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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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des da maligen Fernsehdirektors Gerhard Fuchs hatten wir nicht ein mal eine interne Produktionsnummer beim BR . Wenn mein Redakteur Andi Egertz einen Beitrag überspielen wollte, musste das unter der Hand gedeichselt werden.
    Beim MDR war dagegen richtig Bewegung drin, Riesenengagement. Und dann macht es einem als Moderator gleich noch mehr Spaß.
    Aber ansonsten: tote Hose in Sachen Kontakt nach oben. Man muss sich das nicht so vorstellen, dass man als Moderator beim Fernsehen ständig mit dem Chefredakteur oder dem Programmdirektor Kaffee trinken geht. Nix da – uns geht es nicht anders als jedem anderen Angestellten. Wenn man Glück hat, gewährt einem der Chef eine Audienz, und meistens hat man kein Glück. Und dass man seine eigene Sendung demnächst nicht mehr moderiert, erfährt man aus der Zeitung. Oder, deutlich moderner, aber auch nicht wesentlich erfreulicher, auf Twitter. Ende 2012 wurde ja wieder einmal öffentlich über die Talkshows im Ersten diskutiert – ich drücke der wunderbaren, klugen und schönen Anne Will kräftig die Daumen. Sie kennt das Prozedere bestens, seit sie 2011 vom Sonntag auf den Mittwoch verfrachtet wurde, damit sich das Erste mit dem Namen Günther Jauch schmücken kann, was die inhaltliche Qualität des ARD -Sonntagabends in meinen Augen nicht unbedingt verbessert hat.
    Zusammengefasst: Meine Informationslage zur Zukunft von Waldis Club war im Jahr 2011 trotz bester Quoten, gerade auch bei den jungen Zuschauern, reichlich dünn. Im November habe ich dann mal nachgefragt. Motto: Freunde, den Vertrag von Mehmet Scholl, der ebenfalls bis zur EM 2012 lief, habt ihr gerade verlängert, wie schaut’s denn eigentlich mit mir aus? Wäre ja nicht ganz uninteressant für meine Lebens planung. Die Antwort war ein lang gezogenes »Hmmmm …« – also gar keine.
    Dann kam der Fall Hartmann auf die Tagesordnung der Sportchefsitzung im Februar 2012 . Und das Ergebnis der Diskussion: Vertrag verlängern, aber nur um ein Jahr bis zum Sommer 2013 – mitten zwischen EM und WM . Waldi-Showdown im Ersten! Was für eine halbseidene, was für eine feige Entscheidung! Das wäre genauso, wie wenn du den Vertrag von Joachim Löw bis 2013 verlängerst. Entweder man glaubt an ihn, dann verlängert man bis zur WM , bis 2014 . Oder man glaubt nicht an ihn und mag ihn nicht mehr sehen. Dann kann man ihn auch gleich nach der EM rausschmeißen. Genauso gut kannst du eine Länderspielübertragung in der Halbzeit abbrechen und zum Musikantenstadl schalten beziehungsweise, was noch besser zur ARD passen würde, zum Intrigantenstadl.
    Ich habe den Herrschaften dann gesagt, das kommt mir vor wie beim Hunderennen in England: Ihr haltet dem Waldi einen schönen Wurstzipfel hin – schnapp und renn! Aber das wollte ich nicht. MDR -Sportchefin Sylvia Peuker meinte zu mir: »Waldi, ruhig, jetzt haben wir wenigstens einen Fuß in der Tür.« Aber ich wollte keinen Fuß in der Tür. Ich wollte durch die Tür durch, wie es den Quoten angemessen war. Entsprechend fiel meine Antwort aus: »Sylvia, wärt ihr ehrlich gewesen, hättet ihr gesagt, das war eine schöne Zeit, das war toll, aber jetzt haben wir andere Pläne.« Das hätte mir auch nicht gefallen, aber es wäre wenigstens eine ehrliche Entscheidung gewesen. Aber als Sportchef in der ARD schadet es nicht, keine Eier zu haben – die sind beim Intrigieren nämlich ständig im Weg.
    Und dann gab es außerdem noch Ärger um meine Experteneinsätze im Schweizer Fernsehen ( SF ) während der EM . Eine Lachnummer, die ARD -Sportkoordinator Axel Balkausky aber dazu nutzte, mir noch mal eine mitzugeben. Meine Schweizer Freunde hatten mich im Sommer 2011 gefragt, ob ich Lust hätte, bei den beiden Champions-League-Qualispielen des FC Bayern gegen den FC Zürich für sie den Netzer zu machen. Ich hatte Lust, das lief prima, das Schweizer Fernsehen und die Schweizer Zuschauer waren happy. Und Franz Beckenbauer hat sich in Zürich kaputtgelacht, als er mich gesehen hat: »Du bist jetzt Experte? Ja sauber!«
    Also: Schöne Sache, und deshalb haben die Schweizer für die EM 2012 noch mal bei mir angefragt. Klar war von vorn herein: Das ging nur an ZDF -Spieltagen – denn wenn die ARD sendete, hatte ich ja meinen Club . Und der genoss absolute Priorität. In der Vorrunde betraf es ohnehin nur unser Spiel gegen die Niederlande. Und ab dem Viertelfinale wollten wir dann weitersehen. In Deutschland hat das eh keiner gemerkt, hier schaut kein Mensch das Schweizer Fernsehen. Aber

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