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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Rhythmus und Bewegung funktionierten ebenso automatisch wie ihr Herzschlag – die Hälfte ihrer Kommilitoninnen im Studentenheim gingen mit ihren Freunden bis zum Letzten und waren noch stolz darauf. Auch Pamelas Unterhose, ihr Rock, ihre Jeans waren oft so naß, als wäre sie in einen See gestürzt, aber kein Junge brachte sie je dazu, mehr als ihren BH auszuziehen, nicht einmal Eric Kresten, und mit dem ging sie immerhin fast zwei Jahre lang. Und dann war sie Anfang Zwanzig, und Fred Stines besuchte sie in ihrer Wohnung, und sie zog sich bis auf den Slip für ihn aus, während er sie überall anfaßte, wo seine Finger hinkamen, und an ihren Brustwarzen saugte wie ein ausgehungertes Hundebaby, und sie spürte, wie sie immer wieder beinahe schwach wurde, aber es passierte nicht.
    Bei Howard Walpole war es anders. Die drei Tage mit ihm waren Teil der Abmachung, des Programms, das sie sich vorgenommen hatte, und obwohl sie längst wußte, daß Sess ihr Mann war, obwohl sie es schon wußte, bevor sie zu ihm ins Kanu kletterte und dort seinen Körper hinter sich spürte, als perfekten Ausgleich für den eigenen, mußte sie es doch durchziehen, denn sie war nun einmal diese Sorte Frau: Was man verspricht, das muß man halten. So empfand sie eben. So war sie einfach. Aber Howard – Howard war steif wie ein Brett. Er drückte ihr die Hand, als wären sie Unterhändler für einen weihevollen Waffenstillstand zwischen verfeindeten Parteien, aber er kam nicht einmal darauf, ihre Wange mit seiner zu streifen oder sie als Willkommensgruß wenigstens kurz zu umarmen. Er streckte ihr nur die Hand hin, dachte sich ein paar Gemeinheiten für Sess aus und warf dann seinen Zwillings-Außenbordmotor an.
    Es war ein scharfer, beißender Tag, Schaumflecken krönten die Flußwellen, der Wind trieb ihr feine Regentröpfchen ins Gesicht. Sie saß vorne, Howard Walpole im Heck. Der Glasfaserrumpf des Boots schlug wieder und wieder auf dem Wasser auf, klatsch, klatsch, klatsch, und der Motorenlärm machte jede Unterhaltung reichlich anstrengend. Sie hielt sich fest und dachte, wieviel netter es doch im Kanu gewesen war, das langsamere Tempo, das lautlose, fließende Vorankommen, das sich nicht gleich dem Fluß, den ziehenden Vögeln und scheuen Säugetieren, ja, dem ganzen Tag aufdrängte. »Hübsches Boot!« rief sie über die Schulter nach hinten, aus reiner Höflichkeit, nur um etwas zu sagen, aber Howard, der sich eine Wange mit Kautabak ausbeulte und die speckige Kappe gegen den Wind so tief ins Gesicht gezogen hatte, daß sie aussah wie auf den Kopf geklebt, nickte dazu nur. Die Fahrt dauerte ewig. Sie sagte kein Wort mehr und er ebensowenig.
    Nach der Ankunft aber, sobald der Bug seines Bootes auf das Ufer unterhalb seines Hauses geglitten war und die Hunde ihre ausführliche Begrüßung hervorgebelfert hatten, hielt Howard eine Ansprache. Sie bestand zu etwa gleichen Teilen aus Enthüllung, aufmunternden Worten und Vertretermasche, und er sah sie kein einziges Mal an, während er sie abspulte, und er spulte sie im Laufe der drei Tage und zwei Nächte, die sie in seiner Gesellschaft verbrachte, noch ziemlich oft ab. Er erzählte ihr von seinem Boot, seinem Flugzeug und seinem Haus, von seiner Goldwäscherlizenz und davon, daß er ein großes Stück Elchfell in die Goldwaschrinne gelegt hatte, in dessen Haaren sich selbst die feinsten Stäubchen fangen ließen, er zeigte ihr ein Mayonnaiseglas voller Goldpartikel im Wert von zweiunddreißigtausend Dollar, forderte sie auf, das Glas hochzuheben, und lachte, als ihr das nur mit Mühe gelang. Er redete während des Abendessens – geschmorter Schwarzbär mit einem Brei aus getrockneten Äpfeln und Pflaumen, dazu Räucherlachs und Bratkartoffeln aus der Pfanne –, er redete, bis sie auf dem Sofa gähnte, und er redete immer noch, als er eine Decke über sie breitete und ihr die Augen zufielen.
    Am Morgen weckte er sie und redete schon wieder, Gerede über seinen Gesundheitszustand – er hatte sich erst vor zwei Jahren das Bein gleich an drei Stellen gebrochen, wußte sie das schon? –, Gerede über seine Hunde, die Eigenheiten und Futtervorlieben jedes einzelnen Tiers, obwohl er ja eigentlich nicht mehr wirklich mit dem Hundeschlitten herumdüste wie Sess Harder und ein paar andere rückständige Typen, denn so ein Schneemobil war doch echt ein Knaller, fand sie das nicht auch? Beim Frühstück ging es dann um seine Mutter in Minneapolis, um alle Autos, die er je besessen hatte, um das

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