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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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mit dem er sprach,
     war dem Fenster zugewendet und enthüllte hie und da
    durch eine Bewegung einen Teil der Ordensreihe auf der
    Brust des andern. Er war in Zivil und hatte ein dünnes
    [  ]
    Bambusstöckchen, das, da er beide Hände an den Hüf-
    ten festhielt, auch wie ein Degen abstand.
    Karl hatte nicht viel Zeit, alles anzusehen, denn bald
    trat ein Diener auf sie zu und fragte den Heizer mit
    einem Blick, als gehöre er nicht hierher, was er denn 
    wolle. Der Heizer antwortete, so leise als er gefragt wurde,
    er wolle mit dem Herrn Oberkassier reden. Der Diener
    lehnte für seinen Teil mit einer Handbewegung diese Bitte
    ab, ging aber dennoch auf den Fußspitzen, dem runden
    Tisch in großem Bogen ausweichend, zu dem Herrn mit 
    den Folianten. Dieser Herr – das sah man deutlich –
    erstarrte geradezu unter den Worten des Dieners, kehrte
    sich aber endlich nach dem Manne um, der ihn zu sprechen
    wünschte, und fuchtelte dann, streng abwehrend, gegen
    den Heizer und der Sicherheit halber auch gegen den 
    Diener hin. Der Diener kehrte darauf zum Heizer zurück
    und sagte in einem Tone, als vertraue er ihm etwas an:
    „Scheren Sie sich sofort aus dem Zimmer!“
    Der Heizer sah nach dieser Antwort zu Karl hinunter,
    als sei dieser sein Herz, dem er stumm seinen Jammer 
    klage. Ohne weitere Besinnung machte sich Karl los, lief
    quer durchs Zimmer, daß er sogar leicht an den Sessel
    des Offiziers streie; der Diener lief gebeugt mit zum
    Umfangen bereiten Armen, als jage er ein Ungeziefer,
    aber Karl war der erste beim Tisch des Oberkassiers, wo 
    er sich festhielt, für den Fall, daß der Diener versuchen
    sollte, ihn fortzuziehen.
    [  ]
    Natürlich wurde gleich das ganze Zimmer lebendig.
    Der Schiffsoffizier am Tisch war aufgesprungen, die
    Herren von der Hafenbehörde sahen ruhig, aber auf-
    merksam zu, die beiden Herren am Fenster waren ne-
     beneinander getreten, der Diener, welcher glaubte, er sei
    dort, wo schon die hohen Herren Interesse zeigten,
    nicht mehr am Platze, trat zurück. Der Heizer an der
    Tür wartete angespannt auf den Augenblick, bis seine
    Hilfe nötig würde. Der Oberkassier endlich machte in
     seinem Lehnsessel eine große Rechtswendung.
    Karl kramte aus seiner Geheimtasche, die er den Blicken
    dieser Leute zu zeigen keine Bedenken hatte, seinen Rei-
    sepaß hervor, den er statt weiterer Vorstellung geöffnet
    auf den Tisch legte. Der Oberkassier schien diesen Paß
     für nebensächlich zu halten, denn er schnippte ihn mit
    zwei Fingern beiseite, worauf Karl, als sei diese Formali-
    tät zur Zufriedenheit erledigt, den Paß wieder einsteckte.
    „Ich erlaube mir zu sagen“, begann er dann, „daß
    meiner Meinung nach dem Herrn Heizer Unrecht ge-
     schehen ist. Es ist hier ein gewisser Schubal, der ihm
    aufsitzt. Er selbst hat schon auf vielen Schiffen, die er
    Ihnen alle nennen kann, zur vollständigen Zufriedenheit
    gedient, ist fleißig, meint es mit seiner Arbeit gut, und
    es ist wirklich nicht einzusehen, warum er gerade auf
     diesem Schiff, wo doch der Dienst nicht so übermä-
    ßig schwer ist, wie zum Beispiel auf Handelsseglern,
    schlecht entsprechen sollte. Es kann daher nur Verleum-
    [  ]
    dung sein, die ihn in seinem Vorwärtskommen hindert
    und ihn um die Anerkennung bringt, die ihm sonst ganz
    bestimmt nicht fehlen würde. Ich habe nur das Allge-
    meine über diese Sache gesagt, seine besonderen Be-
    schwerden wird er Ihnen selbst vorbringen.“ Karl hatte 
    sich mit dieser Rede an alle Herren gewendet, weil ja
    tatsächlich auch alle zuhörten und es viel wahrscheinli-
    cher schien, daß sich unter allen zusammen ein Gerech-
    ter vorfand, als daß dieser Gerechte gerade der Oberkas-
    sier sein sollte. Aus Schlauheit hatte außerdem Karl ver- 
    schwiegen, daß er den Heizer erst so kurze Zeit kannte.
    Im übrigen hätte er noch viel besser gesprochen, wenn er
    nicht durch das rote Gesicht des Herrn mit dem Bam-
    busstöckchen beirrt worden wäre, das er von seinem
    jetzigen Standort zum erstenmal sah.
    
    „Es ist alles Wort für Wort richtig“, sagte der Heizer,
    ehe ihn noch jemand gefragt, ja ehe man noch überhaupt
    auf ihn hingesehen hatte. Diese Übereiltheit des Heizers
    wäre ein großer Fehler gewesen, wenn nicht der Herr
    mit den Orden, der, wie es jetzt Karl aufleuchtete, jeden- 
    falls der Kapitän war, offenbar mit sich bereits überein-
    gekommen wäre, den

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