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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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mehr nach Hause zu kommen. Denn es wird kein Zuhause mehr geben. »Sie« werden eure Freunde töten. »Sie« werden eure Familie töten. »Sie« werden alle töten , erinnerte sich Adam an die Worte des obersten Anweisers.
    Das Fluchtschiff ist ein Mythos , bemerkte er fassungslos. Man flüchtet, weil man in der Schlacht besiegt worden ist, aber am Leben bleibt man trotzdem nicht. Wenn das Fluchtschiff zum Einsatz kommt bedeutet das, dass der Krieg verloren ist. Und wenn der Krieg verloren ist, dann ist alles verloren. Also bin auch ich verloren.
    Traurig legte er seine Hand auf die Fensterscheibe. Tränen rannen über seine Wangen. Adam spürte, dass er der Einzige war, der es auf das Fluchtschiff geschafft hatte. Er hatte den Autopiloten gestartet, weil er zu wenig praktische Erfahrung im manuellen Flug gesammelt hatte. Außer ihm befand sich niemand an Bord des gewaltigen Raumschiffs.
    Einst, als Gott die Welt erschaffen hatte, da war Adam der erste Mensch gewesen. Das hatte die Bibel ihn gelehrt. Nun war Adam der einzige Mensch, der den apokalyptischen Krieg auf dem Todesplateau überlebt hatte. Der letzte Mensch.
    Welche Ironie.
    Welche Ironie …
     
    *
     
    Als Adam erwachte, erkannte er die Wahrheit. Er war der letzte Mensch. Tief in sich drin hatte er es die ganze Zeit gewusst. Sein Verstand war nur nicht bereit gewesen diese unglaubliche Tatsache zu akzeptieren. Darum hatte Adam die schlimmen Erinnerungen verdrängt und hier auf dem Fluchtschiff eine Art »Scheinleben« geführt.
    In der Zwischenzeit mussten sich die schwarzen Scherenschnittmänner wie eine Seuche im Universum ausgebreitet haben. Adam glaubte plötzlich zu riechen, wie die ganze Galaxie nach ihnen stank. Jeden einzelnen Planeten hatten sie erobert.
    Natürlich konnte er sie nicht wirklich riechen. Aber er spürte sie. Es war vorbei. So wie einst die Dinosaurier auf der Erde ausgestorben waren, hatte das Schicksal nun auch das Zeitalter der Menschen und der anderen Völker der United Planets beendet und eine neue Katastrophe auf das Universum losgelassen.
    Die schwarzen Scherenschnittmänner? Die Zukunft?
    Die Völker der United Planets? Vergangenheit?
    Was ist dann die Gegenwart?
    Die Zelle … , echote es durch seinen Kopf.
    Adam richtete sich umständlich auf und ging durch die Küche. Die Töpfe, der glänzende Chrom, die weiße Wandvertäfelung, das alles existierte für ihn nicht mehr. Es waren verstaubte Artefakte. Reliquien. Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit. Er durchquerte den Raum und hatte das Gefühl er würde durch eine Grabkammer wandeln.
    Ob irgendwann einmal, in vielen Millionen Jahren, Forscher das Fluchtschiff finden und in seinen bleichen Knochen herumstochern würden? Möglicherweise würde kein anderes, menschliches Skelett den grenzenlosen Hass der schwarzen Scherenschnittmänner überleben.
    Aber was für Forscher sollten das sein?
    Adam passierte die Tür zum Schlafsaal des Küchenpersonals und musste an den Messerblock denken. Die Klinge eines Fleischermessers am Hals zu spüren, das war auf einmal sein sehnlichster Wunsch. Sterben. Loslassen. Fliegen, so wie in seinem Traum.
    Er konnte Eve nicht sehen, aber sie war da. Von Roland hingegen fehlte weiterhin jede Spur. Wahrscheinlich kroch er durch die Lüftungsschächte und hatte den Verstand verloren. So wie auch Adam bald den Verstand verlieren würde.
    NEIN! , bäumte er sich innerlich auf. So möchte ich nicht aus dem Leben scheiden. Elend verhungert. Verdurstet. Schreckliche Qualen leidend. Geistig umnachtet. Irrsinnig.
    Adam beschloss sein Leben bei klarem Verstand zu beenden. Er wollte Selbstmord begehen. Es handelte sich dabei um keinen spontanen Entschluss. Die Überlegung wucherte schon lange wie Unkraut in seinem Kopf. Vielleicht schon seit den zeitlosen Stunden in der Zelle. Vielleicht hatte sie es schon davor getan, als er auf dem Schlachtfeld im Krater gehockt und der schwarze Scherenschnittmann ihn unter sich begraben hatte. Vielleicht schon davor …
    Denn es wird kein Zuhause mehr geben. »Sie« werden eure Freunde töten. »Sie« werden eure Familie töten. »Sie« werden alle töten , hatte der oberste Anweiser ihnen eingetrichtert.
    Einerlei , hatte Adam damals mit der Gleichgültigkeit seines Vaters gedacht.
    Er hatte kein Zuhause. Nur eine dreckige Bude, die er kaum bezahlen konnte und deren Boden lebte; Schaben, gelegentlich kamen auch Ratten und anderes, borstiges Getier vorbei. Adam war nicht verheiratet und hatte keine feste

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