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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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»Hartmann? Waldemar? 10 . März 48 ?« – »Jawoll!« – »Sie können wieder heimfahren.« Und ich bloß völlig baff: »Warum?« Und er: »Hartmann, ich sitze jetzt seit zehn Jahren hier. Und ich habe selten Wehrpflich tige heimgeschickt. Aber wenn ich einen heimgeschickt habe, hat bis jetzt noch keiner gefragt, warum.« Ich also im Laufschritt raus, so schnell wie niemals davor oder danach, mit leichtem Herzen, zum Schlagbaum, zu meinen Spezln, zum Bus, zu den Bierkisten. Heim ins zivile Leben, ins Paradies ohne Uniformen und Zählappell. Mein Gott, war ich glücklich! Und meine ganze Truppe hat mich auf den Schultern aus der Kaserne getragen – Waldi Hartmann, ein freier Mensch! Um am Abend gab’s natürlich Freibier für alle!
    Und der Retter war mein Freund Roland! Ich hatte ihn am Morgen darum gebeten, auf Bayern 1 in der Bürgersendung Notizbuch zu erzählen, wie der Staat Geld verschleudert, indem er einen Wirt, einen Geschäftsmann, zur Bundeswehr verschleppt. Roland musste sich erst bei seinem Hauptabteilungsleiter Joseph Othmar Zöller rückversichern, ob er die Geschichte machen darf. Zöller stimmte zu – also rief Roland in einer offiziellen BR -Anfrage beim Chef des Wehrbereichskommandos VI an, um sich nach den Hintergründen der Angelegenheit zu erkundigen. Und kaum waren die Medien im Spiel – das lief 1973 genauso, wie es 2013 läuft –, ging plötzlich alles ganz schnell. Um zwei Uhr bekam Roland einen Rückruf vom Wehrbereichskommando VI : »Alles nur ein Irrtum mit Herrn Hartmann, wir bringen das in Ordnung, die Truppe ist verständigt.« Da waren wir mit dem Bus aber schon unterwegs, und das Handy hatte noch keiner erfunden.
    Danach habe ich nie mehr etwas von meiner Wehrpflicht gehört. Der Kalte Krieg musste ohne mich stattfinden. Aber immerhin: Die wenigen Minuten, die meine Soldatenkarriere dauerte, haben ausgereicht, um im Herbst 1978 beim bis dahin größten NATO -Manöver »Blaue Donau« mit 46000 Soldaten und einer chinesischen Beobachtergruppe dabei zu sein – als junger BR -Reporter. Damals war das eine ganz große Geschichte in Bayern. Mein Abteilungsleiter erkundigte sich bei mir: »Willst du Manöverberichterstattung machen?« Ja logisch! Also bin ich nach Ulm gefahren, zum kommandierenden General mit dem zackigen Namen Carl-Gero von Ilsemann. Der Mann war ein Bilderbuchgeneral, sehr schneidig, ich habe mit ihm ein Interview für Bayern 3 gemacht, alles bestens. Abtreten, Hartmann! Und zum Abschluss des Ge sprächs schnarrte der General zu seinem Oberstleutnant: »Wir machen den Hartmann voll mobil!«
    Und so bekam ich in Nürnberg als Begleitoffizier einen Major zur Seite gestellt, als Fahrer einen Leutnant, dazu einen Jeep. Und vor allem einen eigenen Alouette-Hubschrauber! Den Heli konnte ich nach Lust und Laune anfordern, wenn ich das Gefühl hatte, dass es etwas zu berichten gab. Und es gab viel zu berichten während dieses Manövers. Für mich war es unglaublich spannend, ein großer Abenteuerspielplatz für Jungs, und meine Beiträge sind alle riesengroß im Pressespiegel der Bundeswehr gelandet. Nicht schlecht für einen Kurzzeitsoldaten wie mich, für den fünf Jahre vorher am Schlagbaum noch die Pazifistenhymne »Blowin’ in the Wind« gesungen worden war.
    Und als wir wieder mal durch die Gegend hubschrauberten wie 2006 Franz Beckenbauer, diesmal über der Oberpfalz, sagte ich zu meinem Major: »Major, da wohnt ja meine Mama ganz in der Nähe.« Seine Antwort: »Ja, magst sie besuchen?« – »Ja klar, gern.«
    Also sind wir auf der Wiese neben ihrem Haus runter. Das ganze Dorf lief zusammen. Die Außerirdischen sind gelandet! Mei, hat sich die Mama gefreut, dass aus ihrem Waldemar doch noch etwas Anständiges geworden ist. So ein fescher Bursch in seiner Uniform! Im Garten von der Mama haben wir Kaffee getrunken, dann sind wir unter erheblicher Staubaufwirbelung wieder abgeflogen. Ich muss heute noch sagen: Ein ziemlich cooler Auftritt war das.
    Doch mindestens genauso schön war die Wahl zur Miss Bikini, die zur Zeit dieses Manövers in Nürnberg stattfand. Mein wunderbarer Journalistenspezi Klaus Schamberger, als »Schampus« und als Kolumnist namens »Spezi« schon damals eine Größe in Nürnberg, hatte ebenfalls eine Kneipe. Die hieß Zum Spezi, und dort sollte die Wahl stattfinden. Der Schampus hatte mich in die Jury eingeladen – und zehn bild schöne Mädels versprochen. Problem allerdings: Am gleichen Abend war die ganze Manövergesellschaft zum

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