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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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mit
    Seitwärtsstoßen des Fußes eine den Weg kreuzende
    Ratte niedertreten, stieß sie aber bloß schneller in das 
    Loch hinein, das sie noch rechtzeitig erreicht hatte. Er
    war überhaupt langsam in seinen Bewegungen, denn
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    wenn er auch lange Beine hatte, so waren sie doch zu
    schwer.
    Sie kamen durch eine Abteilung der Küche, wo einige
    Mädchen in schmutzigen Schürzen – sie begossen sie
     absichtlich – Geschirr in großen Bottichen reinigten.
    Der Heizer rief eine gewisse Line zu sich, legte den Arm
    um ihre Hüe und führte sie, die sich immerzu kokett
    gegen seinen Arm drückte, ein Stückchen mit. „Es gibt
    jetzt Auszahlung, willst du mitkommen?“ fragte er.
     „Warum soll ich mich bemühn, bring mir das Geld lie-
    ber her“, antwortete sie, schlüpe unter seinem Arm
    durch und lief davon. „Wo hast du denn den schönen
    Knaben aufgegabelt?“ rief sie noch, wollte aber keine
    Antwort mehr. Man hörte das Lachen aller Mädchen,
     die ihre Arbeit unterbrochen hatten.
    Sie aber gingen weiter und kamen an eine Tür, die
    oben einen kleinen Vorgiebel hatte, der von kleinen, ver-
    goldeten Karyatiden getragen war. Für eine Schiffsein-
    richtung sah das recht verschwenderisch aus. Karl war,
     wie er merkte, niemals in diese Gegend gekommen, die
    wahrscheinlich während der Fahrt den Passagieren der
    ersten und zweiten Klasse vorbehalten gewesen war,
    während man jetzt vor der großen Schiffsreinigung die
    Trennungstüren ausgehoben hatte. Sie waren auch tat-
     sächlich schon einigen Männern begegnet, die Besen an
    der Schulter trugen und den Heizer gegrüßt hatten. Karl
    staunte über den großen Betrieb; in seinem Zwischen-
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    deck hatte er davon freilich wenig erfahren. Entlang der
    Gänge zogen sich auch Drähte elektrischer Leitungen,
    und eine kleine Glocke hörte man immerfort.
    Der Heizer klope respektvoll an der Türe an und
    forderte, als man „herein“ rief, Karl mit einer Handbe- 
    wegung auf, ohne Furcht einzutreten. Dieser trat auch
    ein, aber blieb an der Tür stehen. Vor den drei Fenstern
    des Zimmers sah er die Wellen des Meeres, und bei Be-
    trachtung ihrer fröhlichen Bewegung schlug ihm das
    Herz, als hätte er nicht fünf lange Tage das Meer 
    ununterbrochen gesehen. Große Schiffe kreuzten gegen-
    seitig ihre Wege und gaben dem Wellenschlag nur soweit
    nach, als es ihre Schwere erlaubte. Wenn man die Augen
    kleinmachte, schienen diese Schiffe vor lauter Schwere
    zu schwanken. Auf ihren Masten trugen sie schmale, 
    aber lange Flaggen, die zwar durch die Fahrt gestra
    wurden, trotzdem aber noch hin und her zappelten.
    Wahrscheinlich von Kriegsschiffen her erklangen Salut-
    schüsse, die Kanonenrohre eines solchen nicht allzu-
    weit vorüberfahrenden Schiffes, strahlend mit dem Re- 
    flex ihres Stahlmantels, waren wie gehätschelt von der
    sicheren, glatten und doch nicht wagrechten Fahrt. Die
    kleinen Schiffchen und Boote konnte man, wenigstens
    von der Tür aus, nur in der Ferne beobachten, wie sie in
    Mengen in die Öffnungen zwischen den großen Schiffen 
    einliefen. Hinter alledem aber stand New York und sah
    Karl mit den hunderttausend Fenstern seiner Wol-
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    kenkratzer an. Ja, in diesem Zimmer wußte man, wo
    man war.
    An einem runden Tisch saßen drei Herren, der eine
    ein Schiffsoffizier in blauer Schiffsuniform, die zwei an-
     deren, Beamte der Hafenbehörde, in schwarzen, ameri-
    kanischen Uniformen. Auf dem Tisch lagen, hochaufge-
    schichtet, verschiedene Dokumente, welche der Offizier
    zuerst mit der Feder in der Hand überflog, um sie dann
    den beiden anderen zu reichen, die bald lasen, bald ex-
     zerpierten, bald in ihre Aktentaschen einlegten, wenn
    nicht gerade der eine, der fast ununterbrochen ein klei-
    nes Geräusch mit den Zähnen vollführte, seinem Kolle-
    gen etwas in ein Protokoll diktierte.
    Am Fenster saß an einem Schreibtisch, den Rücken
     der Türe zugewendet, ein kleinerer Herr, der mit großen
    Folianten hantierte, die auf einem starken Bücherbrett in
    Kopöhe vor ihm aneinander gereiht waren. Neben
    ihm stand eine offene, wenigstens auf den ersten Blick
    leere Kassa.
     Das zweite Fenster war leer und gab den besten Aus-
    blick. In der Nähe des dritten aber standen zwei Herren
    in halblautem Gespräch. Der eine lehnte neben dem
    Fenster, trug auch die Schiffsuniform und spielte mit
    dem Griff des Degens. Derjenige,

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