Drucke zu Lebzeiten
Zeit sein werde,
auch einen braven Mann für sie zu suchen. Und es war
ihnen wie eine Bestätigung ihrer neuen Träume und
guten Absichten, als am Ziele ihrer Fahrt die Tochter als
erste sich erhob und ihren jungen Körper dehnte.
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In der Straolonie
„Es ist ein eigentümlicher Apparat“, sagte der Offizier
zu dem Forschungsreisenden und überblickte mit einem
gewissermaßen bewundernden Blick den ihm doch
wohlbekannten Apparat. Der Reisende schien nur aus
Höflichkeit der Einladung des Kommandanten gefolgt
zu sein, der ihn aufgefordert hatte, der Exekution eines
Soldaten beizuwohnen, der wegen Ungehorsam und Be-
leidigung des Vorgesetzten verurteilt worden war. Das
Interesse für diese Exekution war wohl auch in der
Straolonie nicht sehr groß. Wenigstens war hier in
dem tiefen, sandigen, von kahlen Abhängen ringsum
abgeschlossenen kleinen Tal außer dem Offizier und
dem Reisenden nur der Verurteilte, ein stumpfsinniger,
breitmäuliger Mensch mit verwahrlostem Haar und Ge-
sicht und ein Soldat zugegen, der die schwere Kette hielt,
in welche die kleinen Ketten ausliefen, mit denen der
Verurteilte an den Fuß- und Handknöcheln sowie am
Hals gefesselt war und die auch untereinander durch
Verbindungsketten zusammenhingen. Übrigens sah der
Verurteilte so hündisch ergeben aus, daß es den An-
schein hatte, als könnte man ihn frei auf den Abhängen
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herumlaufen lassen und müsse bei Beginn der Exekution
nur pfeifen, damit er käme.
Der Reisende hatte wenig Sinn für den Apparat und
ging hinter dem Verurteilten fast sichtbar unbeteiligt auf
und ab, während der Offizier die letzten Vorbereitungen
besorgte, bald unter den tief in die Erde eingebauten
Apparat kroch, bald auf eine Leiter stieg, um die oberen
Teile zu untersuchen. Das waren Arbeiten, die man ei-
gentlich einem Maschinisten hätte überlassen können,
aber der Offizier führte sie mit einem großen Eifer aus,
sei es, daß er ein besonderer Anhänger dieses Apparates
war, sei es, daß man aus anderen Gründen die Arbeit
sonst niemandem anvertrauen konnte. „Jetzt ist alles
fertig!“ rief er endlich und stieg von der Leiter hinunter.
Er war ungemein ermattet, atmete mit weit offenem
Mund und hatte zwei zarte Damentaschentücher hinter
den Uniformkragen gezwängt. „Diese Uniformen sind
doch für die Tropen zu schwer“, sagte der Reisende,
statt sich, wie es der Offizier erwartet hatte, nach dem
Apparat zu erkundigen. „Gewiß“, sagte der Offizier
und wusch sich die von Öl und Fett beschmutzten Hän-
de in einem bereitstehenden Wasserkübel, „aber sie be-
deuten die Heimat; wir wollen nicht die Heimat verlie-
ren. – Nun sehen Sie aber diesen Apparat“, fügte er
gleich hinzu, trocknete die Hände mit einem Tuch und
zeigte gleichzeitig auf den Apparat. „Bis jetzt war noch
Händearbeit nötig, von jetzt aber arbeitet der Apparat
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ganz allein.“ Der Reisende nickte und folgte dem Offi-
zier. Dieser suchte sich für alle Zwischenfälle zu sichern
und sagte dann: „Es kommen natürlich Störungen vor;
ich hoffe zwar, es wird heute keine eintreten, immerhin
muß man mit ihnen rechnen. Der Apparat soll ja zwölf
Stunden ununterbrochen im Gang sein. Wenn aber auch
Störungen vorkommen, so sind es doch nur ganz kleine
und sie werden sofort behoben sein.“
„Wollen Sie sich nicht setzen?“ fragte er schließlich,
zog aus einem Haufen von Rohrstühlen einen hervor
und bot ihn dem Reisenden an; dieser konnte nicht
ablehnen. Er saß nun am Rande einer Grube, in die er
einen flüchtigen Blick warf. Sie war nicht sehr tief. Zur
einen Seite der Grube war die ausgegrabene Erde zu
einem Wall aufgehäu, zur anderen Seite stand der Ap-
parat. „Ich weiß nicht“, sagte der Offizier, „ob Ihnen
der Kommandant den Apparat schon erklärt hat.“ Der
Reisende machte eine ungewisse Handbewegung; der
Offizier verlangte nichts Besseres, denn nun konnte er
selbst den Apparat erklären. „Dieser Apparat“, sagte er
und faßte eine Kurbelstange, auf die er sich stützte, „ist
eine Erfindung unseres früheren Kommandanten. Ich
habe gleich bei den allerersten Versuchen mitgearbeitet
und war auch bei allen Arbeiten bis zur Vollendung be-
teiligt. Das Verdienst der Erfindung allerdings gebührt
ihm ganz allein. Haben Sie von unserem früheren
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