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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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Empfang beim Nürnberger Oberbürgermeister Andreas Urschlechter einge laden, wo keine bildschönen Mädels lockten. Mein Major und ich waren uns einig: Wir schauen so kurz wie möglich beim OB vorbei, und dann fahren wir zum Bikini-Wählen.
    Also parken wir den Jeep direkt vor dem Spezi, Tür geht auf, der Major nimmt in seiner Paradeuniform Haltung an und ruft zackig in den Laden: »Achtung! Generalfeldmarschall Hartmann!« Ein großer Spaß, die Bikini-Madln waren sehr beeindruckt.
    Und ich habe noch mehr aufgedreht. Thomas Gottschalk machte damals auf Bayern 3 noch Pop nach acht . In der Kneipe läuft gerade die Sendung, also sage ich zum Schampus: »Ich ruf den Thommy an.« Ich wusste ja, aus welchem Studio gesendet wurde, und habe Thomas gebeten, einen Gruß an die Bikini-Missen durchzusagen. Danach hat Thommy eine Stunde nur noch über Bikinis geredet und ganz großes Kino veranstaltet. Das konnte er brillant, und das kann er bis heute. Der Held bei den Mädels war aber nicht Thommy, sondern Waldi. Der war schließlich vor Ort. Auch der Major war ganz wild auf die Damen und hat mich nach Tipps zum Flirten und Schäkern gefragt. Und mein bester Rat an ihn ist bis heute gültig bei allen Misswahlen dieser Welt: »Lass die Finger von den Erstplatzierten. Denn die glauben, sie sind schon in Hollywood. Ich kümmere mich um die Damen ab Platz fünf. Die sind immer noch schön genug – und die müssen getröstet werden.«
    Mit Waldys Club war ich jahrelang der Paradewirt für die ortsansässige Augsburger Brauerei Riegele. Der Laden war rappelvoll, ich stand selber an der Tür. Und wenn drei reinwollten, mussten vorher drei raus, es war der Wahnsinn. Und das lief so irre bis 1976 , als ich verkauft habe – um mir einen Traum zu erfüllen. Ich wollte nämlich partout ein englisches Pub. Ich war immer Mahagoni-Messing-Fan, das ist meine Vorstellung von einer perfekten Bar. Direkt am Königsplatz, zentral in Augsburg, brauereifrei, 1977 der erste Laden der Stadt mit König Pilsener vom Fass. Waldy’s Pub. Erst ein Traum. Und später ein Albtraum, weil die Stadt rechtzeitig zur Eröffnung damit anfing, den Königsplatz komplett umzubauen. Und auf einer Riesenbaustelle findet keiner den Weg in die Kneipe. Es war furchtbar, der Flop meines Lebens. Diese Kneipe mit den herrlichen Mahagonimöbeln brachte mir eine Lehre ein, die ich nie vergessen habe: Man muss sich nicht jeden Traum erfüllen.
    Aber ich war ohnehin bereits schon auf dem Weg vom Wirt zum Sportreporter. Und das kam so: Unter anderem verkehr ten natürlich auch mehrere Redakteure der AugsburgerAllgemei nen regelmäßig bei mir in der Kneipe. Außerdem war mein Club der Eishockeyladen schlechthin, die Jungs vom Augsburger EV waren Stammgäste. Und als Helmut Haller 1973 aus Italien in seine Heimatstadt zurückkehrte, war ich auch noch der Fußballladen für den FC Augsburg. Die Handballer kamen ebenfalls zu mir nach Downtown Augsburg. Sport war also immer präsent. Und wenn bekannte Sportler in der Stadt waren, Rudi Altig, wer auch immer, kamen sie in die Kneipe. Also: Spieler waren da, Journalisten waren da, alle Voraussetzungen waren geschaffen. Sogar meine erste Reportage für den BR -Hörfunk habe ich in dieser Zeit gemacht.
    Mein letztes Jahr Handball beim FC Augsburg in der Landesliga war das erste Jahr des großen Erhard Wunderlich, der 2012 leider mit nur fünfundfünfzig Jahren an Krebs gestorben ist. Wir haben alle für umme gespielt, ich habe ein bisserl gemanagt, damit wenigstens das Geld für die Brotzeit reinkam. Und irgendwie haben wir es 1977 geschafft, ein Freundschaftsspiel gegen den VfL Gummersbach auf die Beine zu stellen. Gummersbach, damals das Real Madrid des Handballs, spielte gegen uns kleine Augsburger Würste!
    Aber so klein waren die Würste gar nicht. Jedenfalls hat der kleine große Erhard dem Gummersbacher Nationaltorwart Rudi Rauer die Dinger rechts und links nur so reingehauen, allein acht in der ersten Halbzeit. Nach dem Spiel marschierte der legendäre Gummersbacher Handballpate Eugen Haas in unsere Kabine und hat den Erhard gekauft, mit Vertrag und allem drum und dran. Am liebsten hätte er ihn gleich einpacken lassen und mitgenommen. Vier Wochen zuvor hatten sie den Erhard, den alle nur Sepp nannten, vom süddeutschen Juniorenlehrgang in Grünwald wegen Unbeweg lichkeit heimgeschickt. Und ein Jahr später, 1978 , war er Welt meister und Welthandballer des Jahres. So viel zum Urteil von sogenannten Experten.
    In der

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