Drucke zu Lebzeiten
Heizer anzuhören. Er streckte
nämlich die Hand aus und rief dem Heizer zu: „Kom-
men Sie her!“ mit einer Stimme, fest, um mit einem
Hammer darauf zu schlagen. Jetzt hing alles vom Beneh-
men des Heizers ab, denn was die Gerechtigkeit seiner
Sache anlangte, an der zweifelte Karl nicht.
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Glücklicherweise zeigte sich bei dieser Gelegenheit,
daß der Heizer schon viel in der Welt herumgekommen
war. Musterha ruhig nahm er aus seinem Köfferchen
mit dem ersten Griff ein Bündelchen Papiere, sowie ein
Notizbuch, ging damit, als verstünde sich das von selbst,
unter vollständiger Vernachlässigung des Oberkassiers,
zum Kapitän und breitete auf dem Fensterbrett seine
Beweismittel aus. Dem Oberkassier blieb nichts übrig,
als sich selbst hinzubemühn. „Der Mann ist ein bekann-
ter Querulant“, sagte er zur Erklärung, „er ist mehr in
der Kassa, als im Maschinenraum. Er hat Schubal, diesen
ruhigen Menschen, ganz zur Verzweiflung gebracht.
Hören Sie einmal!“ wandte er sich an den Heizer, „Sie
treiben Ihre Zudringlichkeit doch schon wirklich zu
weit. Wie o hat man Sie schon aus den Auszahlungs-
räumen hinausgeworfen, wie Sie es mit Ihren ganz, voll-
ständig und ausnahmslos unberechtigten Forderungen
verdienen! Wie o sind Sie von dort in die Hauptkassa
gelaufen gekommen! Wie o hat man Ihnen im Guten
gesagt, daß Schubal Ihr unmittelbarer Vorgesetzter ist,
mit dem allein Sie sich als sein Untergebener abzufinden
haben! Und jetzt kommen Sie gar noch her, wenn der
Herr Kapitän da ist, schämen sich nicht, sogar ihn zu
belästigen, sondern entblöden sich nicht einmal, als ein-
gelernten Stimmführer Ihrer abgeschmackten Beschuldi-
gungen diesen Kleinen mitzubringen, den ich überhaupt
zum erstenmal auf dem Schiffe sehe!“
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Karl hielt sich mit Gewalt zurück, vorzuspringen.
Aber schon war auch der Kapitän da, welcher sagte:
„Hören wir den Mann doch einmal an. Der Schubal
wird mir sowieso mit der Zeit viel zu selbständig, womit
ich aber nichts zu Ihren Gunsten gesagt haben will.“
Das letztere galt dem Heizer, es war nur natürlich, daß
er sich nicht sofort für ihn einsetzen konnte, aber alles
schien auf dem richtigen Wege. Der Heizer begann seine
Erklärungen und überwand sich gleich am Anfang, in-
dem er den Schubal mit „Herr“ titulierte. Wie freute
sich Karl am verlassenen Schreibtisch des Oberkassiers,
wo er eine Briefwage immer wieder niederdrückte vor
lauter Vergnügen. – Herr Schubal ist ungerecht! Herr
Schubal bevorzugt die Ausländer! Herr Schubal verwies
den Heizer aus dem Maschinenraum und ließ ihn Klo-
sette reinigen, was doch gewiß nicht des Heizers Sache
war! – Einmal wurde sogar die Tüchtigkeit des Herrn
Schubal angezweifelt, die eher scheinbar als wirklich
vorhanden sein sollte. Bei dieser Stelle starrte Karl mit
aller Kra den Kapitän an, zutunlich, als sei er sein Kol-
lege, nur damit er sich durch die etwas ungeschickte
Ausdrucksweise des Heizers nicht zu dessen Ungunsten
beeinflussen lasse. Immerhin erfuhr man aus den vielen
Reden nichts Eigentliches, und wenn auch der Kapitän
noch immer vor sich hinsah, in den Augen die Ent-
schlossenheit, den Heizer diesmal bis zu Ende anzuhö-
ren, so wurden doch die anderen Herren ungeduldig,
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und die Stimme des Heizers regierte bald nicht mehr
unumschränkt in dem Räume, was manches befürchten
ließ. Als erster setzte der Herr in Zivil sein Bambus-
stöckchen in Tätigkeit und klope, wenn auch nur leise,
auf das Parkett. Die anderen Herren sahen natürlich hie
und da hin, die Herren von der Hafenbehörde, die of-
fenbar pressiert waren, griffen wieder zu den Akten und
begannen, wenn auch noch etwas geistesabwesend, sie
durchzusehen, der Schiffsoffizier rückte seinem Tisch
wieder näher, und der Oberkassier, der gewonnenes
Spiel zu haben glaubte, seufzte aus Ironie tief auf. Von
der allgemein eintretenden Zerstreuung schien nur der
Diener bewahrt, der von den Leiden des unter die Gro-
ßen gestellten armen Mannes einen Teil mitfühlte und
Karl ernst zunickte, als wolle er damit etwas erklären.
Inzwischen ging vor den Fenstern das Hafenleben
weiter; ein flaches Lastschiff mit einem Berg von Fäs-
sern, die wunderbar verstaut sein mußten, daß sie nicht
ins Rollen kamen, zog vorüber und erzeugte in dem
Zimmer
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