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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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auf und rief mit
     lauter Stimme in das Dunkel hinein: „Sehen Sie nur mal
    an, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert!“
    Das Ehepaar Samsa saß im Ehebett aufrecht da und
    hatte zu tun, den Schrecken über die Bedienerin zu ver-
    winden, ehe es dazu kam, ihre Meldung aufzufassen.
     Dann aber stiegen Herr und Frau Samsa, jeder auf seiner
    Seite, eiligst aus dem Bett, Herr Samsa warf die Decke
    über seine Schultern, Frau Samsa kam nur im Nacht-
    [  ]
    hemd hervor; so traten sie in Gregors Zimmer. Inzwi-
    schen hatte sich auch die Tür des Wohnzimmers geöff-
    net, in dem Grete seit dem Einzug der Zimmerherren
    schlief; sie war völlig angezogen, als hätte sie gar nicht
    geschlafen, auch ihr bleiches Gesicht schien das zu be- 
    weisen. „Tot?“ sagte Frau Samsa und sah fragend zur
    Bedienerin auf, trotzdem sie doch alles selbst prüfen und
    sogar ohne Prüfung erkennen konnte. „Das will ich mei-
    nen“, sagte die Bedienerin und stieß zum Beweis Gre-
    gors Leiche mit dem Besen noch ein großes Stück seit- 
    wärts. Frau Samsa machte eine Bewegung, als wolle sie
    den Besen zurückhalten, tat es aber nicht. „Nun“, sagte
    Herr Samsa, „jetzt können wir Gott danken.“ Er be-
    kreuzte sich, und die drei Frauen folgten seinem Bei-
    spiel. Grete, die kein Auge von der Leiche wendete, 
    sagte: „Seht nur, wie mager er war. Er hat ja auch schon
    so lange Zeit nichts gegessen. So wie die Speisen herein-
    kamen, sind sie wieder hinausgekommen.“ Tatsächlich
    war Gregors Körper vollständig flach und trocken, man
    erkannte das eigentlich erst jetzt, da er nicht mehr von 
    den Beinchen gehoben war und auch sonst nichts den
    Blick ablenkte.
    „Komm, Grete, auf ein Weilchen zu uns herein“, sagte
    Frau Samsa mit einem wehmütigen Lächeln, und Grete
    ging, nicht ohne nach der Leiche zurückzusehen, hinter 
    den Eltern in das Schlafzimmer. Die Bedienerin schloß
    die Tür und öffnete gänzlich das Fenster. Trotz des frü-
    [  ]
    hen Morgens war der frischen Lu schon etwas Lauig-
    keit beigemischt. Es war eben schon Ende März.
    Aus ihrem Zimmer traten die drei Zimmerherren und
    sahen sich erstaunt nach ihrem Frühstück um; man hatte
     sie vergessen. „Wo ist das Frühstück?“ fragte der mittle-
    re der Herren mürrisch die Bedienerin. Diese aber legte
    den Finger an den Mund und winkte dann hastig und
    schweigend den Herren zu, sie möchten in Gregors
    Zimmer kommen. Sie kamen auch und standen dann, die
     Hände in den Taschen ihrer etwas abgenützten Röck-
    chen, in dem nun schon ganz hellen Zimmer um Gregors
    Leiche herum.
    Da öffnete sich die Tür des Schlafzimmers, und Herr
    Samsa erschien in seiner Livree an einem Arm seine
     Frau, am anderen seine Tochter. Alle waren ein wenig
    verweint; Grete drückte bisweilen ihr Gesicht an den
    Arm des Vaters.
    „Verlassen Sie sofort meine Wohnung!“ sagte Herr
    Samsa und zeigte auf die Tür, ohne die Frauen von sich
     zu lassen. „Wie meinen Sie das?“ sagte der mittlere der
    Herren etwas bestürzt und lächelte süßlich. Die zwei
    anderen hielten die Hände auf dem Rücken und rieben
    sie ununterbrochen aneinander, wie in freudiger Erwar-
    tung eines großen Streites, der aber für sie günstig aus-
     fallen mußte. „Ich meine es genau so, wie ich es sage“,
    antwortete Herr Samsa und ging in einer Linie mit sei-
    nen zwei Begleiterinnen auf den Zimmerherrn zu. Die-
    [  ]
    ser stand zuerst still da und sah zu Boden, als ob sich die
    Dinge in seinem Kopf zu einer neuen Ordnung zusam-
    menstellten. „Dann gehen wir also“, sagte er dann und
    sah zu Herrn Samsa auf, als verlange er in einer plötzlich
    ihn überkommenden Demut sogar für diesen Entschluß 
    eine neue Genehmigung. Herr Samsa nickte ihm bloß
    mehrmals kurz mit großen Augen zu. Darauin ging
    der Herr tatsächlich sofort mit langen Schritten ins Vor-
    zimmer; seine beiden Freunde hatten schon ein Weil-
    chen lang mit ganz ruhigen Händen aufgehorcht und 
    hüpen ihm jetzt geradezu nach, wie in Angst, Herr
    Samsa könnte vor ihnen ins Vorzimmer eintreten und
    die Verbindung mit ihrem Führer stören. Im Vorzimmer
    nahmen alle drei die Hüte vom Kleiderrechen, zogen
    ihre Stöcke aus dem Stockbehälter, verbeugten sich 
    stumm und verließen die Wohnung. In einem, wie sich
    zeigte, gänzlich unbegründeten Mißtrauen trat Herr
    Samsa mit den zwei Frauen auf den

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