Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)
irgendwann ein kiloschwerer Bildband mit umwerfenden Aufnahmen von Muhammad Ali in meinem Hotelzimmer, das Ding kann man kaum tragen. Ich war schwer beeindruckt.
Ohne persönliche Eitelkeit: Ich glaube nicht, dass ein Sport reporter je so verabschiedet wurde. Und ich bin mir sicher: So einen Abschied kann es nur beim Boxen geben. Das geht nur in dieser überschaubaren Boxfamilie – die trotz aller Rivalitäten zusammenhält, die sich immer wieder wehren muss gegen Angriffe von außen. Dieses Boxen hat etwas Archaisches, das mich immer fasziniert hat. Eine schlichtere Form der Auseinandersetzung als zwei Männer, die mit den Fäusten aufeinander losgehen, bis einer am Boden liegt, kann es nicht geben. Und die gemeinsame Begeisterung, die gemeinsame Liebe zu diesem urtypischen Sport, verbindet. »Boxfamilie«, das ist nicht nur so ein dahergesagtes Wort. Diese Boxfamilie gibt es wirklich mit allen ihren Facetten: vom Welt meister bis zum Rotlichtler.
Irgendwann spätnachts gegen zwei kam dann auch noch der Häuptling zu mir an die Hotelbar, Programmdirektor Volker Herres. Unsere Funkstille seit dem Sommer hätte stiller nicht sein können. Meine Sendung war direkt bei seiner Programmdirektion angesiedelt. Und in so einer Situation muss es möglich sein, dass man miteinander redet. Hat er aber nicht, das war nicht in Ordnung. Und jetzt kam Herres mit seiner Frau auf mich zu, streckte seine Hand aus, die ich ja nicht verweigern konnte: »Ich möchte einem Mann Danke sagen.« Ich entgegnete: »Herr Herres, ist okay, aber ein bisschen spät.« Seine Antwort: »Ja, aber wir wollen doch jetzt nicht mit großen Meinungsverschiedenheiten auseinandergehen.« – »Nein«, sagte ich, »aber ich kann auch nicht vergessen, wie das alles abgelaufen ist.« Dann kam seine Frau und meinte: »Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich war auch ergriffen. Und dass es bei Ihnen echt war, habe ich als Frau an Ihren Augen gesehen.« Und dann wollte sie noch wissen, ob ich ihren Mann beschädigen wolle.
Nein, liebe Frau Herres, ich werde niemanden »beschädigen«. Das haben die, die es angeht, schon selbst gemacht. Aber Sie haben an diesem Abend ein großes Herz gezeigt. Dafür Danke.
Doch jetzt heißt es für mich:
Servus ARD – Hallo Leben!
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DRITTE HALBZEIT
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