Drimaxid 02 - Welt der Mutanten
Begleiterin setzte sich neben ihn und lehnte den Kopf an seiner Schulter an.
Wie hat sie das gemacht? , dachte Adam immer noch völlig verstört.
Statt die junge Frau mit berechtigten Fragen zu quälen, brachte er nur ein geflüstertes »Dankeschön« heraus. Dann bemerkte er, dass Selene eingeschlafen war. Stillschweigend nahm er ihre Erschöpfung zur Kenntnis.
*
Eine halbe Stunde verging, die Adam in einer Art leichtem Trancezustand erlebte. Er wollte nicht schlafen, weil er befürchtete die silbernen Giganten könnten ihn in seinen Träumen überwältigen und zurück ins Raumschiff-Sanatorium zerren. In der Realität hatte er dagegen Angst vor den scheußlichen Mutanten, die nach seinem Leben trachteten.
Die Deformierten wüteten noch lange unter ihnen weiter; sie schossen mit ihren Phaserwaffen, bis die Munitionspacks leer und die Gewehre unbrauchbar waren. Keiner der Strahlen vermochte der Plattform etwas anzuhaben. Erzürnt warfen die Bestien mit Steinen und Metallteilen, aber keines der bizarren Wurfgeschosse kam auch nur in die Nähe der Plattform.
Schließlich töteten die Mutanten sich gegenseitig.
Adam horchte auf, als plötzlich schmatzende Geräusche unter ihnen laut wurden. Vorsichtig bettete er Selenes Kopf auf ihren Mantel und kroch zum Rand der Plattform hinüber. Von dort aus verfolgte er das widerliche Schauspiel mit perfidem Interesse und sammelte einige neue Erkenntnisse. Es war nämlich nicht ganz so, wie Selene es ihm gesagt hatte. Die Mutantenhorde setzte sich keineswegs aus unterschiedlichen, verfeindeten Arten zusammen, die man klar klassifizieren und wie verschiedenfarbige Legosteine auseinandersortieren konnte. Es war nicht so, dass Luxinermutanten Menschenmutanten töteten. Oder dass die Mutanten mit den Haifischflossen ausschließlich die einäugigen Bestien fraßen.
Die Mutanten verfügten über keine so präzise Wahrnehmung. Folglich waren sie auch nicht besonders anspruchsvoll, wenn es um die Auswahl ihrer Opfer ging. Hierbei töteten sie wahllos alles, was ihnen in die Finger kam. Adam vermutete, dass die Kreaturen über ungewöhnlich stark ausgeprägte, animalische Instinkte verfügten: Gier, Futterneid, Hunger, Blutdurst. Solange sie Opfer fanden und es für alle genug zu essen gab, jagten sie in Rudeln, weil dies erfolgsversprechender war. Konnten sie aber nichts Brauchbares aufspüren, fielen sie übereinander her – wie Menschen, die in einem Schneesturm eingeschlossen sind und die Toten essen, um selber zu überleben.
Kannibalen , hörte Adam eine dumpfe Stimme in seinem Kopf.
Nachdem das schreckliche Schauspiel vorbei war, ergoss sich ein feiner Nieselregen über das Land, als wolle der Himmel die Sünde und das unheilige Blut vom Angesicht der Erde wischen. Es herrschte noch immer dunkelste Nacht. Wie lange mochte es dauern, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erscheinen würden?
Noch eine ganze Weile , vermutete Adam und spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend.
Nachdenklich betrachtete er die Landschaft unter sich. Überall war Müll. Wo er auch hinsah, erspähte er Abfall. Die Mutanten hatten sich große Mühe gemacht, die Zivilisation ins Chaos zu stürzen. Anarchie regierte die Welt.
Adam dachte an die Häuserblocks und Straßen, die hier einst gestanden haben mochten. Vielleicht war gerade diese Ecke hier einmal ein wohlhabendes Viertel gewesen. Nur noch wenige Menschen wohnten hier. Einige von ihnen wandelten als Mutanten durch die stinkende Kloake, in sich die Welt verwandelt hatte. Die schönen Wohnungen waren pulverisiert worden und die Einrichtung entweder verbrannt oder zerstört.
Unkraut wucherte zwischen dem Müll, der nun auf den Straßen lag. Adam vermutete, dass die Strahlung für die stark ausgeprägte Vegetation verantwortlich war. Hinter ihm regte sich Selene. Er hörte sie etwas murmeln. Zuerst dachte Adam, dass sie im Schlaf sprechen würde. Dann stellte er fest, dass sie bei Bewusstsein war und ihn angesprochen hatte. Er entfernte sich vom Rand der Plattform und balancierte zu ihr hinüber. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Plattform leicht schwankte.
»Mutanten«, wisperte Selene aufgebracht.
Sie war noch nicht ganz zu sich gekommen.
»Sie sind tot«, redete Adam mit beruhigender Stimme auf sie ein.
»Ich weiß«, lallte die junge Frau.
Benommen zog Selene sich an ihm hoch und sah sich um. Ihr Blick wirkte verklärt, als hätte sie Drogen genommen.
»Wonach hältst du Ausschau?«, wollte er wissen.
»Es
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