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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Hütten aus Holz und Soden errichtet, und die besaßen zwar nur einen gestampften Boden und keine der Annehmlichkeiten eines bewohnten Blockhauses, die eine hatte nicht mal ein Fenster, aber es gab in jeder einen Bollerofen, gut in Schuß gehalten von Sess, immer mit einem Armvoll Kleinholz zum Anzünden und sauber zugehackten Scheiten griffbereit daneben. Außerdem hatte Sess inzwischen die beiden zusätzlichen Hunde, die er gewollt hatte – es waren eigentlich Howard Walpoles Hunde, sauer wie Essig, aber sie konnten gut ziehen. (Howard brauchte keine Arbeitshunde mehr, weil er sich bei seinen Tieren jetzt eher aufs Tempo verlegt hatte, denn er wollte es mal mit Hundeschlittenrennen versuchen, nur so aus Spaß, erzählte er – und hatten sie schon die Gerüchte gehört, daß es demnächst wieder ein Iditarod geben sollte, mit richtigen Preisgeldern? –, dabei wußte jeder, daß er niemals lange genug den Arsch vom Sitz seines Schneemobils hochbekam, um die Hunde auch nur anzuschirren.) Deshalb würden die beiden wesentlich schneller und effektiver mit dem Schlitten über Land kommen, als Sess es im letzten Winter geschafft hatte.
    »Denn wenn du dir seinetwegen Sorgen machst, Liebes, dann kann ich dich wirklich beruhigen – Sess weiß, was er tut. Er ist der tüchtigste Mann im ganzen Land, da kannst du jeden fragen.« Pamela lachte kurz auf, weil sie ihn sich da draußen vorstellte, in seinem geflickten Parka, den sie mit dem Pelz eines Bärenmarders gefüttert hatte, das beste Fell der Welt, weil einem darin nämlich nicht der Atem gefror, und sie sah ihn vor sich, wie er hinten auf den Kufen stand, die Augen im Wind zusammengekniffen, angespannte Sehnen und Muskeln. »Deshalb hab ich ihn mir ja ausgesucht, das weißt du doch. Und hör mal: fünfunddreißig, vierzig Minusgrade, das ist eigentlich noch nicht kritisch. Bei minus fünfzig würde ich mich langsam sorgen.« Wieder lachte sie. »Aber nur ein bißchen. Sess ist gewieft. Der übersteht da draußen so ziemlich alles. Aber was ist mit Marco – hat er seine Erfrierungen von damals gut überstanden? Wann war das überhaupt – so etwa vor einem Monat, oder?«
    Es war kalt am Tisch. Der Wind schien auch noch die kleinsten Schlitze zu finden, als wäre es seinZiel, die baulichen Fehler des Blockhauses hervorzukehren. Pamela dachte daran, den Rauchabzug des Ofens etwas weiter zu öffnen, vielleicht auch noch etwas Feuerholz nachzulegen, doch sie blieb wie angewurzelt sitzen, denn sie genoß dieses sich entspinnende Seemannsgarn, es war gemütlich, plauschig, es ging um Tratsch über Menschen und ihre Probleme.
    Star zuckte wieder nur die Achseln, als hätte sie sonst keine Geste auf Lager. »So in etwa«, sagte sie. »Ja doch, alles okay. Diese beiden weißen Linien im Gesicht hat er behalten, die wie Narben aussehen oder so, auf den Wangenknochen – aber das hast du ja schon gesehen, oder? –, aber seine Zehen sind wieder verheilt, also die beiden, die zuerst schwarz waren, der kleine Zeh und der daneben an seinem rechten Fuß.« Sie starrte in die Tiefe des Zimmers, die Stirn gerunzelt, und zupfte sich mit dünnen weißen Fingern an den Haarspitzen, während sie die Frostschäden beschrieb. Sonst hörte man nichts außer dem leisen Scheppern und Seufzen des Ofenrohrs.
    »Reba hatte gesagt, die müßten eigentlich amputiert werden, und dann fragte Norm, ob sie nicht einfach verdorren und abfallen würden, aber Reba meinte, daß er da wohl an Zehen nägel dachte, bei denen sei das so. Aber sie sind wieder gesund geworden. Wie ein Wunder. Sieht nicht gerade ästhetisch aus, und er hat auch beide Nägel verloren, aber es kam zu keiner Infektion. Mann, ich war total fertig, als er von mir wollte, daß ich sie ihm mit einem Beil abhacke, ich meine, stell dir das mal vor! Ich! Mit einem Beil!«
    Und so lachten sie über diese Horrorvorstellung und qualmten ihre Zigaretten, Pamela legte Holz auf das Feuer, und sie setzten sich beide aufs Bett und zogen behaglich die Füße unter sich. Nach einer Weile sagte Star: »Nein, das ist nicht der Grund, daß ich so fertig bin. Ich weiß, daß alles cool ist, wenn er mit Sess herumgondelt ...«
    »Mehr als das, Liebes – es ist sogar eiskalt.«
    Star grinste matt. »Es ist wegen Drop City«, sagte sie. »Mir kommt’s vor, als wenn das Ganze total auseinanderkracht – hast du gehört, daß der irre George, Erika und Geoffrey neulich einfach davonmarschiert sind, nur mit den Sachen, die sie am Körper hatten?«
    Das

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