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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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irgendwem im Three Pup prügeln, sturzbesoffen auf dem Boden rumliegen und viel zu fertig sein, um nach meinen Fallen zu sehen und diesen Luchs von heute nachmittag zu erlösen. Den ich übrigens noch hereinholen sollte, um ihm das Fell abzuziehen.« Sie schwiegen beide eine Weile. »Bleib dran«, sagte Sess irgendwann, »das ist mein Rat für dich. Aber hör mal, wir haben morgen einen langen Tag vor uns, müssen weiter zum nächsten Unterschlupf am No Name Creek, und mir reicht’s für heute, dir nicht auch?«
    Sie standen beim ersten Morgengrauen auf, das kurz nach neun Uhr kam und allmählich die Formen und Schatten vor dem Fenster nachzeichnete. Zum Frühstück gab es Elcheintopf. Die Hunde kriegten Trockenlachs, den sie unter wildem Augenrollen, boshaftem Knurren und heftigen Rangordnungskämpfen hinunterschlangen. Der Himmel hing tief und bleiern über ihnen. Es herrschten minus neununddreißig Grad, versprach aber wärmer zu werden.
    Er half Sess beim Aufräumen der Hütte – der Elcheintopf kam auf den Boden, der Kessel wurde mit Wasser gefüllt, eine primitive Kiste in der Ecke mit Feuerholz und größeren Scheiten von Birke und Pappel bestückt –, dann schirrten sie die Hunde an. Marco hielt wenig von den Hunden – sie waren ungebärdig, häßlich in Fell und Farbe, hatten Beine wie krumme Stöcke, schmale Hüften und breite Schultern. Zu Hause in Connecticut wären sie vom Hundefänger ins Tierheim gebracht worden, da hätten sie die vorgeschriebenen zwei Wochen geschmachtet, unsympathisch und unvermittelbar, danach hätte man sie einen nach dem anderen erledigt, sanft hinter den Ohren gekrault und dann der rasche, gezielte Stich mit der Nadel. Die beiden ganz hinten beim Schlitten – die sogenannten Schrittmacherhunde – hießen Lester und Franklin, eine typische Sess-Harder-Referenz (oder eigentlich eine Reverenz, so behauptete er) an die Drop-City-Dropouts, die er eines herrlichen Sommertags beim Goldwaschen in einem vollkommen goldlosen Bach beobachtet hatte, und den Hund gleich hinter Lucius, den Leithund, nannte er Sky, um den Scherz noch etwas weiter zu treiben. »Wir wollen doch keine räudige Hundegeschichte daraus machen, bitte!« hatte Marco gealbert, als ihm das Gespann vor dem Blockhaus am Thirtymile vorgestellt worden war, und das hatte Sess gut gefallen. »Ja, ich hätte wohl auch einen davon Norm nennen sollen«, hatte er gesagt.
    Jetzt aber waren es neununddreißig Grad unter Null, und es blieb wenig Zeit zum Scherzen. Die Hunde waren total wild darauf, sich ins Zeug zu legen und davonzurasen – in der ersten Stunde konnte man sie normalerweise kaum bremsen –, und als Marco versuchte, Sky ins Kreuzgeschirr zu binden, wurde er zweimal gebissen, durch die Handschuhe ins Fleisch hinein – wenn das kein schlechtes Karma war, dann wußte er ja nicht. »Meine Güte«, sagte er und mußte laut brüllen, um über dem Kläffen der Hunde überhaupt gehört zu werden, »sind die immer so?«
    Sess war mitten in den Kampf dreier Hunde hineingewatet, wo er mit seinen Mokassins etliche Rippen zurechtrückte und mit den geballten Fäusten auf die dicken felligen Köpfe einhämmerte. »Man will schließlich Hunde mit ein bißchen Pep haben«, sagte er, und dann jagten sie los.
    Es war eine wilde Partie, pure Begeisterung, die Luft so kalt, daß sie brannte, sie loderte geradezu in den Lungen, die Arme pumpten wie bei einem Marathonläufer, man fühlte den Sog der Energie, die den Wolfshunden wie ein elektrischer Schlag in die Wirbelsäulen und die peitschenden Läufe und einem selbst ins Mark fuhr. So etwas hatte Marco noch nie erlebt. Sie sausten den Pfad entlang, viel zu aufgewühlt, um die Kälte zu spüren, bis sie zur ersten Falle kamen, die die Hunde allein witterten und wo sie abrupt stehenblieben.
    Der Köder war weg, die Falle ausgelöst, und man sah eine Luchsfährte wie eine tödliche Punktierung im Schnee. Sess zeigte ihm, wie man eine Falle erneut scharf machte, zur Tarnung ein paar Handvoll Schnee darüber warf, und dann gleich dahinter in einem Meter Höhe an irgendeinen Baum einen verwesten Gänseflügel nagelte, der eine Weile in Rizinusöl mariniert worden war. Denn was war der beste Köder? Was am meisten stank. Für Marder nahm Sess die Därme und den Rogen der Lachse, die er im vergangenen Sommer gefangen hatte – nachdem sie ordentlich in einem Keramiktopf vergoren waren, den er ein paar Wochen in die Sonne gestellt hatte. »Nichts Besonderes«, sagte er. »Kleine Tricks.

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