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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Sturzbetrunken.
    Er flirtete mit den Girls, die an die Bar kamen, um etwas zu trinken zu holen, und die Jungs der jeweiligen Mädchen fanden das nicht so toll, und Martin schmiss mit Geld um sich und gab riesige Trinkgelder, was bei niemandem außer dem Barkeeper gut ankam.
    Nach etwa einer Stunde nahm ihn der Barkeeper beiseite und sagte: »Schau, Alter, ich hab nichts gegen dich und vielen Dank für das fette Trinkgeld, aber ich denke, es wäre besser, du gehst langsam nach Hause.«
    Martin sah ihn an und nahm einen letzten Schluck Bier aus der fünften Flasche.
    »Willst du mir sagen, du gibst mir kein Bier mehr?«, fragte Martin mit schwerer Zunge.
    »Nein«, sagte der Barkeeper, »das nicht. Aber schau.« Er bückte sich, zog die gekühlte Schublade unter der Bar heraus, nahm eine Flasche Bier und stellte sie vor Martin auf den Tresen, ohne sie loszulassen. »Ich spendiere dir dieses Bier sogar, aber sag mir, dass du gehst, wenn du es ausgetrunken hast. Einverstanden?«
    »Was ist los? Was kapier ich nicht? Benehme ich mich etwa so daneben?«
    »Das geht schon in Ordnung. Aber ein paar Jungs hier haben dich ganz schön auf dem Kieker, wenn du mich fragst, und ich möchte nicht, dass du verprügelt wirst.«
    »Verprügelt? Ich? Von wem?«
    »Vergiss es«, sagte der Barkeeper und öffnete die Flasche. »Zum Wohl.«
    »Nein, nein«, sagte Martin und bückte sich über den Tresen, »ich meine es ernst, wer?«
    Der Barkeeper deutete kurz in eine Richtung und fügte hinzu: »Aber lass die Typen in Ruhe, du hast eh schon Stress mit denen, musst sie nicht zusätzlich provozieren.«
    Martin folgte seinem Blick und erkannte fünf Jungs im Alter von siebzehn, achtzehn Jahren, die er draußen schon gesehen hatte.
    |252| »Die da?«, lallte Martin und lachte. »Die können mich am Arsch«, sagte er laut und zeigte den Typen den Stinkefinger.
    »Das war ausgesprochen dumm«, sagte der Barkeeper. »Kannst froh sein, dass sie gehen.«
    Martin drehte sich um und sah, wie die Gruppe das Lokal verließ. Er hob die Flasche, nahm einen großen Schluck und sagte zum Barkeeper: »Schönen Abend noch, Alter!«
    Er erhob sich und torkelte, die Flasche in der Hand, auf den Ausgang zu. Als er die Türe erreicht hatte, hielt ihn der Barkeeper zurück.
    »Nein«, sagte er und ließ Martin erst los, als dieser mit hochgezogenen Augenbrauen die Hand ansah, die seinen Oberarm festhielt.
    »Die Flasche darfst du nicht mitnehmen.«
    »Nicht?«, sagte Martin und torkelte rückwärts aus der Tür auf die Gasse hinaus.
    »Nein«, sagte der Barkeeper und folgte Martin nach draußen.
    »Aber austrinken darf ich es, oder?«
    Der Barkeeper senkte resigniert den Kopf: »Dann mach, aber schnell, ich muss wieder rein.«
    Martin setzte die Flasche an und nahm einen Schluck um den nächsten, saugte an der Flasche, so sehr er konnte, ohne sich zu übergeben, und drehte sich dabei provozierend auf dem Absatz um die eigene Achse.
    Es kam ihm fast hoch, aber er wollte die Flasche um keinen Preis absetzen, bevor sie nicht leer war. Als der letzte Schluck Bier seine Kehle hinuntergeflossen war, drehte er sich nochmals um die eigene Achse, dieses Mal mit Schwung, und knallte die Flasche aus der Drehung heraus an die Steinmauer des Clubs, übersah aber, dass die fünf Jungs, die es auf ihn abgesehen hatten, mit Bierflaschen in den Händen genau dort gegen die Wand gelehnt standen, und so sehr er auch mitten in der Bewegung abbrechen wollte, konnte er nur hilflos mitansehen, wie die Flasche aus seinen Fingern glitt und auf Schulterhöhe der Jungs auf die Steinwand zuflog und in tausend Scherben zersplitterte. Augenblicklich war die Hölle los.
    |253| Bevor Martin klar war, wie ihm geschah, bekam er von hinten eine Bierflasche über den Schädel gezogen, er nahm die Arme hoch, schützte sich gegen die Schläge, teilte ein, zwei Mal aus, steckte aber mehr ein und merkte schnell, dass er nicht die geringste Chance hatte, und so peilte er aus dem Augenwinkel die Hauswand dem Club gegenüber an und warf sich dagegen, ging runter auf den Hintern und zog die Knie an und die Ellbogen und Unterarme hoch, wetterte, so geschützt, den Sturm ab, steckte Schläge um Schläge weg, bis eine Frauenstimme schrie »Nein!« und Martin einen Stich und warme Flüssigkeit an seiner Wange spürte, und als nächstes kniete ein Mädel vor ihm und drückte ihm zwei Taschentücher auf die Backe.
    »Drück drauf«, sagte sie, »drück fest drauf!«
    Die zweite Stimme, die bis zu ihm vordrang,

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