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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Hindernis, Gregor jetzt unter besonderem
    Lärm vorwärts; es klang schon hinter Gregor gar nicht
    [  ]
    mehr wie die Stimme bloß eines einzigen Vaters; nun gab
    es wirklich keinen Spaß mehr, und Gregor drängte sich –
    geschehe was wolle – in die Tür. Die eine Seite seines
    Körpers hob sich, er lag schief in der Türöffnung, seine
     eine Flanke war ganz wundgerieben, an der weißen Tür
    blieben häßliche Flecken, bald steckte er fest und hatte
    sich allein nicht mehr rühren können, die Beinchen auf
    der einen Seite hingen zitternd oben in der Lu, die auf
    der anderen waren schmerzha zu Boden gedrückt – da
     gab ihm der Vater von hinten einen jetzt wahrhaig erlö-
    senden starken Stoß, und er flog, heig blutend, weit in
    sein Zimmer hinein. Die Tür wurde noch mit dem Stock
    zugeschlagen, dann war es endlich still.
    
    II.
    Erst in der Abenddämmerung erwachte Gregor aus sei-
    nem schweren ohnmachtsähnlichen Schlaf. Er wäre ge-
     wiß nicht viel später auch ohne Störung erwacht, denn er
    fühlte sich genügend ausgeruht und ausgeschlafen, doch
    schien es ihm, als hätte ihn ein flüchtiger Schritt und ein
    vorsichtiges Schließen der zum Vorzimmer führenden
    Tür geweckt. Der Schein der elektrischen Straßenlam-
     pen lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf
    den höheren Teilen der Möbel, aber unten bei Gregor
    war es finster. Langsam schob er sich, noch ungeschickt
    [  ]
    mit seinen Fühlern tastend, die er erst jetzt schätzen
    lernte, zur Türe hin, um nachzusehen, was dort gesche-
    hen war. Seine linke Seite schien eine einzige lange, un-
    angenehm spannende Narbe und er mußte auf seinen
    zwei Beinreihen regelrecht hinken. Ein Beinchen war 
    übrigens im Laufe der vormittägigen Vorfälle schwer
    verletzt worden – es war fast ein Wunder, daß nur eines
    verletzt worden war – und schleppte leblos nach.
    Erst bei der Tür merkte er, was ihn dorthin eigentlich
    gelockt hatte; es war der Geruch von etwas Eßbarem 
    gewesen. Denn dort stand ein Napf mit süßer Milch
    gefüllt, in der kleine Schnitten von Weißbrot schwam-
    men. Fast hätte er vor Freude gelacht, denn er hatte noch
    größeren Hunger, als am Morgen, und gleich tauchte er
    seinen Kopf fast bis über die Augen in die Milch hinein. 
    Aber bald zog er ihn enttäuscht wieder zurück; nicht
    nur, daß ihm das Essen wegen seiner heiklen linken Sei-
    te Schwierigkeiten machte – und er konnte nur essen,
    wenn der ganze Körper schnaufend mitarbeitete –, so
    schmeckte ihm überdies die Milch, die sonst sein Lieb- 
    lingsgetränk war, und die ihm gewiß die Schwester des-
    halb hereingestellt hatte, gar nicht, ja er wandte sich fast
    mit Widerwillen von dem Napf ab und kroch in die
    Zimmermitte zurück.
    Im Wohnzimmer war, wie Gregor durch die Türspalte 
    sah, das Gas angezündet, aber während sonst zu dieser
    Tageszeit der Vater seine nachmittags erscheinende Zei-
    [  ]
    tung der Mutter und manchmal auch der Schwester mit
    erhobener Stimme vorzulesen pflegte, hörte man jetzt
    keinen Laut. Nun vielleicht war dieses Vorlesen, von
    dem ihm die Schwester immer erzählte und schrieb, in
     der letzten Zeit überhaupt aus der Übung gekommen.
    Aber auch ringsherum war es so still, trotzdem doch
    gewiß die Wohnung nicht leer war. „Was für ein stilles
    Leben die Familie doch führte“, sagte sich Gregor und
    fühlte, während er starr vor sich ins Dunkle sah, einen
     großen Stolz darüber, daß er seinen Eltern und seiner
    Schwester ein solches Leben in einer so schönen Woh-
    nung hatte verschaffen können. Wie aber, wenn jetzt alle
    Ruhe, aller Wohlstand, alle Zufriedenheit ein Ende mit
    Schrecken nehmen sollte? Um sich nicht in solche Ge-
     danken zu verlieren, setzte sich Gregor lieber in Bewe-
    gung und kroch im Zimmer auf und ab.
    Einmal während des langen Abends wurde die eine
    Seitentüre und einmal die andere bis zu einer kleinen
    Spalte geöffnet und rasch wieder geschlossen; jemand
     hatte wohl das Bedürfnis hereinzukommen, aber auch
    wieder zuviele Bedenken. Gregor machte nun unmittel-
    bar bei der Wohnzimmertür halt, entschlossen, den zö-
    gernden Besucher doch irgendwie hereinzubringen oder
    doch wenigstens zu erfahren, wer es sei; aber nun wurde
     die Tür nicht mehr geöffnet und Gregor wartete ver-
    gebens. Früh, als die Türen versperrt waren, hatten alle
    zu ihm hereinkommen

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