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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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immerzu, wie die fleißigen Hände einer Schneiderin. Er konnte sich jetzt auch an Psalm 23 erinnern. An jedes einzelne Wort.
    »Der Herr ist mein Hirte«, begann er zum wiederholten Male von vorne.
    Adam betete solange, bis er jedes Zeitgefühl verloren hatte. Schließlich fiel er in einen tiefen Schlaf. Seine Gebete verfolgten ihn in seine Träume, kreisende Buchstabenreihen, wie Schlangen.
    Der Herr ist mein Hirte.
    Nun erschlägt dich der Hirte mit seinem Stecken und Stab …
     
    *
     
    Adam spürte einen unangenehmen Druck auf seiner Brust. Etwas Unförmiges lag auf ihm. Er stemmte seine Hände gegen dieses … Etwas, aber es gelang ihm nicht, das unbekannte Objekt von sich herunter zu stoßen. Panik griff wie eine knöcherne Hand nach seinem Herz und presste es zusammen. Er hatte das Gefühl sein Puls würde aussetzen.
    Jetzt musst du sterben , befürchtete er.
    Etwas Hartes bohrte sich in seine Rippen. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.
    »Luft …«, röchelte er. »Luft …«
    Adam tastete den schwarzen Körper über sich ab. Seine Hand stieß gegen einen Gegenstand. Er spürte einen Griff unter seinen Fingern.
    Mein Messer , erinnerte er sich.
    Damit hatte er den schwarzen Scherenschnittmann in einem günstigen Augenblick durchbohrt und getötet. Er hatte gewusst, dass er nur eine Chance hatte. Wenn er diese nicht genützt hätte, hätte sich der Fremde auf ihn geworfen und ihn lebend verschlungen. Adam hatte genau gezielt und mit aller Kraft zugestoßen.
    Der Gegner regte sich nicht mehr. Er war tot. Als er mit seiner Tonnenlast wie eine lebende Lawine auf Adam herab gestürzt war, musste dieser das Bewusstsein verloren haben.
    Über ihm ratternden noch immer die rostigen Maschinenpistolen. Die skurrilen Laute, die die Hightech-Laserwaffen ausstießen, waren schon lange verklungen. Jene hatten die Soldaten als allererstes in die Reihen der Angreifer gefeuert, und zwar solange, bis auch der letzte leuchtende Strich auf der Munitionsanzeige erloschen war. Dann hatten sie sich den altmodischen Waffen zugewandt.
    Gewehre mit Kugeln. Granaten. Minen. Am Ende hatten sie sich sogar mit Nahkampfwaffen gewehrt. Schwerter. Äxte. Hellebarden. Natürlich allesamt modifiziert, mit neumodischen Schnickschnack aufgemotzt (Zielmodus, Laserklingen), aber nicht besonders eindrucksvoll und auch nicht sehr effektiv.
    Plötzlich spürte er, wie ein Ruck durch den Körper des schwarzen Scherenschnittmannes ging. Obwohl dieser ihm so nahe war, dass Adam den verfaulten Geruch riechen konnte, der wie entflammbares Sumpfgas aus seinem Mund strömte, erkannte er noch immer keine Einzelheiten. Der Mann war ein Schatten. 2-dimensional. Schwarz. Tot.
    Ein angestrengtes Stöhnen erklang. Jemand wuchtete und zog. Adam stemmte sich gegen den Schatten. Er schaffte es die Beine an den Leib zu ziehen und gegen den Körper des Feindes zu drücken. Stück für Stück gelang es ihm und seinem unbekannten Helfer den schwarzen Scherenschnittmann aus dem Krater zu ziehen.
    Eine Bombe detonierte. Der Boden bebte. Sie war gefährlich nahe in die Luft gegangen. Der Fremde draußen über dem Krater ließ kurz los und der tote Schatten sackte zurück in die Tiefe. Wahrscheinlich musste er Deckung suchen. Rufe wurden laut.
    Schließlich halfen die unsichtbaren Hände wieder mit und mit vereinten Kräften bugsierten sie den schwarzen Scherenschnittmann aus dem Krater heraus. Adam wollte ihm folgen, aber die Kraterwände waren zu hoch. Er konnte nicht mehr heraus. Aus dem schützenden Versteck war eine Bärenfalle geworden, die wie ein Piranhagebiss zugeschnappt war und sein Fußgelenk fest hielt. Er würde den Angreifern hilflos ausgeliefert sein.
    Eine Hand packte ihn und zog ihn aus dem Krater heraus. Vor ihm erschien das Gesicht seines mysteriösen Retters. Es war Roland. Adam hatte ihn beim Training kennen gelernt, als sie noch auf bewegungslose Zielscheiben und nicht auf sprintende, schwarze Scherenschnittmänner geschossen hatten und zwar freistehend, ohne dabei in Schutz zu gehen, weil sie befürchten mussten, dass eine Maschinengewehrsalve sie durchlöcherte oder Napalm sie in heulende Feuerbälle verwandelte. Freistehend, ohne Angst davor auf eine Mine zu treten, die ihnen die Beine wegriss.
    Das gute alte Training …
    »Vielen Dank«, hörte er sich sagen.
    Währenddessen glitt sein Blick über das Schlachtfeld. Überall auf dem einst spiegelglatten Felsplateau gähnten Krater, die die zahlreichen Sprengkörper in den massiven

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