Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
debattieren, Mr. Barney. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    »Ich weiß. Das verlange ich ja auch gar
nicht. Ich bitte Sie lediglich inständig, sich das Ganze noch einmal zu
überlegen. Selbst wenn er tatsächlich damals nach dem Urteil im Gerichtsgebäude
gewesen sein sollte, wieso hätte ich so etwas zu ihm sagen sollen? Ich müsste
ja verrückt sein. Kennen Sie diesen... wie heißt er doch gleich, Curtis? Ich
war mit dem Mann noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden in einer Zelle
zusammen. Der Kerl ist ein schmieriger kleiner Gauner. Er kommt nach dem
Freispruch zu mir, und ich gestehe ihm, dass ich den Mord begangen habe? Das
ist doch Irrsinn. Er ist ein Wirrkopf. Sie können ihm das doch nicht abnehmen.«
    Ich spürte den absurden Drang, Curtis
in Schutz zu nehmen. Ich konnte Barney unmöglich erzählen, dass der Informant
seine Geschichte revidiert hatte. Curtis’ Aussage konnte uns immer noch
nützlich sein, falls wir je dahinter kommen sollten, was wirklich los war. Ich
hatte nicht vor, mich auf eine Diskussion über die Details seiner Geschichte
einzulassen, so wacklig sie auch scheinen mochte. »Das ist kein besonders gutes
Argument«, sagte ich.
    Barney fuhr fort: »Denken Sie nur mal
darüber nach. Bitte. Wirkt er auf Sie wie der Typ, dem ich meine schwärzesten
Geheimnisse anvertrauen würde? Das ist doch ein abgekartetes Spiel. Jemand
bezahlt ihn dafür, dass er das sagt.«
    »Kommen Sie auf den Punkt. Diese Sache
mit dem abgekarteten Spiel ist doch kalter Kaffee. Davon will ich nichts
hören.«
    »Okay, schon gut. Ich verstehe Ihren
Standpunkt. Das war auch nicht das, was ich wollte«, sagte er. »Ich habe es am
Telefon schon angesprochen — die Sache mit diesem Shine. Ich war fix und
fertig, als ich hörte, dass er tot ist. Das war ein echter Schock für mich,
glauben Sie mir. Ich weiß, Sie haben mir das in dem Moment nicht abgenommen,
aber es ist wirklich wahr. Ich habe letzte Woche mit ihm gesprochen und ihm
dasselbe erzählt, was ich Ihnen jetzt erzähle. Er meinte, er wollte ein paar
Sachen überprüfen. Ich dachte, der Mann könnte mir vielleicht helfen. Als ich
hörte, dass er gestorben ist, bin ich wirklich erschrocken. Ich habe das
Gefühl, dass ich mit einem unsichtbaren Gegner Schach spiele, und er hat gerade
einen Zug gemacht. Ich werde immer weiter in die Enge getrieben und sehe keinen
Ausweg.«
    »Moment mal. Dachten Sie, Morley Shine
könnte etwas erreichen, was Ihr Anwalt nicht fertig bringt?«
    »Foss mit dieser Sache zu betrauen war
ein Riesenfehler. Zivilprozesse interessieren ihn nicht. Vielleicht ist er ja
ausgebrannt, oder er ist es einfach leid, mich zu vertreten. Er verfährt strikt
nach Schema und tut, soweit ich sehe, nur das allgemein Übliche. Er hat einen
Ermittler drangesetzt — einen von diesen Burschen, die einen Haufen Papierkram
produzieren, aber nichts Vertrauen Erweckendes tun.«
    »Warum entziehen Sie ihm dann nicht das
Mandat?«
    »Weil man mir dann nur vorwerfen würde,
ich wollte das Verfahren sabotieren. Außerdem habe ich kein Geld mehr. Das
bisschen, was mir noch bleibt, geht für meinen Anwalt und die laufenden Kosten
für das Haus drauf. Ich weiß nicht, was Kenneth Voigt glaubt, was bei der Sache
für ihn rauskommt, selbst wenn sein Plan aufgeht.«
    »Ich bin nicht bereit, mit Ihnen über
die juristische Sachlage zu diskutieren. Das ist sinnlos, Mr. Barney. Ich
verstehe, dass Sie Probleme haben...«
    »Hey, Sie haben ja Recht. Ich wollte
das auch gar nicht im Einzelnen aufrollen. Der Punkt ist der: Wenn die Sache
vor Gericht kommt, springt nichts dabei raus als ein Haufen Geld für die beiden
Anwälte. Aber Voigt wird nicht lockerlassen. Der Kerl will Blut sehen und würde
sich nie mit einem Handschlag und einem dicken Scheck zufrieden geben, selbst
wenn ich das Geld hätte. Aber ich will Ihnen eins sagen — ich habe etwas anderes,
und zwar ein Alibi.«
    »Ach, wirklich«, sagte ich ungerührt.
    »Ja, wirklich«, sagte er. »Es ist nicht
absolut wasserdicht, aber immerhin ganz schön solide.«
    »Warum ist dieses Alibi im Strafprozess
nicht auf den Tisch gekommen? Ich habe die Protokolle gelesen. Ich erinnere
mich nicht, dass da je von einem Alibi die Rede gewesen wäre.«
    »Dann sollten Sie sich vielleicht
hinsetzen und die Protokolle erneut lesen. Da steht die Aussage nämlich schwarz
auf weiß drin. Ein gewisser Angeloni. Er hat bezeugt, dass ich meilenweit vom
Tatort weg war.«
    »Und Sie selbst haben nie zu Ihrer
Entlastung ausgesagt?«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher