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Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Kreislaufkollaps,
Tubulärnekrose...«
    »Wodurch hervorgerufen?«
    »Darauf komme ich gleich. Ich habe nach
unserem Gespräch gestern bei Wynington-Blake angerufen. Ich habe ein bisschen
mit dem Leichenbestatter geplaudert. Ich wollte ihm erzählen, was wir vorhaben,
und einfach mal hören, ob ihm irgendetwas aufgefallen ist. Er sagt, als sie
Morley gebracht haben, hätte er >eine markante Gelbfärbung< aufgewiesen.«
    »Vom Trinken?«
    »Das habe ich zuerst auch gedacht, aber
dann habe ich ein bisschen genauer nachgeforscht. Ich habe mir diese
Haushaltsund Gartenartikel angeguckt, die Sie hergebracht haben. Dieser
Gebäckrest hat mich stutzig gemacht, weil es irgendetwas Gemüseartiges war. Bei
den meisten anderen Sachen konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand etwas
davon zu sich nimmt, ohne es zu merken. Ich habe ein bisschen nachgelesen, und
ich will Ihnen sagen, worauf ich gekommen bin. Die Autopsie hat es dann auch
bestätigt. Schon mal was von Amanita phalloides gehört?
    »Klingt wie eine Sex-Stellung. Was zum
Teufel ist das?«
    »Der grüne Knollenblätterpilz. Eine
andere Möglichkeit wäre Amanita Verna, ein anderer Vertreter derselben
Familie, auch bekannt als falscher Champignon. Beide sind tödlich. Nach den
Resten dieses Backwerks zu urteilen, scheint es, als ob ihm jemand einen leckeren Amanita-Strudel fabriziert hätte.«
    »Klingt makaber.«
    »Ist es auch. Passen Sie auf. Eine
Injektion von einem Fünfzigmillionstel Gramm Phalloidin bei einer Maus führt
innerhalb von zwei Tagen zum Tod. Für einen Menschen reichen etwa fünfzig Gramm
Pilze.«
    »Großer Gott.«
    »Und jede der beiden Arten würde
ziemlich genau die Symptome hervorrufen, die Morley nach Ihrer Schilderung
gezeigt hat. Interessant ist vor allem, dass auf den Verzehr häufig eine so
genannte Latenzphase von sechs bis zwanzig Stunden folgt. Dann kommt es zu
Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall und schließlich zum
Herz-Kreislauf-Kollaps.«
    »Das heißt, wenn ihm Samstagmittag
schlecht wurde, hätte er das Zeug zwischen irgendwann am Freitag und
Samstagmorgen essen können.«
    »Sieht so aus.«
    »Wo findet man diese Teufelsdinger?
Wachsen die hier in der Gegend?«
    »Im Buch steht Nordamerika und
Pazifikküste, Spätsommer und Herbst<. Wäre schon ein bisschen spät, aber
möglich ist es wohl. Verna kommt wohl häufig in Laub- und Nadelwäldern
vor und wächst einzeln oder in Trupps oder Ringen. Ist angeblich an der
Westküste selten, aber es könnte sie ja jemand von woanders mitgebracht haben.
Getrocknet oder eingefroren oder so etwas. Wo haben Sie die Gebäckreste
gefunden, bei ihm zu Hause?«
    »Im Papierkorb in seinem Büro, draußen
in Colgate. Gesehen habe ich die Schachtel schon beim ersten Mal, als ich da
war, aber ich habe mir nichts dabei gedacht, bis ich dann zum zweiten Mal
rausgefahren bin.«
    »Ahnen Sie, woher er sie hatte?«
    »Ich bin gar nicht auf die Idee
gekommen zu fragen. Ich habe das Zeug einfach nur zu allem anderen in meinen
Sack gepackt. Ich bin davon ausgegangen, dass er beim Bäcker vorbeigefahren ist
und es sich selbst geholt hat. Betty, die Frau vom Schönheitssalon, sagt, er
habe immer heimlich alles Mögliche genascht. Er war seit einer Woche auf einer
strengen Diät, aber sie hat gesehen, wie er sich Doughnuts mitbrachte und
Sachen vom Chinesen und sonstiges Fast Food, und deshalb habe ich mich über die
Bäckerei-Schachtel nicht weiter gewundert. Vielleicht hat sie ihm ja jemand
gebracht und vor die Tür gelegt.«
    Burt unterbrach mich. »Noch etwas. Ich
sehe das gerade hier in meinen Unterlagen. Typischerweise tritt eine
vorübergehende Beruhigung ein. Sie haben mir doch gesagt, dass er sich zwischendurch
besser fühlte? Bei einer Amanita -Vergiftung
sieht es manchmal so aus, als ob sich der Zustand bessert.«
    »Sie meinen den Sonntagmorgen«, sagte
ich.
    »Genau. Aber in Wahrheit ist dann schon
alles gelaufen. Das Gift zerfrisst die Leber, löst die Blutkörperchen auf und
führt zu inneren Blutungen. Wahrscheinlich hatte er Blut im Stuhl und im
Erbrochenen, obwohl er ja anscheinend nichts davon gesagt hat. Entweder hat er
sich nichts dabei gedacht, oder aber er wollte seine Frau nicht beunruhigen.
Aber selbst im Krankenhaus hätten sie ihm nicht mehr helfen können.«
    »Es muss ihm doch dreckig gegangen
sein. Wieso hat er keine Hilfe gesucht?«, fragte ich.
    »Schwer zu sagen. Der Schweregrad der
Symptome hängt wohl davon ab, wie viel man von dem Zeug gegessen hat.
Vielleicht

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