sie mich bloß nicht ›Schwester‹!«
Er wartete auf eine Erklärung, aber sie saß einfach nur wortlos da.
»Hat Adam Barnard letzte Woche Ihnen gegenüber eine DVD erwähnt? Eine Sendung, die er per Post erhalten hatte?«
»Nein.«
»Wissen Sie, wer ihn erschossen hat?«
Es dauerte eine Weile, bis Natasha antwortete, unwillig, fragend: »Jos Geyser?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.«
Sie wirkte erstaunt und strich die langen Haare mit einer geübten Bewegung über die Schulter zurück.
»Wieso glauben Sie, dass es Jos war?«
»Ich habe ihn gestern gesehen.
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