Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)
ten durch und haben seitdem ein wunderbares Verhältnis. Auch wenn ich so manches überhaupt nicht nachvollziehen konnte, was Christoph später dann so getrieben hat.
Aber das gehört nicht hierher. Mein Rückfall in die Gast wirtsrolle verhalf mir auch zu Bekanntschaften mit der Show prominenz. Eines Tages ging die Tür auf, und Frank Elstner stand total alleine in der Kneipe, ich hatte gerade erst aufgesperrt. Wow, Frank Elstner, zu dieser Zeit einer der ganz Großen unseres Gewerbes. Er hatte erfahren, dass ich den Laden führte, und suchte ein Rückzugsgebiet. Frank hatte ein paar Monate vorher die Moderation von Wetten, dass …? an Thomas Gottschalk übergeben und probte bei der Bavaria in Grünwald für seine neue Samstagabendshow Nase vorn . Wochenlang kam er fast jeden Abend. Wir hatten großen Spaß, und ich lernte viel über die Abteilung Unterhaltung im öffent lich-rechtlichen System, in die ich fast auch mal geraten wäre.
Nämlich fünf Jahre vorher, als ich beim Bayerischen Rundfunk Probeaufnahmen für die Samstagabendshow Vier gegen Willi machte. Meine Castingkonkurrenten waren Diether Krebs, Björn-Hergen Schimpf und Mike Krüger, gegen den ich ins Finale kam. BR -Unterhaltungschef Jochen Filser entschied sich dann für die »Nase« Mike – mit der Begründung, dass er sich mit einem bekannten Moderator bessere Chancen für ein unbekanntes, neues Format ausrechne. Im Nachhinein war ich für die Silbermedaille dankbar, denn mein BR -Sportchef Eberhard Stanjek machte mir deutlich, dass er mich für den Sport in der ARD nicht mehr hätte vorschlagen können, wenn ich in die Unterhaltung gegangen wäre. Heute undenkbar, weil fast alle auf diesen beiden Hochzeiten tanzen. Tempora mutantur , wie wir Lateiner sagen.
Franks Show hieß zwar Nase vorn , war aber offensichtlich seiner Zeit zu weit voraus. Die Spielregeln verstand kaum jemand, und es zog sich auch etwas. Kurz gesagt: Die Sendung war ein Riesenflop. Am Montag nach der Sendepremiere, zwei Minuten nach Öffnung um achtzehn Uhr ging die Tür zur Kneipe drei Zentimeter weit auf, und die Nase von Frank war zu erkennen. Ihr folgte der Nasenbesitzer mit den Worten: »Kann ich mich wenigstens hier noch sehen lassen?« Mit gut gelagerten Getränken milderten wir den Schmerz Stunde um Stunde, bis wir schmerzfrei die Kneipe zuschlossen.
Jahre später, nach seiner Sendung Menschen der Woche , saß ich mit Frank und einigen Kollegen in Baden-Baden noch bei geistigen Getränken zusammen. Wir redeten über die Sendung und dann über Gott, die Welt und weit darüber hinaus. Dabei erzählte ich auch diese Geschichte vom Absturz nach dem Nasenflop. Da lächelte Frank und schaute mir tief in die Augen: »Mein lieber Freund, heute kann ich es dir ja sagen. Ich bin nicht wegen dir gekommen, ich war wegen deiner wunderschönen Kellnerin da.« Volltreffer! Großes Gelächter! Und dann, noch ein paar Gläser später, meinte unsere gemütliche Runde, dass ich doch diese Geschichten mal aufschreiben sollte. Was hiermit geschehen ist und als wei tere Folge die Idee für mein Bühnenprogramm Born to be Waldi reifen ließ. Denn wenn jemand wie Frank sagt: »Das musst du irgendwann alles erzählen«, dann muss man dem Folge leisten.
Dazu gehört auch die Geschichte mit der magischen Kelle, ebenfalls aus der Zeitlupen-Ära, eines meiner skurrilsten Strauß- Erlebnisse.
Strauß-Sohn Franz Georg stand damals ja unter Personenschutz, es waren immer zwei Jungs mit ihm unterwegs, die auf ihn aufgepasst haben. Und dabei ist mir aufgefallen: Die drei mussten auf dem Weg zum VIP -Bereich des Flughafens nie einen Ausweis vorzeigen. Die haben einfach ihre Kelle aus dem Auto gehalten, und gut war’s. Und beim Parken in der Stadt haben sie einfach nur die Kelle aufs Armaturenbrett gelegt, und schon war alles paletti. Das hat mich begeistert. So was von praktisch, so eine Kelle! Ein Wundermittel! Man muss nur darauf achten, dass die Kelle nicht in die falschen Hände fällt – nämlich in meine.
Da ich ja die ganzen Personenschützer kannte, habe ich mich einfach mal ganz unschuldig bei ihnen erkundigt: »So eine Kelle ist ja super. Ich würde die nie missbrauchen. Aber wenn ich mal im absoluten Notfall keinen Parkplatz finde …« Mein Personenschützer-Spezi ist erst unwillig: »Geht gar nicht, die Kellen sind nummeriert« und so. Aber zwei Wochen später kommt er mit einer Plastiktüte zu mir in die Kneipe: »Ich hab was für dich dabei. Aber bitte geh nach hinten und
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