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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Bleiche Linien auf der nackten Haut. Schorfige Kruste. Hier und dort glaubte er sogar noch die Abdrücke von Zähnen zu erkennen.
    Unmöglich , dachte er. Ich habe es gerochen. Den Gestank von verbranntem Fleisch.
    Schon beim Gedanken daran schlug sein Magen wilde Purzelbäume. Seine Finger tasteten vorsichtig eine der Wunden ab. Wie eine Bisswunde … Seltsam …
    Unmöglich , sagte sein Verstand.
    Adam sah hasserfüllt zu den vier stummen Wächtern hoch. Sie erwiderten seinen Blick regungslos und ohne den qualbringenden Funkenregen auszustoßen. Als würden sie ihn studieren. Adam musste daran denken, wie die erste Kamera ihn gepeinigt und dabei genauestens beobachtet hatte. Was wollten sie herausfinden?
    Eine Prüfung? Ein Test?
    »Ich bin Soldat des 1. Sturmtrupps der United Planets. Registrierungscode RA-619-T7C«, sagte Adam in die Kamera hinein.
    Wie viele Menschen wären bereit zu töten, nur um einmal vor einer Kamera zu stehen? 15 Sekunden Ruhm. 15 Sekunden im Spot-Light stehen. Ein helles Scheinwerferlicht aus schmerzhaften Elektroschocks. Was für ein netter Vergleich.
    »Ich bitte sie … Ich flehe sie an«, wimmerte er. »Ich bin keiner von ›ihnen‹ geworden. Ich bin ein Mensch. Ich will leben. Lassen sie mich hier raus!«
    Die Kameras starrten ihn regungslos an. Keine verborgene Tür öffnete sich. Niemand kam, um ihn zu befreien. Adam blieb in seiner Zelle.
    Dem Kubus des Schreckens , erinnerte er sich.
    »Bitte«, Tränen rannen über seine Wangen. »Lassen sie mich raus. Ich habe für die Völker der United Planets gekämpft. Ich bin einer von den Guten.«
    Eine der Kameras erwachte aus ihrer Erstarrung. Wie ein Teleskop wurde sie ausgefahren, bis ihre Linse fast seine Nase berührte. Sie filmte sein linkes Auge.
    Möglicherweise hockte ein Arzt vor dem Monitor und wollte ihn untersuchen.
    Adam ließ die Prozedur stillschweigend über sich ergehen. Er hatte schrecklichen Hunger. Irgendetwas verriet ihm, dass er noch keine 24 Stunden in dem Metallwürfel feststeckte. Er hatte zwei Mal geschlafen, aber nur ganz kurz und das zweite Mal war nicht viel mehr als ein flüchtiges Einnicken gewesen. Ein schnelles Augenschließen und wieder öffnen. Wie ein Blinzeln, nur nicht ganz so schnell.
    Die Kamera wechselte zu seinem rechten Auge und zoomte surrend heran. Adam versuchte nicht zu blinzeln. Nicht einzuschlafen, obwohl sein Körper erschöpft war. Plötzlich wurde der stählerne Teleskoparm, an dem die Kamera hing, wieder eingezogen. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Adam spürte es, noch bevor die Kameras anfingen sich langsam aufzuladen. Aus dem sanften Flimmer wurde wieder ein grelles Leuchten. Giftige Elektrizität.
    Sie werden wieder schießen , rief sein Verstand panisch. Der Zorn Gottes.
    Wie konnte er die Kameras aufhalten?
    Du musst Buße tun, Ungläubiger , antwortete eine Stimme in seinem Kopf. Du musst Buße tun oder der Zorn Gottes wird dich zu Staub verbrennen.
    Adam begann zu beten. Er faltete seine Hände und murmelte die ersten Zeilen vom »Vater unser«, die er noch kannte, und danach die Fetzen von »Psalm 23«, die ihm noch geläufig waren. Immer und immer wieder rezitierte er sein eingeschränktes Sammelsurium an heiligen Worten.
    »Vater unser im Himmel, Vater unser im Himmel, Vater unser im Himmel«, murmelte er drei Mal schnell hintereinander.
    Du musst Buße tun, Ungläubiger , hetzte ihn die Stimme.
    Die leuchtenden Sternenblitze, die einen Moment über die Hüllen der Kameras getanzt waren, verschwanden. Das grelle Leuchten wurde wieder zu einem sanften Flimmern.
    »Es wirkt«, stellte Adam völlig perplex fest und verstummte.
    Und schon waren die gleißenden Energieblitze wieder da.
    Schnell fuhr er mit seinem Gebet fort. Er betete, wie er noch niemals zuvor in seinem Leben gebetet hatte. Minutenlang. Stundenlang. Er hatte Durst, der ihm wie ein grober Strick den Hals abschnürte, doch er betete. Er hatte Hunger. Er betete, er betete, er betete.
    Schon recht bald fand er heraus, dass die Kameras nicht auf den Inhalt seiner Worte reagierten, sondern auf den Klang seiner Stimme. Wenn er zu leise oder gar nicht sprach, zuckten die gefährlichen Sternenblitze auf.
    Akustische Sensoren , vermutete er.
    Es war ganz egal was er sagte. Nach einiger Zeit hörte er auf das »Vater unser« zum x-ten Mal herunterzurasseln (mittlerweile konnte er sich auch an den Rest erinnern, den er irgendwo in seinem Bewusstsein mit anderen, wenig genutzten Erinnerungen verscharrt und jetzt wieder

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