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Drimaxid 04 - Antara

Drimaxid 04 - Antara

Titel: Drimaxid 04 - Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Alle hatten eingefallene Augen, die von dunklen Augenringen unterstrichen wurden, und tief hängende Köpfe. Alle waren glatzköpfig.
    Nacheinander passierten sie ein breites Tor. Adams Blick wanderte nach links und blieb an einer Gestalt hängen, die hinter einer Glasscheibe stand und die Gefangenen mit großer Belustigung und Befriedigung mit vernichtenden Blicken überschüttete. Es handelte sich um denselben Mann, den Adam kurz vor seiner Ohnmacht erblickt hatte. Den Wächter mit dem Schlangensymbol auf dem Helm.
    »Gefangener RA-619-T7C. Weiter gehen«, dröhnte eine Stimme aus einem der Lautsprecher, die unter der Decke hingen.
    Erschrocken bemerkte Adam, dass er stehen geblieben war. Sein Blick fiel auf das Namenschild des Wächters. Yates , las er.
    »Geh endlich weiter«, zischte eine aggressive Stimme hinter ihm.
    Ein Paar Brüste stießen Adam unsanft in den Rücken. Haltlos taumelte er nach vorne und ging schweigend weiter. Nach ein paar Schritten sah er sich verstohlen um und stellte fest, dass der Mann, der ihn gestoßen hatte, der schwarze Riese gewesen war. Die weißen Augen des Fremden leuchteten wie geronnene Milch.
    »Das ist doch Wahnsinn!«, kreischte jemand weiter vorne.
    Ein Gefangener scherte aus der Reihe aus und warf sich wie eine lebende Kanonenkugel gegen die Glaswand, hinter der Yates sich verborgen hielt. Das Material knirschte, bekam aber nicht einmal einen Riss.
    Der Gefangene hingegen prallte wie ein Squashball von der Mauer ab und stürzte mit einem erstickten Laut zu Boden. Sofort beugten sich drei Wurmkameras über ihn. Sie bedeckten ihn mit einem Schauer aus tödlichen Stromschlägen.
    Adam wollte weitergehen, doch ihr Vorankommen geriet durch den Vorfall ins Stocken. Ein Zischen wurde laut und eine schmale Luke öffnete sich auf der linken Seite. Adam hob den Blick und sah Yates, der festen Schritts näher kam. Mit einer herrischen Geste verscheuchte der Wächter die Wurmkameras, packte den Gefangenen und zerrte ihn brutal auf die Beine.
    »Das ist … ver… ver… verrückt …«, stammelte der Fremde, der große Ähnlichkeit mit Angelos hatte, der von seinem Bruder Ares in der zerstörten Nachkriegswelt getötet worden war.
    Blut quoll aus seiner Nase und rann über seine Lippen. Yates griff sich wortlos an die Hüfte, hielt plötzlich einen handlichen Phaser in den Fingern und zielte auf die Stirn des Mannes. Adam wendete den Blick ab.
    Ein nasses Platschen hallte durch den Gang. Yates wartete nicht einmal, bis der tote Körper des Gefangenen nach hinten gesunken war, sondern fuhr auf dem Absatz herum und verschwand wieder hinter der Luke.
    Adam konnte nicht verstehen, warum der Wächter den Gefangenen getötet hatte. Die Wurmkameras hätten den Flüchtigen schon genug gezüchtigt und zurück in die Reihe gebracht. Ein einziger Blick in die kalten Augen hinter dem Visier genügte jedoch, um ihm zu verraten, wie das Wesen ›Yates‹ und die Ordnung in Yatamayo funktionierte: Null Toleranz. Null Eingeständnisse. Null Gnade.
    Sie werden von nun an Gefangener RA-619-T7C sein. Eine Nummer. Nicht mehr , echoten Yates' Worte in Adams Verstand.
    Sein Blick begegnete dem des Wächters, der sich wieder hinter der Scheibe positioniert hatte. Was er in den Augen des Fremden sah, erschreckte ihn zutiefst. Ein kleines bisschen schien Yates die Exekution Spaß gemacht zu haben …
     
    *
     
    Die Reihe der Gefangenen schob sich einen leeren Gang hinab und in den großen Speisesaal des Hochsicherheitsgefängnisses hinein. Wie Pinguine marschierten sie im Gleichschritt. Die Wenigsten unter ihnen wurden den typischen Verbrecherklischees gerecht: Adam sah weder Narben, die auf üble Straßenschlachten oder brutale Schlägereien hindeuteten, noch auffällige Tätowierungen, bullige Stiernacken oder muskelbepackte, verschwitzte Leiber.
    Die Bewohner des Gefängnisses verkörperten einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft. Es gab große und kleine Gefangene, dicke und dünne. Alles völlig normale Menschen, mit völlig normalen Gesichtern. Die meisten Häftlinge sahen für seinen Geschmack erschreckend unschuldig aus.
    »Was mögen die nur verbrochen haben, dass sie in dieser Hölle gelandet sind?«, fragte sich Adam, halb in Gedanken versunken.
    »Sie waren nicht imstande die vorgeschriebene Existenzgebühr zu bezahlen«, antwortete eine Stimme hinter ihm.
    Irritiert sah er sich um und erblickte das ausdruckslose Gesicht des großen Schwarzen. Unangenehm wurde ihm bewusst, dass er

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