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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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Eberhard Stanjek an der Schlange vorbei nach vorne gedrängelt hatte, wurde er, mit typischer ARD -Verspätung, sechzehn Jahre später dafür abgestraft. Von der Qualität hätte Gerd natürlich das WM -Finale 2006 in Deutsch land kommentieren müssen, bei wachem Verstand gab es keine andere Wahl. Aber das Klüngelkommando setzte ihm Reinhold Beckmann vor die Nase. Und da hat Rubi gesagt, den Scheiß mach ich nicht mehr mit, ihr könnt’s mich gernhaben, ich hör auf. Ich war nicht immer einer Meinung mit Gerd, aber vor dieser konsequenten Entscheidung ziehe ich den Hut. Und sechs Jahre später habe ich es genauso gemacht.
    Hinzu kommt die wichtigste und florierendste Hauptabteilung der ARD , die Hauptabteilung Neid und Missgunst. Nicht zuletzt deswegen, weil man sich ausrechnen konnte, dass ich mit der Produktion des Clubs richtig gutes Geld verdient habe. Und natürlich glüht der Flurfunk, natürlich schwirren unentwegt Zahlen durch die Sender: Was kriegt Waldi für eine Ausgabe und das zehnmal im Jahr? Und dann schaust du als fest angestellter ARD -Mensch auf deinen Gehaltszettel und denkst dir, Sakrament!, der Waldi verdient mehr als die Bundeskanzlerin. Was habe ich falsch gemacht in meinem Leben? Da kommt nicht viel Freude auf. Und wenn du dann vielleicht daheim noch eine Frau hast, die andauernd stichelt, warum der Dicke mit seinem Scheiß so viel verdient und du so wenig, dann stärkt auch das nicht die kollegiale Zuneigung.
    Also habe ich mir gedacht, jetzt machst du erst mal eine EM mit anständigen Quoten, denn bei den öffentlich-rechtlichen Quotenzählern gibt es keine besseren Argumente. Dann schau ma mal. Und dann werden die Direktoren diese Wischi waschi-Entscheidung schon überstimmen.
    Leichter gesagt als getan, denn Anpfiff war nicht nur für das EM -Turnier in Polen und der Ukraine, sondern auch für das fröhliche Hartmann-Mobbing. Beim ersten ARD -Spiel lief gar kein Ticker als Ankündigung von Waldis Club durchs Bild, was völlig unüblich war. Die MDR -Redakteure riefen also an bei der Redaktion in Warschau: »Wo bleibt unser Ticker?« Ant wort: »Erlaubt die UEFA nicht, die verlangen ein Bild ohne sol che Einblendungen.« Beim ZDF gab es dieses UEFA -Problem offenbar nicht, die haben munter eingeblendet, dass die Heide wackelte. Ich dachte mir: Was ist das denn jetzt für ein Krampf?
    Beim zweiten Spiel lief der Crawl, wie dieser Ticker genannt wird – allerdings nur einmal und nicht wie üblich zweimal. Gerd Gottlob hat immerhin noch auf unsere Gäste hingewiesen. Im Laufe des Turniers wurden es nicht mehr, sondern im Gegenteil immer weniger Hinweise darauf, dass der Club überhaupt existierte und Teil des ARD -Programms war. Es wurde kein Trailer mehr gesendet, es erfolgte keine Vorabschalte mehr nach Leipzig. Waldi war persona non grata . Du hast richtig gemerkt, wie sie Stück für Stück diese Sendung rausdrängten. Reinhold Beckmann kündigte an: »Jetzt kommt Waldemort!« Hartmann als Mischung aus Waldi und dem grausamen Fürsten der Finsternis aus den Harry-Potter-Romanen. »Der, dessen Name nicht genannt werden darf« – das war vielleicht gut gemeint, aber gut gemeint ist die böse Schwester von gut. Und das Höchste war, als Steffen Simon bei einem Spiel meine Gäste, darunter Guido Cantz, Moderator der wichtigsten ARD -Samstagabendsendung Verstehen Sie Spaß? und den definitiv nie unlustigen Harald Schmidt, mit der Bemerkung ankündigte: »Vielleicht macht ja einer einen Witz.« Und das von Steffen Simon, über den es bei der EM auf Twitter hieß: »Das ZDF hat Usedom, die ARD hat Steffen Simon.« Niemand hat bis heute herausgefunden, was schlimmer war. Ein Spiel später wies Tom Bartels hin auf » Waldis Club um halb zwölf, unter anderem mit Waldemar Hartmann«.
    Da sitzt du dann mit deinen Gästen in Leipzig, wir haben die Spiele ja vorher immer zusammen im Fernsehen ange schaut – und verstehst die Welt nicht mehr. Betretenes Schwei gen in der ganzen Runde. Ich schau meine Gäste an, meine Gäste schauen mich an, und ich denk mir: Ja sind die denn deppert geworden da drüben in Polen und der Ukraine? Geht’s noch bizarrer? Die machen öffentlich, vor fünfzehn, zwanzig Millio nen Leuten, ihr eigenes Programm, ihren eigenen Sender schlecht und fordern die Leute quasi auf, ins Bett zu gehen, wenn Waldi kommt. Geht’s noch, Freunde der Südsee?
    Also habe ich unser Team aktiviert, meine wirklich bienen fleißige Truppe: »Wir müssen schon wieder anrufen in der EM

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