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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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gesammelter arbeiten wird. Ich bin ja dem
     Herrn Chef so sehr verpflichtet, das wissen Sie doch
    recht gut. Andererseits habe ich die Sorge um meine
    Eltern und die Schwester. Ich bin in der Klemme, ich
    werde mich aber auch wieder herausarbeiten. Machen
    Sie es mir aber nicht schwieriger, als es schon ist. Halten
     Sie im Geschä meine Partei! Man liebt den Reisenden
    nicht, ich weiß. Man denkt, er verdient ein Heidengeld
    und führt dabei ein schönes Leben. Man hat eben kei-
    ne besondere Veranlassung, dieses Vorurteil besser zu
    durchdenken. Sie aber, Herr Prokurist, Sie haben einen
     besseren Überblick über die Verhältnisse, als das sonsti-
    ge Personal, ja sogar, ganz im Vertrauen gesagt, einen
    besseren Überblick, als der Herr Chef selbst, der in sei-
    ner Eigenscha als Unternehmer sich in seinem Urteil
    leicht zu Ungunsten eines Angestellten beirren läßt. Sie
     wissen auch sehr wohl, daß der Reisende, der fast das
    ganze Jahr außerhalb des Geschäes ist, so leicht ein
    Opfer von Klatschereien, Zufälligkeiten und grundlosen
    Beschwerden werden kann, gegen die sich zu wehren
    ihm ganz unmöglich ist, da er von ihnen meistens gar
     nichts erfährt und nur dann, wenn er erschöp eine Rei-
    se beendet hat, zu Hause die schlimmen, auf ihre Ursa-
    chen hin nicht mehr zu durchschauenden Folgen am
    [  ]
    eigenen Leibe zu spüren bekommt. Herr Prokurist, ge-
    hen Sie nicht weg, ohne mir ein Wort gesagt zu haben,
    das mir zeigt, daß Sie mir wenigstens zu einem kleinen
    Teil recht geben!“
    Aber der Prokurist hatte sich schon bei den ersten 
    Worten Gregors abgewendet, und nur über die zucken-
    de Schulter hinweg sah er mit aufgeworfenen Lippen
    nach Gregor zurück. Und während Gregors Rede stand
    er keinen Augenblick still, sondern verzog sich, ohne
    Gregor aus den Augen zu lassen, gegen die Tür, aber 
    ganz allmählich, als bestehe ein geheimes Verbot, das
    Zimmer zu verlassen. Schon war er im Vorzimmer, und
    nach der plötzlichen Bewegung, mit der er zum letzten-
    mal den Fuß aus dem Wohnzimmer zog, hätte man glau-
    ben können, er habe sich soeben die Sohle verbrannt. Im 
    Vorzimmer aber streckte er die rechte Hand weit von
    sich zur Treppe hin, als warte dort auf ihn eine geradezu
    überirdische Erlösung.
    Gregor sah ein, daß er den Prokuristen in dieser Stim-
    mung auf keinen Fall weggehen lassen dürfe, wenn da- 
    durch seine Stellung im Geschä nicht aufs äußerste ge-
    fährdet werden sollte. Die Eltern verstanden das alles
    nicht so gut; sie hatten sich in den langen Jahren die
    Überzeugung gebildet, daß Gregor in diesem Geschä
    für sein Leben versorgt war, und hatten außerdem jetzt 
    mit den augenblicklichen Sorgen so viel zu tun, daß ih-
    nen jede Voraussicht abhanden gekommen war. Aber
    [  ]
    Gregor hatte diese Voraussicht. Der Prokurist mußte
    gehalten, beruhigt, überzeugt und schließlich gewonnen
    werden; die Zukun Gregors und seiner Familie hing
    doch davon ab! Wäre doch die Schwester hier gewesen!
     Sie war klug; sie hatte schon geweint, als Gregor noch
    ruhig auf dem Rücken lag. Und gewiß hätte der Proku-
    rist, dieser Damenfreund, sich von ihr lenken lassen; sie
    hätte die Wohnungstür zugemacht und ihm im Vorzim-
    mer den Schrecken ausgeredet. Aber die Schwester war
     eben nicht da, Gregor selbst mußte handeln. Und ohne
    daran zu denken, daß er seine gegenwärtigen Fähigkei-
    ten, sich zu bewegen, noch gar nicht kannte, ohne auch
    daran zu denken, daß seine Rede möglicher- ja wahr-
    scheinlicherweise wieder nicht verstanden worden war,
     verließ er den Türflügel; schob sich durch die Öffnung;
    wollte zum Prokuristen hingehen, der sich schon am
    Geländer des Vorplatzes lächerlicherweise mit beiden
    Händen festhielt; fiel aber sofort, nach einem Halt su-
    chend, mit einem kleinen Schrei auf seine vielen Bein-
     chen nieder. Kaum war das geschehen, fühlte er zum
    erstenmal an diesem Morgen ein körperliches Wohlbe-
    hagen; die Beinchen hatten festen Boden unter sich; sie
    gehorchten vollkommen, wie er zu seiner Freude merk-
    te; strebten sogar darnach, ihn fortzutragen, wohin er
     wollte; und schon glaubte er, die endgültige Besserung
    alles Leidens stehe unmittelbar bevor. Aber im gleichen
    Augenblick, als er da schaukelnd vor verhaltener Bewe-
    [  ]
    gung, gar nicht weit von seiner Mutter entfernt, ihr gera-
    de gegenüber auf

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