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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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    Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Er zählte zwei und zwei zusammen. »Vusi, war das da hinten an der Ecke, wo sie zum Telefonieren
     ins Restaurant gegangen ist?«
    »Ja, das Carlucci’s«, bestätigte Ndabeni.
    »Und sie ist hier runtergerannt«, sagte Griessel und zeigte zur Bo-Oranjestraat.
    »Mbali hat im Garten Fußspuren entdeckt.«
    Griessel kratzte sich am Kopf. »Sie hatten sich irgendwo hier in der Nähe versteckt, Vusi. Sie müssen sie gesehen haben, aber
     so lange es hier von Polizisten gewimmelt hat …«
    »Bennie, der Transporter …«
    Aber Griessel hörte ihn nicht. Warum hatten sie das Mädchen nicht erschossen? So wie sie es bei dem alten Mann versucht hatten?
     Erin Russel hatten sie die Kehle durchgeschnitten. Aber Rachel hatten sie am Leben gelassen, obwohl man sie hier leicht hätte
     umlegen können. Hier, in diesem Haus. Warum hatte man sie von hier weggebracht?
    Da kam ihm der nächste Geistesblitz.
    »Der Rucksack!«, sagte er, denn sie hatten Erin Russel den Rucksack vom Rücken abgeschnitten. Er bückte sich, sah unter |352| dem Tisch nach. »Seht nach, ob ihr hier irgendwo einen Rucksack findet!« Er ging durch den Flur. »Vusi, du nimmst die linke
     Seite, das Bad und dieses Schlafzimmer, ich nehme die rechte.« Er blieb stehen. »Mat, könntest du in der Küche und draußen
     nachsehen?«
    »Wie sieht der Rucksack denn aus?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Griessel. Dann fiel ihm etwas ein, und er hielt so plötzlich inne, dass Vusi ihn beinahe umgerannt
     hätte. Fieberhaft wählte er eine Nummer. Als der Sersant in der Wache am Caledonplein antwortete, identifizierte er sich und
     fragte, ob die Kollegen noch im Cat & Moose in der Langstraat seien.
    »Ja, sie sind noch da.«
    »Bitte sagen Sie ihnen, dass sie sich nach dem Gepäck der beiden amerikanischen Mädchen erkundigen sollen. Erin Russel und
     Rachel Anderson. Sie sollen die Sachen bewachen, sie keine Sekunde aus den Augen lassen und sie notfalls mit Waffengewalt
     verteidigen.«
    »Geht in Ordnung.«
    Dann wandte sich Griessel an Vusi Ndabeni: »Die suchen etwas, Vusi, diese Scheißkerle suchen etwas, was die Mädchen haben.
     Deswegen ist Rachel noch am Leben!«

|353| 37
    »Was ist denn noch?«, fragte Natasha Abader, als sie die Bürotür ihres verstorbenen Chefs hinter sich zuzog.
    »Bitte nimm Platz«, sagte Dekker und setzte sich auf den Schreibtisch, so dass er ihr einschüchternd nahe sein konnte.
    Sie mochte das nicht, er sah es ihren schönen Augen an, aber sie setzte sich hin.
    »Kann ich dir vertrauen,
suster

    »Ich hab dir schon mal gesagt, ich bin nicht deine Schwester!«
    »Ach, warum denn,
suster
, nur weil du einen guten Job bei den
whiteys
hast und ich nur ein gewöhnlicher Hotnot aus Atlantis bin? Du bist farbig, Schluss, aus.«
    »Ach, denkst du, darum dreht sich alles?«, fragte Natasha mit wütend funkelnden Augen. »Du kannst es nicht ertragen, dass
     ich mit einem weißen Mann geschlafen habe, oder? Du brauchst gar nicht so den Kopf zu schütteln, ich hab’s deinem Gesicht
     angesehen, wie entgeistert du auf einmal geguckt hast. Das Eine sage ich dir: Er war nicht der erste Weiße, mit dem ich geschlafen
     habe, und er wird auch nicht der letzte gewesen sein. Ich diskriminiere niemanden, ich schlafe, mit wem ich will, denn das
     ist das neue Südafrika. Aber das willst du nicht hören. Du willst weiter
brother
und
sister
sagen, du willst, dass wir einen eigenen Stamm bilden, wir Farbigen. Du gehörst zu denen, die sich ständig darüber beklagen,
     wie schwer es doch ist, farbig zu sein. Wach auf, Inspekteur, denn das nützt nichts! Wenn du dich nicht integrierst, wirst
     du nicht integriert werden. Das ist das Problem in diesem Land, alle beklagen sich, aber niemand will etwas ändern und die
     Vergangenheit hinter sich lassen. Ach, übrigens: Mit wie vielen weißen Frauen hast du denn bist jetzt geschlafen, nur mal
     so aus Interesse?«
    Er sah weg, zum Fenster hinaus.
    |354| »Hab ich mir’s doch gedacht«, sagte sie.
    »Wie kommst du bloß darauf?«
    »Weil dich keine Frau ansehen kann, ohne an Sex zu denken«, antwortete sie.
    Jetzt sah er sie an, sah ihr in die Augen, und herausfordernd und zornig erwiderte sie seinen Blick.
    »Ich nehme es als Kompliment«, sagte er. In dem Wissen, den Kürzeren gezogen zu haben, versuchte er, seine Position zu stärken.
    »Warum hast du mich rufen lassen?«
    Plötzlich fühlte er sich in ihrer Nähe unbehaglich. Er stand auf und umrundete den

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