Driver
Ordnung.«
»Das könnte einen veranlassen, künftig genau zu prüfen, von wem man ein Auto stiehlt.«
»Ausleiht. Ich wollte es zurückbringen … Im Ernst, Doc: Sie haben mir damals den Arsch gerettet, und jetzt wieder. Weiß Ihre Warnung vor Guzman zu schätzen. Ich hab die Nachrichten gesehen. Alle drei sind am Tatort draufgegangen.«
»Das passt ins Bild. Er gehörte zu der Sorte, die nichts als Ärger bedeutet.«
»Es gibt nicht viele, die mit einem einarmigen Fahrer arbeiten würden. Ich war verzweifelt. Hätte zum damaligen Zeitpunkt so ziemlich alles angenommen. Das wussten Sie.«
Aber Doc war in seine eigene Welt abgedriftet, wie es manchmal bei ihm vorkam, und erwiderte nichts.
Als Driver ging, kam Miss Dickinson heraufgestürmt. Doc hatte ihm von ihr erzählt. Er ließ sie hinein und zog die Tür zu. Das Letzte, was er sah, war, wie sie ruhig neben Docs Füßen saß und wartete.
Doc dachte gerade an eine Geschichte von Theodore Sturgeon, die er mal gelesen hatte. Dieser Typ, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, wohnt in einer Werkstattwohnung ganz ähnlich seiner eigenen. Er ist ein grober Kerl; viele Feinheiten des Lebens entgehen ihm. Aber er kann alles reparieren. Eines Tages findet er eine Frau auf der Straße liegen. Sie ist zusammengeschlagen worden, halb tot. Er nimmt sie mit in die Wohnung – Sturgeon schildert detailliert die Vorkehrungen zur Blutdrainage und die improvisierten chirurgischen Instrumente – und repariert sie.
Wie hieß die Geschichte noch gleich?
Ein lichter Augenblick – das war’s.
Wenn wir in unserem Leben einen oder zwei davon haben, nur einen oder zwei lichte Augenblicke, dachte Doc, dann haben wir richtig Glück. Die meisten haben sie nicht.
Und der Rest war nicht Schweigen, wie es in dieser Oper, in I Pagliacci hieß.
Der Rest war bloß Lärm.
21
Der beste Job, den Driver je hatte, war ein Remake von Kilometerstein 375. Der Film bestand zu zwei Dritteln aus Fahrszenen. Dieser 56er Chevy, mit Driver hinter dem Steuer, war der eigentliche Star.
Bei der Produktion handelte es sich um eine dieser Geschichten, die sich wie aus heiterem Himmel ergeben: zwei Typen sitzen in einer Kneipe und quatschen über ihre Lieblingsfilme. Es waren Brüder, und sie hatten bereits ein paar äußerst einträgliche Filme für Teenager gemacht. Der ältere, George, war zuständig für die geschäftliche Seite, er kümmerte sich um die Produktion, trieb das Geld auf. Sein jüngerer Bruder Junie führte Regie. Sie schlugen sich in verschiedenen Denny’s in der Innenstadt von L. A. die Nächte um die Ohren und schrieben gemeinsam die Drehbücher.
Sie hatten sich drei oder vier Minuten lang Szenen und Dialoge aus Kilometerstein 375 erzählt, als beide gleichzeitig verstummten.
»Wir könnten’s machen«, sagte George.
»Wir könnten’s todsicher probieren.«
Am Ende des darauf folgenden Tages, ohne irgendwas auf Papier zu haben, kein Treatment, nicht ein einziges Wort des Drehbuchs, von einer Kostenkalkulation ganz zu schweigen, hatten sie das Ding in trockenen Tüchern. Beteiligungszusagen von Investoren, einen Verleih, die ganze Kiste eben. Ihre Anwälte kümmerten sich um die Rechte und Genehmigungen.
Den Ausschlag gab, dass die beiden an den heißesten jungen Schauspieler des Jahres herantraten, der zufälligerweise auch noch ein großer Robert-Mitchum-Fan war. »Mann, ich wollte schon immer Bob Mitchum sein!« sagte er und unterschrieb. Driver hatte an dem Film mitgearbeitet, der den Jungen zum Star gemacht hatte. Schon damals war er ein kleiner Pisser gewesen, und seitdem war er nicht besser geworden. Es dauerte noch weitere ein, zwei Jahre, bevor er von der Bildfläche verschwand. Danach hörte man von Zeit zu Zeit noch in der Boulevardpresse von ihm. Wenn er wieder in eine Entzugsklinik verschwunden war, kurz vor einem Comeback stand oder für einen Gastauftritt in irgendeiner lahmen Sitcom gecastet wurde. Doch damals wurde er hoch gehandelt, und nachdem er an Bord war, lief alles andere wie von selbst.
Was viele Leute über das Original nicht wussten, war, dass der Ford, der in der Karambolage-Szene benutzt wurde, eine Spezialanfertigung gewesen war. Sie montierten gusseiserne Stoßstangen, verstärkten Karosserie und Chassis, brachten den Motor auf maximale Pferdestärken und begriffen erst dann, dass normale Reifen mit dem Gewicht und der Geschwindigkeit nicht klarkamen. Sie brauchten Sonderanfertigungen aus massivem Schaumgummi. Sämtliche Autos der
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