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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Vlok.«
    »Ihr Exmann?«
    »Sie müssen zugeben, dass es eine Art ausgleichender Gerechtigkeit war.«
    »Ja, aber woher wissen Sie, dass keine andere Kopie existiert?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, Danny anzurufen, nachdem ich hier raus war. Jemand im Laden sagte, er sei im Krankenhaus.
     Er sei am Sonntagabend in seiner Wohnung überfallen worden.«
    Dekker dachte einen Moment nach. Der Fall zog weite Kreise und wurde allmählich kompliziert. »Aber warum hat Barnard Ihnen
     das alles erzählt, wenn doch alles gut überstanden war?«
    »Ich glaube, das Video hat Adam stark erregt.«
    »Also hat er sie erpresst?«
    »Er hat wohl eher die Gelegenheit ausgenutzt.«
    »Ach?«
    »Ja, er sagte, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen. Ich |211| dankte ihm. Da lächelte er nur und legte die DVD in seinen Player ein. Ich hätte aufstehen können. Aber ich wollte die Aufnahmen
     noch einmal sehen. Ein letztes Mal. Wir sahen sie uns gemeinsam an. Und am Ende fragte er mich, ob er mich küssen dürfe. Ich
     sagte ja.« Sie sah Dekkers Blick und sagte: »Ich war Adam sehr dankbar. Für seine Diskretion. Seine Mühe, seine Unkosten.
     Und weil ich das Video noch einmal sehen konnte. Mich selbst. Ich war so … jung. So voller … Lust.«
    Dekker runzelte noch immer die Stirn.
    »Sie fragen sich wohl, wie eine bekehrte Frau so etwas tun kann. Wissen Sie, Meneer Dekker, ich glaube nicht an einen strafenden
     Gott. War es nicht Bischof Tutu, der gesagt hat: ›Gott hat eine Schwäche für Sünder.? Seine Ansprüche sind sehr gering?‹ Er
     sitzt nicht mit geballten Fäusten dort oben, bereit, uns für jeden Fehltritt zu strafen. Ich glaube, dass er ein Gott der
     Liebe ist, der weiß, dass jeder von uns so ist, wie er ist, genauso, wie er uns erschaffen hat, einschließlich unserer Schwächen.
     Er versteht uns und weiß, dass uns unser Wissen um unsere Schwächen ihm letztlich näher bringen wird. Er will nur, dass wir
     unsere Sünden beichten.«
    Dekker war sprachlos. Still saßen sie da, man hörte nur das Zischen der Gaslampe. Zum ersten Mal legte sie die Hände im Schoß
     zusammen. »Sicher wollen Sie wissen, warum ich es Jos gesagt habe. Leider kann ich gerade das praktisch nicht erklären. Ich
     bin mit der DVD in der Handtasche hier rausgegangen. Ich wusste, dass sie alle davon wussten, Willie, Wouter …«
    »Wouter?«
    »Der Chefbuchhalter. Wouter Steenkamp. Sein Büro liegt neben dem von Adam. Ich wusste, dass sie mich gehört haben mussten,
     denn ich bin laut beim Sex. Und Adam hatte … so seine Talente. Ich hörte es Natashas Stimme an, als ich an ihr vorbeiging.
     Sie wusste etwas. Vielleicht war sie auf dem Flur, während wir zugange waren. Ich bin also rausgegangen, habe mich in mein
     Auto gesetzt und wollte die DVD zerbrechen. Ich wusste gar nicht, dass das so schwer ist. Sie ließ sich biegen, aber nicht
     zerbrechen, genau wie der Geist eines Menschen. Ich holte eine Pinzette aus meiner Handtasche und zerkratzte sie. Etwas anderes |212| fand ich nicht. Ich zerkratzte die Scheibe, bis ich mir sicher war, dass sie nicht mehr funktionierte. Dann rief ich in Dannys
     Geschäft an, und danach fuhr ich nach Hause. Ich warf die DVD in den Mülleimer und ging ins Wohnzimmer, und da saß mein lieber,
     guter Jos, der mich so bedingungslos liebt. Er umarmte mich wie immer. Ich konnte an nichts anderes denken, als dass er sicher
     den Sex an mir riechen würde. Jos muss meine Anspannung gefühlt haben, er ist ein sensibler Mann. Ständig fragt er sich, ob
     er gut genug ist für mich. Sein Mitgefühl ging mir zu Herzen, dieses absolute, aufrichtige Mitgefühl. In diesem Augenblick
     erkannte ich die Diskrepanz zwischen seinem Bild von mir und meinem wahren Wesen. Es war niederschmetternd – verzeihen Sie
     meine theatralische Ausdrucksweise. In diesem Augenblick glaubte ich, er habe ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren,
     aber noch brachte ich kein Wort heraus. Vielleicht aus alter Gewohnheit; wir schützen uns selbst bis zum Letzten. Trotzdem
     möchte ich gerne glauben, dass ich eigentlich ihn beschützen wollte. Es ist ohnehin nicht leicht, mit mir zusammenzuleben,
     aber nachdem er die Wahrheit erfahren hatte, musste es für Jos ganz und gar unmöglich sein, sich je wieder davon zu erholen.«

|213| 22
    Als Vusi Ndabeni gegenüber dem Restaurant parkte, schwebte der Polizeihubschrauber genau darüber. Das Wapp-Wapp der Rotoren
     dröhnte ohrenbetäubend. Er sah Mbali Kaleni neben einem

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